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150 Biobetriebe sind in der Ökomodellregion

Gemeinden Waging, Taching und Wonneberg zahlen unterschiedliche Beiträge

Projekte: Kommunales Engagement, Öffentlichkeitsarbeit
150 Biobetriebe gibt es in den zehn Gemeinden der Ökomodellregion aktuell. Hier die Kinder vom Biobetrieb Hans und Dorothee Englschallinger aus Kay.
150 Biobetriebe gibt es in den zehn Gemeinden der Ökomodellregion aktuell. Hier die Kinder vom Biobetrieb Hans und Dorothee Englschallinger aus Kay.
© Dorothee Englschallinger
Im Marktgemeinderat Waging am See herrschte Einigkeit, sodass ein einstimmiger Beschluss fiel. Das Tachinger Ratsgremium fasste einen Mehrheitsbeschluss zugunsten der Weiterführung, denn zwei Räte stimmten dagegen. Nicht ganz einig waren sich auch die Wonneberger Räte, drei von ihnen verweigerten ihre Zustimmung. Da die Mehrheit entscheidet, ist der Fortbestand der Ökomodellregion in den kommenden sieben Jahren aber gesichert.

„Beitragskosten von 17 785 € pro Jahr“

„Für die Gemeinde Waging am See würden sich unter den jetzt bekannten Voraussetzungen ab Mai 2022 Beitragskosten zur ÖMR von rund 17.785 Euro pro Jahr ergeben“, informierte Bürgermeister Matthias Baderhuber vor der Abstimmung. Ein Verteilerschlüssel, dem die Einwohnerzahl zugrunde liegt, lege den Kostenanteil der einzelnen Gemeinden fest. Seine Amtskollegin Stefanie Lang teilte mit, dass auf Taching am See jährliche Kosten von etwa 5.926 Euro zukommen. Laut Bürgermeister Martin Fenninger ist Wonneberg mit 4.785 Euro jährlich dabei.

Die ÖMR Waginger See- Rupertiwinkel wurde im Mai 2014 und damit als erste staatlich anerkannte bayerische Ökomodellregion ins Leben gerufen. Sie wird durch das Bayerische Landwirtschaftsministerium gefördert. Der Förderanteil von zunächst 60 Prozent sank im Laufe der Jahre schrittweise nach unten und lag zuletzt bei nur noch 20 Prozent. Das heißt zugleich, dass der Eigenanteil, den die Gemeinden zu tragen hatten, die sich zu diesem Bündnis zusammengeschlossen haben, analog gestiegen ist. Ab April 2022 wäre die Förderphase dann endgültig ausgelaufen. Damit hätten die Gemeinden nach Ablauf der staatlichen Förderung die vollen Kosten übernehmen oder sich von der ÖMR verabschieden müssen. Bei diesen Kosten handelt es sich vorwiegend um Personalkosten, also um Kosten der wenigen Angestellten, die sich um die konkrete Realisierung der einzelnen Projekte kümmern, um allgemeine Arbeitsplatzkosten und um Sachkosten. Die schlagen in diesem Jahr mit 104.640 Euro zu Buche. Durch eine mögliche leichte Anhebung der Arbeitsstunden der Projektmanagerin, durch das Einstellen einer 450-Euro-Kraft und durch Lohnsteigerungen, vor allem aber durch die absinkende Personalkostenförderung klettern die Gesamtkosten im kommenden Jahr auf einen Maximalrahmen von gut 129.000 Euro.

Die Förderphase wurde vor kurzem aber verlängert: Die Ökomodellregionen der ersten Stunde, zu denen neben Ambach Sulzberg, Isental/ Mühldorfer Land, Nürnberg-Nürnberger Land-Roth, Steinwald Allianz auch die Region Waginger See-Rupertiwinkel gehört, haben sich im Januar 2021 zusammengetan, um die erfolgreiche und wichtige Arbeit beim Bayerischen Landwirtschaftsministerium nochmals aufzuzeigen und die Mitverantwortung des Staates bei der Weiterführung miteinzufordern. Die Gespräche sind erfolgreich verlaufen und haben dazu beigetragen, dass die ursprünglich auslaufende Personalkostenförderung auch in den nächsten sieben Jahren erhalten bleibt. Die neue Förderquote beträgt auch weiterhin 20 Prozent.

Zusätzliche Förderung ist möglich

Zusätzlich ist eine neue Förderschiene über das Amt für Ländliche Entwicklung eingerichtet worden. Aus diesem Topf sind jetzt auch Gelder für projektbezogene Vorhaben abrufbar, wenn der Eigenanteil an den Förderprojekten gestemmt werden kann. Die Ökomodellregion mit den Städten und Gemeinden: Laufen, Wonneberg, Tittmoning, Taching am See, Petting, Fridolfing, Saaldorf-Surheim, Teisendorf, Waging am See und Kirchanschöring bietet also weiterhin eine Chance für umstellungswillige Landwirte, Verarbeiter und Vermarkter und unterstützt den Aufbau regionaler Wertschöpfungsketten. Die interkommunale Zusammenarbeit der zehn Gemeinden erleichtert auch den Abruf von Fördermitteln über andere Regionalinitiativen wie Leader, ILE (Integrierte ländliche Entwicklung) oder das Digitale Alpendorf. Zudem trägt sie zu einem innovationsfreundlichen Klima in diesen Gemeinden bei. Nicht zuletzt bietet sich den Gemeinden im Rupertiwinkel mit der ÖMR die Gelegenheit, als ökologisch verantwortungsvoll handelnde Kommunen wahrgenommen zu werden; dies ist ein Alleinstellungsmerkmal in der Region.

Die ÖMR-Waginger See-Rupertiwinkel verzeichnete in den letzten sieben Jahren einen Zuwachs von 8 Prozentpunkten der Biobetriebe auf über 13 Prozent. Das heißt, bei der Gründung der Ökomodellregion gab es circa 50 Biobetriebe in sieben Gemeinden, beim Beitritt dreier neuer Gemeinden 2016 waren die Ausgangszahlen vergleichbar, aktuell sind es 150 Biobetriebe in zehn Gemeinden. Dies entspricht einer Steigerung um mehr als 60 Prozent der Biobetriebe gesamt.

Bei der praktischen Umsetzung von Maßnahmen des bayerischen BioRegio-Programms spielen die insgesamt 27 bayerischen Ökomodellregionen eine wichtige Rolle. Ökomodellregionen sind vom Land geförderte Bündnisse für den Ökolandbau. Sie sollen modellhaft zeigen, wie die Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung von regionalen Bio-Lebensmitteln vorangebracht und erhöht werden können, wodurch sich Chancen für heimische Betriebe ergeben. Nach dem Bayerischen Agrarbericht wirtschafteten im Jahr 2014 rund 6 600 Betriebe in Bayern auf circa 212 000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche nach den Regeln des ökologischen Landbaus. Ende 2020 waren es 9 848 Betriebe, die knapp 375 000 Hektar bestellten. Der Anteil der ökologischen Betriebe hat sich zwar ebenfalls deutlich erhöht, aber nicht so stark wie in der hiesigen ÖMR. Das BioRegio-Programm strebt einen 30- prozentigen Öko-Landbauanteil in Bayern bis zum Jahr 2030 an.

Artikel von Anneliese Caruso aus dem Traunsteiner Tagblatt vom 25.11.2021
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