Manfred Dorn führt seinen Hof im Nebenerwerb und züchtet Original Braunvieh, eine genügsame, an die Region angepasste Zweinutzungsrasse, die in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zugunsten der milchbetonten amerikanischen Rasse "Brown Swiss" fast verdrängt wurde. Wie so oft bedingt die dabei erzielte höhere Milchleistungen Einbußen bei der Fleischqualität und erzeugt auch Probleme beim Tierwohl. Heute sind die „Original Braunen“ neben der Erzeugung von qualitativ hochwertiger Milch und Fleisch, zudem als Landschaftspfleger wieder sehr geschätzt – und dennoch weiterhin rar.
Auch die intensiv betriebene Landwirtschaft im Allgäu ist manchem ein Dorn im Auge. Und so widmet sich die Stiftung KulturLandschaft Günztal, die mehrere Naturschutzprojekte betreut, auch dem Original Braunvieh. Ziel ihrer Initiative „Günztal Weiderind“ ist unter anderem die Erhaltung der Artenvielfalt auf extensiv beweideten Naturschutzflächen. Manfred Dorn, der als einer von acht Landwirten der Initiative angehört, teilt diese Ziele. Zurzeit wird in der Initiative gerade zudem das Thema "Schlachtung mit Achtung" verfolgt. Schlachtung mit Achtung (SMA) ist eine Idee von Thomas Mayer und Sandra Kopf aus Baden-Württemberg. Dabei kommt eine mobile Schlachtanlage zum Einsatz, bei der das Tier behutsam in die Anlage gelockt und dann stressfrei betäubt und anschließend ausgeblutet wird. Um den Vorgang zu dokumentieren, wird er aufgezeichnet. So kann sich jeder, auch der Kunde, überzeugen, dass hier alles getan wird, um die Tiere bis zum letzten Atemzug stressfrei und mit Respekt zu behandeln. Ab Dezember soll, wenn alles nach Plan läuft, SMA auch im Allgäu eine mobile Schlachtanlage anbieten und Manfred will als einer der ersten dabei sein.
Gelegentlich muss Manfred sich von Kollegen anhören, dass seine Landwirtschaft nicht rentabel sei – doch er sagt: "Es geht nicht ums Maximum, sondern ums Optimum für die Natur, die Tiere und den Landwirt. Die Einnahmen lassen sich auch verbessern, wenn man auf der Kostenseite optimiert. Genügsame Tiere, die das überwiegende Jahr draußen verbringen, kosten weniger und bringen dennoch Einnahmen. Ein guter Bauer wirtschaftet in Partnerschaft mit der Natur und soll an der richtigen Stelle auch mal faul, oder besser gesagt arbeitsökonomisch, sein.“ So ist die Landwirtschaft durchaus rentabel, wenngleich der Betrieb schon in der zweiten Generation im Nebenerwerb betrieben wird. Unterstützt wird er dabei vom Vater, der sich ebenfalls rührend um die Tiere kümmert.
Durch den intensiven Austausch mit German Weber, einem der Stiftungsvorstände, der selbst eine Weiderindherde betreut und dadurch „voll dabei ist“, lernt er Philipp Wenz kennen, der im Allgäu den Ruf eines "Kuhflüsterers" hat. Und Manfred wird selbst zu einem Menschen, der die Tiere versteht. Das befähigt ihn zum Beispiel, Stiere zu züchten und mit ihnen umzugehen – und sie auch an andere Betriebe für den Natursprung zu verleihen, statt auf die übliche Methode der künstlichen Befruchtung zu setzen. „Das Tier muss nicht tun, was wir uns einbilden. Wie soll es unsere Intentionen verstehen? Wir müssen das Tier verstehen, und dann fühlt es sich wohl, verstanden und lässt sich lenken“, ist seine Überzeugung. Die Ruhe, die er im Umgang mit den Rindern zeigt, wirkt sich auf die gesamte Herde aus und strahlt auf ihn zurück. So kommt alles wieder in seine ursprüngliche Harmonie.
Auch beim Thema Vermarktung zeigt sich Manfred experimentierfreudig: Gleich sein erster Versuch, über WhatsApp seine Fleischpakete anzubieten, war erfolgreich. Darüber will er sich einen treuen Kundenstamm aufbauen.
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