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Damit das Kalb bei der Kuh bleiben kann

Erfolgreiches Pilotprojekt der Öko-Modellregion Ostallgäu

Projekt: Bio-Milch und Bio-Fleisch
ÖMR OAL
Landwirt erklärt sein System der kuhgebunden Kälberaufzucht
© Anne Roth

Michael Filser ist zufrieden, sogar mehr als das: „Es hat sich so viel aufgetan im ersten Jahr.“ Der Landwirt betreibt einen Bio-Milchviehbetrieb mit rund 50 Milchkühen in Hörmanshofen im Ostallgäu. Im Sommer 2020 entstand die Idee, seine Kälber nicht zur Aufzucht in Mastviehbetriebe wegzugeben, sondern bei sich zu behalten. „Das entspricht viel mehr meinem Selbstverständnis eines Biohofs.“ Bei der Umsetzung stand ihm die Öko-Modellregion Ostallgäu zur Seite – zum Beispiel bei der Erstkalkulation und der Vermarktung. „Noch vor einem Jahr war die Geburt eines männlichen Kälbchens gleichzusetzen mit einem finanziellen Verlust. Heute muss ich mir da keine Sorgen mehr machen.“

Für Lisa Mader, Projektleiterin der Öko-Modellregion Ostallgäu, ist das Pilotprojekt, das von ihrem Vorgänger Florian Timmermann initiiert wurde, zu einer Erfolgsgeschichte geworden: „Ökologisch, regional und ganz nah am Verbraucher. Ein Paradebeispiel.“ Sie hofft, dass dadurch weitere Landwirte animiert werden, auf eine kuhgebundene Kälberzucht umzusteigen und dadurch auch in der Gastronomie und bei den Endverbrauchern eine Bewusstseinsbildung stattfindet.

Zukunftsträchtig

Für Michael Filser ist die Aufzucht zu einem zweiten Standbein geworden, das er weiter ausbauen will. Zwei Tage bleiben die Kälber bei ihren Müttern, dann kommen sie zu den Ammen in ein eigenes Abteil im Stall. Die Mutterkuh hat Sichtkontakt zum Kalb, so gibt es auch keinen Trennungsschmerz zwischen Muttertier und Kalb, berichtet Michael Filser. Die Kälber bleiben dann die nächsten vier bis fünf Monate bei den Ammen, nehmen nach und nach auch Heu und Gras zu sich. Dann werden sie im nur fünf Kilometer entfernten Ruderatshofener Schlachthäusle von einem Metzger fachgerecht zerlegt.

In verschiedenen Paketen vermarktet der Landwirt das Fleisch direkt an seine Kunden und auch an den örtlichen Lebensmitteleinzelhandel wie zum Beispiel „Bei Linders“ in Biessenhofen. Sein erster Kunde und Mitinitiator des Projekts, der Wirt der Hörmanshofener Gastwirtschaft „Stegmühle“, nimmt ihm die ganzen Tiere mitsamt Innereien ab, seit kurzem auch das Chalet-Dorf „Alpzitt“ in Burgberg. Besonders viel Freude macht es Filser, wenn er seinen Gästen am Hof, er bietet über das Portal Landvergnügen drei Wohnmobilstellplätze an, erklären kann, wie Landwirtschaft funktioniert. „Man muss die Leute sensibilisieren, woher die Lebensmittel kommen. Ehrlich und reell. Viele wissen nicht, dass die Kühe nur Milch geben, wenn sie gekalbt haben und was mit den Kälbern passiert.“ Die Gäste nehmen dann die Gelegenheit gerne war und kaufen Fleisch vom Hof. „Kürzer kann der Weg zum Verbraucher gar nicht sein.“

Deutschlandweit nehmen die Initiativen von kuhgebundenen Aufzuchten zu. Bioverbände versuchen ihre Landwirte von dem Konzept zu überzeugen und somit auch den Weg für größere Absatzmärkte vorzubereiten. Filser steht voll dahinter. Inzwischen kreuzt der Landwirt seine Milchkühe zum Teil auch mit alten Rassen wie zum Beispiel dem Original-Allgäuer-Braunvieh. Die männlichen Kälber haben ein besseres Schlachtgewicht und die weiblichen passen im Biobetrieb sehr gut zur Aufzucht.
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