Viele Gemeinden im Landkreis Rosenheim engagieren sich für mehr Artenvielfalt auf den kommunalen Flächen und wollen z.B. Blühflächen mit mehrjährigen und heimischen Pflanzen anlegen. Das Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ und die Annahme des Volksbegehrens durch den Landtag im Jahr 2019 haben gezeigt, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger sowie die Politik Biodiversitäts-fördernde Projekte wünschen. Dies möchte die Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein unterstützen und setzt hierbei auf den praxisorientierten Erfahrungsaustausch.
Nach der Begrüßung durch Stephan Schlier, Erster Bürgermeister der Stadt Bad Aibling und durch Irmi Prankl, Projektmanagerin der Öko-Modellregion Hochries-Kampenwand-Wendelstein berichtete Gärtnermeister Andreas Arnold von seinen Erfahrungen mit Blühflächen. Die Schulung fand im und um den Kurpark in Bad Aibling statt, wo der Gärtnermeister seinen Berufskollegen exemplarisch drei unterschiedliche Flächen vorstellte.
Soll eine Fläche zur Blühfläche werden, sei es laut Arnold am kostengünstigsten, nicht die ganze Fläche neu anzulegen, sondern nur einzelne Streifen zu fräsen. Auf den Frässtreifen könne man dann je nach Bedarf auch Schotter ausbringen und schließlich die Blühmischung aussäen. Gemäht werde dann im Juni oder Juli, wenn die Blumen abgeblüht sind. „Aus dem ersten Schnitt wird Heu gemacht, denn dabei springen die Samenkapseln auf und weitere Samen werden auf der gesamten Fläche verteilt.“, so Arnold. Es könne aber durchaus vorkommen, dass die ein oder andere unerwünschte Art auftauche. So mussten die Aiblinger Bauhofmitarbeiter in der Vergangenheit zum Beispiel Ampfer ausstechen.
Für die Saatgutauswahl sei vor allem der Standort entscheidend, am schönsten und buntesten blühe es aber grundsätzlich an sonnigen Standorten. Die Erfahrung der Aiblinger zeige, dass die ausgebrachte Humusschicht nicht zu dick sein darf, denn sonst wachsen die Pflanzen meterhoch. Das könne dann z.B. zu Problemen bei der Verkehrs- und Wegesicherheit führen. Im späten Herbst werden die Blühflächen dann ein zweites Mal gemäht. Wie das Heu beim ersten Schnitt, wird auch das gesamte organische Material vom zweiten Schnitt von der Fläche abtransportiert. Dies verhindere, dass durch die Pflanzenteile zusätzlicher Stickstoff in den Boden eingetragen wird und die Wiese dadurch unnötig fett wird. „An Straßen- und Gehwegrändern kann es nötig werden, dass ausgemäht werden muss, denn freie Wege und die damit verbundene Sicherheit gehen vor“, so Arnold. Zudem sei es gerade in diesen Bereichen von Vorteil, Streusalz-tolerante Arten auszuwählen.
Wichtig sei, dass man die Bürgerinnen und Bürger mit ins Boot holt. An die Umstellung der Mähhäufigkeit von früher 10-12 Mal im Jahr auf nur noch 2 Mal im Jahr müssten sich auch die Bürgerinnen und Bürger gewöhnen, zumal Wiesen erst im zweiten oder dritten Jahr so richtig bunt blühen. Die anfänglichen Bedenken, dass in den üppigen Blühwiesen viel Müll landet, haben sich bisher nicht bestätigt. „Die meisten Aiblinger erfreuen sich an den Blühwiesen und machen sogar Fotos. Das Engagement zahlt sich insgesamt für Bürgerinnen und Bürger, die Umwelt und auch für die Gemeindekasse aus“. Die Stadt Bad Aibling engagiert sich schon seit fünf Jahren für mehr Biodiversität. Als Pilotgemeinde des Landkreises Rosenheim bewirtschaftet der Aiblinger Bauhof mittlerweile insgesamt 1,2 Hektar an Blühstreifen und -flächen.
Die Mitarbeiter der Bauhöfe der sieben Gemeinden freuten sich über den Erfahrungsaustausch und nahmen gerne Anregungen für die Flächen in den eigenen Kommunen mit.