Von Hand hat Simon Strangmüller vier 50 Meter lange Reihen Mini-Saatkartoffeln in die Erde gelegt, die Pflanzen gehegt und gepflegt und kürzlich die ersten Knollen aus dem Boden geholt. Große und kleine, raue und schöne Exemplare seien dabei gewesen, erzählt er. Um mehr über die rätselhafte 40-jährige Passauer herauszufinden, holten er und die ÖMR-Manager den Kulinarikexperten Robert Bauer ins Boot. Der Wirt und Koch vom Gasthof Bauer in Kirchham, der zugleich 2. Bürgermeister ist, erklärte sich gerne bereit, die alte Kartoffelsorte auf verschiedene Weisen zuzubereiten. Schön angerichtet servierte er Teller mit jeweils vier kleinen Portionen. An neugierigen Verkosterinnen und Verkostern mangelte es nicht: 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Stammtisch der Öko-Modellregion, Managerin Jenny Mähr und Manager Josef Fischer, der Neuhauser Bürgermeister Stephan Dorn, Miriam Dick von der Genussregion Niederbayern sowie Dr. Klaus Fleißner und Ulla Konradl von der LfL in Ruhstorf füllten gerne die Bewertungsbögen aus.
Mit Abstand die meisten Punkte erhielt die 40-jährige Passauer als Bratkartoffel. Dahinter folgten die Wedges und das Püree. Als Pellkartoffel taugt sie weniger, waren sich die „Food-Taster“ einig. Dennoch machte die fast vergessene Sorte Lust auf „mehr“: Fast alle Stammtisch-Teilnehmer bestellten nach der „Vorspeise“ noch ein Gericht aus der (bio-)regionalen Speisekarte, die der Bauer Wirt für den 1. Regional-Genuss-Herbst (bis 20. Oktober) zusammengestellt hat. Nur ein Gelüst blieb unbefriedigt: Zu erfahren, warum die 40-jährige Passauer diesen Namen trägt. „Darüber ist wenig bekannt“, erklärte Klaus Fleißner, eventuell ließe sich in den Archiven des Bistums noch etwas herausfinden. Stephan Mendler von der Solidarischen Landwirtschaft Allerlei in Kirchham begrüßte den Erhalt alter Sorten, würde sich für Anbauversuche aber eine finanzielle Beteiligung von Saatgutfirmen wünschen. Am Ende seien sie es, die aus den Erkenntnissen Profit ziehen würden. Simon Strangmüller jedenfalls hat vor, das nun gewonnene, eigene Pflanzgut in der kommenden Saison wesentlich eher auszubringen und bereits als Frühkartoffeln zu ernten. Er ist überzeugt, dass es Nachfrage für die alte Sorte gibt.
Der Verkostung vorangegangen war eine Betriebsbesichtigung auf dem Geigerhof. Simon und Franziska Strangmüller haben sich auf Legehennen spezialisiert und gaben bereitwillig Einblick in Weide, Stall und Eier-Sortierraum. Damit es ihren 2900 Hühnern gut geht, bekommen sie Bio-Getreide von den eigenen Flächen zum Fressen, dazu Kräuter wie Pfefferminz, Kamille, Eukalyptus und Oregano. Sie haben Beschäftigungsmöglichkeiten in ihren Ställen und – wie im Biobereich vorgeschrieben – Auslauf auf Wiesen. Es gibt nur ein Problem: Aus Angst vor dem Habicht trauen sich die Hühner draußen nicht so recht weg vom Stall. Mit einer Förderung der Öko-Modellregion haben die Strangmüllers deshalb Haselnussbäume gepflanzt. Sobald deren Kronen dichter sind, sollen sie den Hühnern Schutz und Schatten bieten – und sie hinauslocken in das schöne, frische Gras. Vermarktet werden die Kräuter-Eier an Hotels und Restaurants in der Umgebung, im Hofladen und über den Bio-Frischdienst aus Kößlarn im Raum München. Auch die Haselnüsse soll es später im Hofladen geben.