"Wie sehr mir die Landwirtschaft gefehlt hat, bemerkte ich später, als
ich wieder damit zu tun bekam“, erklärt Herbert. Der Onkel war auf der
Suche nach einem Nachfolger und Herbert und Karin gaben dem Projekt als
Quereinsteiger eine Chance.
Damit das Konzept aufgeht, gehen
beide auch weiterhin halbtags zur Arbeit. So soll für das Leben gesorgt
sein und der Hof kann sich erstmal entwickeln, ohne dass jemand davon
leben muss.
Dass sie eigene Wege gehen und das auch können,
bemerkt man, wenn man die beiden mit zu den Milchkühen und Kälbern
begleitet. „Wir wollten eigentlich eine Mutterkuhherde. Aber der
Milchstall und die Tiere waren bereits da. Also suchten wir nach einem
Kompromiss und haben seither eine Milchkuhherde mit muttergebundener
Kälberaufzucht“, erzählt Karin. „Bei der muttergebundenen Kälberaufzucht
werden die frisch geborenen Kälber bei der Mutter gelassen. Kuh und
Kalb bekommen für die ersten Tage eine eigene Box. Danach geht es
gemeinsam in die Mutter-Kind Gruppe, wobei die Kühe zwei Mal am Tag
gemolken werden. Dann, nach ca. einem Monat kommen die Kälber in den
„Kindergarten“. Sie sind also ohne die Muttertiere in einer Gruppe und
dürfen zweimal am Tag zum Saufen zusammentreffen.“ Die beiden sind vom
Konzept begeistert: „Es hat sofort funktioniert. Wir dachten erst, das
klappt vielleicht nur bei den Jungkühen, dass sie ihr Kalb annehmen,
aber auch die alten Kühe haben ihren neuen Job sofort verstanden und
sehr gerne übernommen. Die Kühe haben seither eine richtige Aufgabe und
das scheint ihnen sehr gut zu gefallen.“
Wenn ein Kalb mal nicht
so fit ist, wird es zum Trinken animiert oder es bekommt auch mal einen
Rüffel wenn es zu frech wird. Dadurch, dass die Kälber im ersten Monat
ihre Milch, ganz nach Bedarf, am Euter bekommen und auch durch die
Fürsorge der Mutter, sind sie sehr gesund und man kann die höhere Menge
an Milch, die sie trinken, in den Tierarztkosten wieder einsparen. Die
Zeit die man sonst für die Eimerfütterung braucht, verbringt man
stattdessen mit dem Hin- und Hertreiben der Kühe und Kälber.
„Es
hat sich eine ganz andere Art ergeben, wie wir mit unseren Kühen
arbeiten. Man ist viel enger mit ihnen, lernt sie mit ihren Eigenheiten
sehr genau kennen und muss die Rangordnung sehr gut klären“ ,berichtet
Herbert.
Karin hat auch begonnen, am Hof Gemüse anzubauen.
Vielfalt und viel Leben auf dem Hof das ist das Ziel von Herbert und
Karin. Nach und nach wollen sie sich eine Direktvermarktung ihrer
Produkte aufbauen.
Karin Lischka und Helmut Wurm
Bio-Wurm am Bichlerhof in Bergham
Region