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Christine Mautner

Mut zur Normalität

Christine Mautner
Christine Mautner
© Daniel Delang

Landwirtschaft bedeutet in erster Linie viel Arbeit und viel Verantwortung. Verantwortung für die nachkommenden Generationen durch Bewahren von Bodenfruchtbarkeit, der Wasserqualität, der Biodiversität auf den Wiesen und Äckern. Verantwortung aber auch ganz konkret für die Tiere und das Tierwohl am Hof. „Die Tiere müssen immer gut versorgt sein. Auch das ist eine große Verantwortung. Wenn ein Tier ein gesundheitliches Problem hat, dann gilt es sofort zu handeln, egal welche Uhrzeit und welcher Wochentag.“ Verantwortung tragen die Landwirte auch für die Ernährung der Menschen. Dazu kommen Abhängigkeiten vom sich rasant wandelnden Klima, den schwankenden Preisen am Markt und dem ständigen Wechsel der politischen Rahmenbedingungen. Bei so viel Verantwortung könnte man sich auch abwenden und was anderes machen. Nicht aber Christine Mautner, sie findet Sinn und Erfüllung in dieser Aufgabe. 

Sie ist eine starke Persönlichkeit. Landwirtin wurde sie nicht, weil sie ein Einzelkind wäre oder keine Brüder hat, sondern weil sie immer schon wusste, dass sie Landwirtin werden mag. „Und mit der Zeit haben sich die Dinge so ergeben, dass ich nach meinem Studium der Agrarwissenschaften in Freising tatsächlich wieder auf den elterlichen Hof nach Massing gegangen bin, um ihn zu übernehmen.“ Das war im Jahr 1997. Die Umstellung auf den ökologischen Landbau hat Christine dann 2005 begonnen.

Die Mutterkuhherde, Fleckvieh, Pustertaler und verschiedene Kreuzungen, zählt 145 Tiere. Verkauft werden die Schlachttiere über Bioverbände. Oder sie werden direkt vermarktet, dann erfolgt die Schlachtung der meist weiblichen Jungrinder, der Färsen, beim ortsansässigen Metzger.  Auch gesunde Vermarktungswege vor Ort sind ihr ein Anliegen. „Ich will den normalen Betrieb in echt zeigen, mit seiner Arbeit, aber auch seiner Robustheit und ihn dem Verbraucher wieder näherbringen. Denn wenn die großen Investoren kommen, wird das weder den Lebensmittelpreisen noch der Natur guttun.“ Diese „normale“ Landwirtschaft, wie Christine sie betreibt, brauche mehr Akzeptanz in der Bevölkerung. „Wenn wir Betriebe verlieren und das Land in die Hand profitorientierter Investoren gerät, werden wir unser blaues Wunder erleben“, ist sie sich sicher.

Ihre Kinder Sofia und Jakob interessieren sich beide für die Landwirtschaft und helfen mit. Jakob hält als Hobby sieben unterschiedliche Rassen von Hühnern, deren Eier an der Haustüre reißenden Absatz finden. 120 Hektar, 90 davon Pacht – weil immer mehr Grundbesitzer darauf Wert legen, dass ihr Grund nach den Richtlinien des Ökologischen Landbaus bewirtschaftet wird. Wegen der Trockenheit und für mehr Vielfalt baut sie neuerdings Belugalinsen, Soja, Goldhirse und Emmer an.

Bewahren und nach vorne schauen – die Öffentlichkeit einbeziehen und ein wertschätzendes, aber auch realistisches Bild an die Bevölkerung vermitteln, darin sieht sie ihre Aufgabe. Und die erfüllt sie gleich in zweifacher Hinsicht: in der Politik und als gestandene Biobäuerin.

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