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Sepp Probst

Biovielfalt vom Chiemsee

Probst Sepp im Leinfeld 07.07.2016
Probst Sepp im Leinfeld 07.07.2016
© Byodo
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Die Familie Probst bewirtschaftet die altehrwürdige Hofstelle, die mit Hausnamen „Wimmer“ heißt, in vierter Generation. Grundherren vom „Wimmer“ waren bis zur Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Kirche in Stöttham und das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Baumburg.

1997 hat Sepp die Landwirtschaft von seinen Eltern übernommen. Bis dahin war diese ein reiner Milchviehbetrieb, der 1992 auf ökologische Wirtschaftsweise umgestellt und 1994 nach den Kriterien des Demeter-Verbandes biozertifiziert wurde. Die Milch wird seitdem von den Milchwerken Berchtesgadener Land Chiemgau in Piding abgeholt.

Zum Hof gehören etwa 14 Hektar eigener Grund. Im Laufe der Jahre konnte Sepp Probst fast 100 Hektar dazu pachten, die im Chiemgau liegen. Das war notwendig, weil der ausgebildete Landwirt den Familienbetrieb breiter aufstellen und neben Milchwirtschaft auch Ackerbau betreiben wollte. Daneben übte der Landwirt bis 2021 Waldwirtschaft aus und war obendrein in der Landschaftspflege tätig. Für seine 45 Milchkühe und deren Nachzucht stehen etwa 40 Hektar an Weidefläche und Grünland zur Verfügung. Weil er dem Demeter-Verband angehört, dürfen seine Rinder ihre Hörner behalten.

Auf gut 60 Hektar Ackerfläche baut Sepp Probst bis zu 18 verschiedene Sorten von Getreide und Ölsaaten an. Darunter ist beispielsweise Braugerste, die er an die Teisendorfer Brauerei Wieninger liefert, und der Laufener Landweizen. Diese alte, in den 1970er Jahren wieder entdeckte Kulturpflanze geht an die Biobäckerei Stumhofer in Chieming. Der Landweizen hat viele Vorzüge: er ist sehr langstrohig, wenig pilzanfällig und durch die geringere Bestandsdichte bietet er Platz für selten gewordene Ackerwildkäuter und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt.

Daneben pflanzt Sepp Probst verschiedene Sorten Roggen und Dinkel an. Er liefert diese Sorten seit 2008 an die Demeter Getreide Chiemgau GbR, eine Erzeugergemeinschaft aus etwa dreißig Bauern und Bäckern, die in der Region nach dem Grundsatz der kurzen, nachvollziehbaren Wege wirtschaften. An Urgetreiden baut er Einkorn und Emmer an. Den Emmer liefert er, wie zwei andere Landwirte auch, an einen Kooperationspartner der Ökomodellregion, die Firma Soto aus Bad Endorf, die vegetarische Spezialitäten daraus herstellt.

Sepp Probst schaut sich gern neue Anbaumethoden an und experimentiert im Mischfruchtanbau. Er testet, wie verschiedene Früchte zusammenpassen und sich gegenseitig im Wachstum unterstützen. So hat er schon Sommergetreide mit Leindotter kombiniert, oder Gelbsenf in einer Mischung mit Leguminosen, um nur wenige Beispiele zu nennen. Außerdem probiert er vergessene Sorten aus, wie den Binkel, eine robuste Weizenart, die die Menschen schon vor Tausenden von Jahren anbauten. In unserer Region war dieser Urweizen einst weit verbreitet. Seine Ölsaaten wie Lein und Leindotter gehen zum größten Teil an die Chiemgauer Ölmühle von Johann Niedl. Diese Kulturen sind ebenfalls traditionell hier beheimatet, aber nur selten in der Landschaft zu sehen.

Obwohl die Grenzertragslage im Übergangsbereich zum Dauergrünland nicht die leichtesten Bedingungen bietet, hat Sepp Probst seine Leidenschaft für den Öko-Ackerbau über die Jahrzehnte behalten und an seine Kinder weitergegeben. Eine Tochter wird den Hof voraussichtlich übernehmen.

Aus der Betriebsgeschichte:

1997 Hofübernahme
Sepp Probst übernimmt den 1994 biozertifizierten Milchviehbetrieb von seinen Eltern.

2010 Stallumbau
Damit die Kühe artgerecht untergebracht sind, baut Familie Probst den Stall zu einem Offenstall um.

2018 Anbau alter Getreidesorten
Sepp Probst erweitert sein Portfolio und startet den Anbau von Urgetreidesorten wie Laufener Landweizen, Emmer und Einkorn.

2020 Zusammenarbeit mit Soto
Den Emmer liefert Sepp Probst an die Firma Soto aus Bad Endorf, die vegetarische und vegane Bio-Spezialitäten daraus herstellt.

Kontakt:
Adresse: Josef Probst, Außerlohen 2, 83339 Chieming
Telefon: 08664 929 360
E-Mail: seppprobst@t-online.de
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