Zum ersten Mal baut Bernhard Krautenbacher in diesem Jahr Biobraugerste für die Kooperationsgemeinschaft an. Auf seinem seit 2017 auf die biologische Landwirtschaft umgestellten Betrieb hatte er bereits früher eine konventionelle Braugerste im Anbau. „Die vorhandenen leichten Böden liefern gute Voraussetzungen für den Anbau der gegen Krankheiten robusten Bio-Sommergerste, welche je nach Witterungsbedingungen Mitte März ausgesät und Ende Juli geerntet wird“, erklärte er.
Brauereichef Markus Milkreiter begrüßte Bernhard Krautenbacher als neues Mitglied in der Anbaugemeinschaft. „Wir haben noch Potential, um mindestens zwei bis drei weitere Bio-Landwirte aus der Region in unsere Kooperation aufzunehmen“, möchte Milkreiter die Anbauflächen von 95 Hektar Braugerste innerhalb der Ökomodellregion gern weiter steigern.
„Wir sind auf das Getreide angewiesen, wie es gewachsen ist“, achtet Milkreiter auf beste Qualität seiner Rohstoffe für den Brauvorgang. „Echte Regionalität bedeutet gleichzeitig, dass unsere Rohstoffqualität weniger variabel ist“, so Milkreiter. Für den Zukauf von Malz zur Steuerung gewünschter Braueigenschaften, wie er sonst beim Brauen üblich ist, gebe es nur wenig Spielraum. „Damit ist bei uns wie früher handwerkliche Braukunst gefragt“.
Der Eiweißgehalt der regionalen Bio-Braugerste sei im Gegensatz zu konventioneller Braugerste oder zu nährstoffreichen Böden „im grünen Bereich“. Auch eine Fusarienproblematik, die zum sogenannten „Gushing“ (Überschäumen des Biers) führen kann, sei noch nicht vorgekommen, lobte Milkreiter die Qualitätsparameter der bisher gelieferten Biobraugerste. Er schlug vor, künftig noch mehr auf einen hohen Vollgerstenanteil zu achten, was sich auch positiv auf die Wirtschaftlichkeit des Anbaus auswirken würde. Um eine größere Korngröße zu erreichen, könne eine kleine Zugabe organischer Düngung zum Wachstumsstart beitragen; auch die Stellung der Sommergerste in der Fruchtfolge könne durchaus variiert werden.
Trotz der Corona-Pandemie habe der Absatz von Bio-Bier in seiner Brauerei keinen großen Einbruch erlitten. Durch den hauptsächlichen Vertrieb der Flaschenbiere mit regionaler Herkunft im regionalen Handel seien die Bio-Biere nur wenig von den Schließungen in der Gastronomie betroffen gewesen. Mehr noch hätte sich die „Waginger See Hoibe“ zum Vorreiter-Produkt der Ökomodellregion entwickelt.
Tipps, um Anbaumethoden weiter zu verbessern
Um ihre Anbaumethoden bei der Bio-Braugerste weiter zu verbessern, gaben sich die teilnehmenden Landwirte Tipps. Unter anderem zur organischen Düngung, die im besten Fall im Vierblatt-Stadium der Pflanze oder direkt vor dem Anbau erfolgen sollte. Für viehlose Landwirte, die über keine Gülle oder Mist verfügen, kam der Vorschlag, es nach einer Bodenuntersuchung gegebenenfalls mit einer Schwefelgabe als Nährstoffergänzung auszuprobieren, die auch im Biolandbau bei Bedarf erlaubt ist. Diese könne die Aufnahme des für das Kornwachstum benötigten vorhandenen Stickstoffs im Boden verbessern, sollte aber mit Kalk gemischt werden, um eine Versauerung des Bodens zu vermeiden.
Anbauer von Bio-Braugerste, die sich auf das pflanzenbaulich nicht einfache Experiment einlassen möchten, könnten den Anbau zusammen mit einer Kleegras-Untersaat versuchen, wie sie Andreas Huber aus Wonneberg schon getestet hat. Zum richtigen Zeitpunkt gesät, könne Kleegras oder Weißklee die Braugerste als Stickstofflieferant während der Kornbildungsphase unterstützen, dürfe allerdings nicht über die zarten Braugerste-Pflanzen hinauswachsen.
Ein direkter Anbau von Braugerste auf Mais sollte in der Fruchtfolge vermieden werden und kommt im Biolandbau selten vor, womit zugleich die Gefahr einer Übertragung von Fusarienpilzen kaum gegeben ist. Grundlage für ein gutes Pflanzenwachstum mit möglichst großen Gerstenkörnern sei der Niederschlag, an dem es in den vergangenen Jahren mehr und mehr mangele.
Zudem diskutierten die Landwirte das Thema Beikrautbekämpfung. Da die Bio-Braugerste über ein empfindliches Wurzelwerk verfüge, müsse beim „Striegeln“ des Bodens, einer mechanischen Bearbeitung, exakt auf den Reihenabstand geachtet werden. Die meisten Landwirte bauen die Braugerste ganz ohne Striegeln an und kommen mit dem Unkrautdruck gut zurecht. Das kommt auch Wildvögeln wie der Lerche zugute, die jetzt auch auf dem Acker des Betriebs Krautenbacher mit 2 „Lerchenfenstern“ pro Hektar bessere Brutmöglichkeiten erfährt und auf die beim Striegeln durch Umfahren der Fenster geachtet werden muss.
Eine andere Möglichkeit zur Vermeidung von übermäßiger Unkrautbildung wäre das Ackern vor der Aussaat und dem direkt anschließenden Anbau der Braugerste zur Bodenschließung im Frühjahr. Das ermöglicht den Anbau einer guten Zwischenfrucht über den Winter und damit eine gute Bodenbedeckung, senkt allerdings den Wassergehalt im Frühjahr etwas. Erfahrungsgemäß ist eine abwechslungsreiche Bearbeitung des Bodens in unserer Region sinnvoll, ein Wechsel zwischen Pflug und pflugloser Bearbeitung, da Landwirte mit komplett pflugloser Bodenbearbeitung zwar das Bodenleben fördern, möglicherweise nach einigen Jahren aber mit hartnäckigen Ungräsern auf den Feldern zu tun haben, waren sich die Landwirte einig.
Insgesamt zeigten sich die Landwirte sehr zufrieden mit dem Anbau ihrer Bio-Braugerste, würden allerdings zu gegebenem Zeitpunkt gern einmal eine langstieligere Braugerstensorte ausprobieren. Überlebenswichtig für die Landwirte bleibe als Grundvoraussetzung für den Anbau ein fairer Preis für die Bio-Braugerste, betonte Marlene Berger-Stöckl abschließend.
Artikel von Dorothee Englschallinger, Südostbayerische Rundschau vom 18.03.2022