Wachsen soll auch der Anteil von Biobauern in der Region: Auf rund 30 Prozent hat die Bayerische Staatsregierung ihre Zielvorgabe gesetzt. Doch wie diese Quote erreichen? Gibt es überhaupt schon genug Nachfrage für so viele Bioprodukte? Stichwort: Henne-Ei-Problem. Hier kommt die Ökomodellregion ins Spiel: Sie netzwerkt und versucht durch verschiedene Kooperationen, regionale Abnehmer für die heimische Biobetriebe zu finden.
Neue Kooperation schließt an erfolgreiche Projekte an
Dem neuen Projekt vorangegangen waren beispielsweise bis heute erfolgreiche Kooperationen mit dem Müslihersteller „Barnhouse“ in Mühldorf oder mit der Steiner Brauerei. Mitunter geht es dabei um Sorten, die in der Vergangenheit vom Aussterben bedroht waren – zum Beispiel Lauferner Landweizen. Auch Emmer und Buchweizen sind Getreidesorten, die lange nur selten auf heimischen Speiseplänen standen. Dabei lassen sich viele leckere und vor allem gesunde Produkte daraus zaubern: „Wir stellen zum Beispiel Falafel, aber auch Emmer-Hanf-Bällchen daraus her“, erklärt die SoTo-Geschäftsführerin Maria Schramm. Ihr Unternehmen ist eines der größten Hersteller von Bio-Fertig-Produkten im deutschsprachigen Raum. Gerade während der Coronazeit erlebte SoTo einen gewaltigen Wachstumsschub. Deswegen ist das Unternehmen auf der Suche nach Nachschub an biologisch erzeugtem Getreide aus der Region. Da kam die Anfrage der Ökomodellregion vor rund drei Jahren wie gerufen. „Eigentlich hatten wir zuerst an Speiseerbsen gedacht“, erinnert sich Berger-Stöckl. „Doch dafür fehlte die Erntetechnik.“
Anders bei Emmer (inzwischen liefern die Ökomodell-Bauern 20 Tonnen jährlich), Buchweizen (35 Tonnen) und Hafer (230 Tonnen). Diese Menge verteilt sich auf derzeit 15 Biobauern aus der Region. Das Besondere: Sie alle gehören unterschiedlichen Bio-Anbauverbänden an, also zum Beispiel Biokreis, Naturland, Bioland oder Demeter. „Normalerweise sind wir Biobauern zwar gut vernetzt“, sagt Sepp Probst, der SoTo vor allem Emmer liefert und selbst Demeter angehört. „Aber eigentlich vor allem innerhalb unserer Anbauverbände.“ Durch die Ökomodellregion seien diese „Grenzen“ aufgebrochen worden. „So können wir uns untereinander austauschen, uns gegenseitig Tipps geben und voneinander lernen.“ Etwa, was die Fruchtfolge angeht.
Der Traum: Gemüseanbau aus der Ökomodellregion
Aber nicht nur deshalb kommt die Kooperation so gut an. Ein Vorteil sei außerdem auch die Planungssicherheit, die die Landwirte durch die festen Absatzmengen haben, erklärt Berger-Stöckl. Das gilt im Übrigen auch umgekehrt: SoTo ist froh, lange im Voraus feste Zusagen zu haben. „Eigentlich müssen wir schon ein Jahr im Voraus die Mengen fixieren“, erklärt Thomas Schernthaner, Einkaufschef bei SoTo. Er kommt gerade von der Biofach, der größten Biomesse in Nürnberg. „Dort sind wir immer wieder auf die Kooperation angesprochen worden“, freut sich auch SoTo-Chefin Schramm. Kein Wunder, dass man bei der Ökomodellregion bereits darüber nachdenkt, wie man die Zusammenarbeit noch vertiefen kann. Berger-Stöckls Traum wäre ein biologischer Anbau von Gemüse – auch wenn sie weiß, dass das mit großem Aufwand verbunden ist – ganzjährig vom Lager über den Transport bis zur Kühlung.
Artikel von Johannes Geigenberger, Südostbayerische Rundschau und Passauer Neue Presse (Heimatwirtschaft) vom 25.03.2023