Wie immer brachte Obermeyer auch diesmal recht überraschende Dinge zur Sprache, die er in seiner bodenständigen, leicht verständlichen Art vermittelte. Eines davon gleich zu Beginn seiner Erklärungen, Es sei gut und schön Veganer zu sein, meinte Obermeyer, dabei müsse aber ins Gedächtnis gerufen werden, eine gute Landwirtschaft ohne Tiere sei nicht möglich. Sie würden gebraucht für Bodenzubereitung und Dünger. Zwar könne dabei übertrieben werden, wie mit zu viel Gülle, die bei Massentierhaltung anfalle, aber es komme halt auf die „Dosierung“ und die Art der Ausbringung an. Dabei spiele auch die natürliche Boden-beschaffenheit, tiefer Humus, sandig, steinig etc. eine wichtige Rolle.
Obermeyer setzt beim Anbau seines Getreides auf Sorten, die zwar bekannt sind, aber in der sogenannten „modernen“ Landwirtschaft wenig bis gar nicht genutzt werden. Das erste Feld, zu dem er seine etwa 25 Besucher führte, war mit Braunhirse bebaut. Viele betrachteten Braunhirse als Unkraut, meinte Obermeyer, dabei sei das ein sehr nützliches Getreide. Die Meinung, Braunhirse sei Unkraut, komme daher, weil Braunhirse dazu neige, andere auf dem Feld angebaute Arten zu überwuchern. Weitere Felder, die Obermeyer seinen Besuchern zeigte, waren mit Einkorn, Dinkel, Roggen, Leinsamen und Buchweizen bebaut. Obermeyer gab zu jeder dieser Sorten Interessantes und Wissenswertes zum Besten. So sagte er, alle Weizensorten gingen auf das Einkorn zurück, das schon vor etwa 10000 Jahren in Mesopotamien kultiviert worden sei.
Unter den Feldern war auch eines mit Kartoffeln, zu denen Obermeyer meinte, es sollten nie Früh- und Spätkartoffeln Seite an Seite angebaut werden, denn Frühkartoffel tendierten zu Krankheiten, die sie auf später zu erntende Sorten übertragen würden.
Etwas, das Obermeyer im Laufe der Feldbegehung anprangerte, waren die Versuche von Großkonzernen, Samen-, Pflanzen- und Getreidesorten für sich patentieren zu lassen. Das würde Bauern dazu zwingen, jedes Jahr Samen neu zu kaufen, statt eigene, für den Wiederanbau aufbewahrte zu verwenden. Zudem würde das die Artenvielfalt beeinträchtigen und nur auf einige, von diesen Konzernen zugelassene Sorten beschränken. Diese Samen könnten sich auch für bestimmte Boden- oder Klimaverhältnisse als ungeeignet erweisen und dadurch Erträge verringern, sagte Obermeyer.
Wie schon so viele, stellte sich auch diese Feldbegehung als sehr interessant und informativ heraus und die meisten der Teilnehmer werden sicher an weiteren teilnehmen, um von einem erfahrenen Pionier der Bio-Landwirtschaft mehr erfahren zu können.
Artikel von Alois Albrecht aus der SOR vom 19.07.2018