Busrundfahrt und Festakt in Salz
Der Jubiläumstag startete am Vormittag mit einer Busrundfahrt zu ausgewählten Öko-Kleinprojekten in Rhön-Grabfeld. Die geladenen Gäste – Vertreterinnen und Vertreter aus der Bio-Landwirtschaft, aus der Politik und aus Behörden, Einrichtungen und Vereinen, Wegbegleitende der Öko-Modellregion – durften sich vor Ort von der Umsetzung der Projekte überzeugen. Nach einem leckeren Bio-Mittagsbüfett mit schmackhaften Speisen und Getränken von Bio-Betrieben aus der Region begann der Festakt auf dem Naturlandhof Derleth.
Öko-Quote von 30 Prozent: Rhön-Grabfeld ist auf einem sehr guten Weg
Landrat Thomas Habermann gratulierte zum Geburtstag und blickte zurück – auf den Start und die weitere positive Entwicklung. Er erwähnte das ausgerufene Ziel der Staatsregierung von 30 Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche bayernweit bis zum Jahr 2030. Mit aktuell 21,8 Prozent im Landkreis Rhön-Grabfeld (2018: rund 15 Prozent) liege man hier wirklich gut, so der Landrat. Zum Vergleich: In Bayern liegt die Quote derzeit bei knapp über 13 Prozent, deutschlandweit sind es knapp über 11 Prozent. Der Erfolg liege auch in der Einsicht der Landwirte begründet, Grund und Boden zu bewahren statt nach Gewinnmaximierung zu streben.
Der Landkreischef sieht auch für die kommenden Jahre gutes Potenzial und nannte neben der 30 Prozent-Marke die Bewusstseinsbildung in den Schulen als weiteres wichtiges Ziel.
Jürgen Eisentraut, Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Unterfranken, berichtete rückblickend, dass aus der anfänglichen Skepsis beim einen oder anderen Beteiligten eine Erfolgsgeschichte wurde. Er sprach außerdem die Förderung von Öko-Kleinprojekten durch den Freistaat in ganz Bayern an – alleine im vergangenen Jahr waren es über eine Million Euro.
Abwechslungsreicher Rückblick auf zehn Jahre Öko-Modellregion
Svenja Arbes, Projektmanagerin der Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld, konnte die Zahl in ihrem Rückblick auf den Landkreis herunterbrechen. 29 Öko-Kleinprojekte sind hier bislang mit insgesamt rund 186.000 Euro gefördert worden. Weitere Höhepunkte und Aktionen in den vergangenen Jahren waren und sind die erfolgreiche Bewusstseinsbildung in den Schulen in Form der Bio-Brotbox-Aktion oder P-Seminaren, Kochworkshops, Hofbesichtigungen, die BioRegioRhön oder der Bio-Einkaufsführer. Arbes bedankte sich unter anderem für die Zusammenarbeit und den Austausch mit benachbarten Öko-Modellregionen sowie verschiedensten Akteuren in Rhön-Grabfeld.
Sie richtete zudem Grüße und Dankesworte von Projektmanagerin Maike Hamacher aus, die sich derzeit in Elternzeit befindet. Rhön-Grabfeld sei laut Hamacher eine Region mit vielen Machern, die Mut hätten, ihren Bio-Weg weiterzugehen, auch wenn es Herausforderungen gibt.
„Wurzeln schlagen und gemeinsam in die Zukunft wachsen“
Die Festrede von Maria Hohenester, Geschäftsführerin der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ), stand unter der Überschrift: „Wurzeln schlagen und gemeinsam in die Zukunft wachsen“. So habe auch die Öko-Modellregion in den vergangenen Jahren ihre Wurzeln geschlagen. „Wachstum, Struktur und Netzwerk brauchen Zeit“, betonte Hohenester.
Die ökologische Landwirtschaft sei kein Trend, sondern eine Haltung. Die Bio-Landwirtinnen und Bio-Landwirte in der Region seien das Herzstück und die Wurzeln. „Und ohne Wurzeln keine Öko-Modellregion“, so Maria Hohenester.
Wachstum, das betonte die Geschäftsführerin, bemesse sich nicht nur an Zahlen und Statistiken. Wachsen bedeute auch stärker, widerstandsfähiger und lebendiger zu werden, analog zu einem Baum und seinen Wurzeln. Zum Abschluss der Festrede betonte sie: „Ökologie entsteht dort, wo Menschen Verantwortung tragen.“ Und das nicht aus Zwang, sondern aus einer Haltung heraus. Die Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld sei beispielhaft hierfür.
Bühnengespräch mit verschiedenen Akteuren rundete Festakt ab
Der Festakt endete schließlich mit einem Bühnengespräch, bei dem neben Maria Hohenester Dr. Jörg Geier, Abteilungsleiter der Kreisentwicklung am Landratsamt Rhön-Grabfeld, erzählte, wie das Wirken der Öko-Modellregion auch in die Verwaltung hineinstrahlt. Bio-Landwirt Michael Hartmann aus Weisbach in der Rhön berichtete aus der Praxis und wie wichtig die Bewusstseinsbildung sei, um auf die vielen Bio-Produkte aus dem Landkreis hinzuweisen.
Und Sabine Finger, Küchenleitung am Kindergarten St. Elisabeth in Salz, erzählte schließlich, dass sie einen Teil ihrer Produkte von Bio-Betrieben direkt aus dem Ort und der Umgebung kaufe – die Kinder seien begeistert. Aus finanziellen Gründen könne man leider nicht 100% regionale Bio-Produkte einsetzen. Am Kindergarten in Salz wird viel frisch gekocht und vieles selbst verarbeitet – so könne man Kosten sparen und den Kindern schmeckt es umso besser.
Die Motivation und das Engagement der Menschen in Rhön-Grabfeld – vom Bio-Erzeuger bis in die Küche – geben Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Denn die Öko-Modellregion Rhön-Grabfeld lebt von der gemeinsamen Zusammenarbeit.