Das teilt das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF) als Ergebnis der diesjährigen Antragstellung von sogenannten Agrarumweltmaßnahmen mit, in denen das Kulturlandschaftsprogramm (Kulap) und das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP) zusammengefasst sind. Fast 2.000 neue oder verlängerte Verpflichtungen wurden allein 2020 abgeschlossen. Im Fokus steht dabei mit rund 2.400 Maßnahmen der Erhalt der Artenvielfalt auf unseren Wiesen.
In fast der Hälfte davon verpflichten sich die Landwirte über das Vertragsnaturschutzprogramm zu einem späteren Schnittzeitpunkt von Mähwiesen zwischen dem 01. Juni und dem 01. September. Dadurch können auch die oft selteneren Blumen ausblühen und absamen, und die komplizierte und ökologisch sehr wertvolle Lebensgemeinschaft Wiese kann sich die meiste Zeit des Jahres unbehelligt entwickeln. In die gleiche Richtung gehen auch die Kulap-Maßnahme zur extensiven Grünlandnutzung für Rauhfutterfresser, also Rinder, Schafe oder Ziegen. Hier wird in mehr als 800 Verträgen die Nutzungsintensität auf 1,0 bis 1,76 Großvieheinheiten je Hektar begrenzt und ein Verzicht auf Mineraldüngung verlangt. In gut 300 Fällen haben Landwirte das VNP-Programm zur extensiven Weide gewählt. In diesem Zusammenhang verweist Alfons Leitenbacher, Chef des AELF Traunstein, auf das vom Landwirtschaftsamt propagierten Konzepts der „differenzierten Grünlandnutzung“. Es zielt darauf ab, das grundsätzlich jeder Landwirt neben seinen hochproduktiven Grünlandflächen auch fünf bis zehn Prozent seiner Wiesen ohne spürbare wirtschaftliche Folgen bewusst extensiv bewirtschaften kann. Geeignete, ohnehin magere oder ungünstig geformte Flächen sollte demnach wenig oder gar nicht beziehungsweise nur mit Mist gedüngt und später und seltener gemäht werden. Damit könne man auch in unserem intensiv genutzten Grünlandgürtel ein Mosaik artenreicher und lebendiger Wiesen erhalten.
Einen weiteren Schwerpunkt stellt die bodennahe und damit emissionsarme Ausbringung von Gülle dar. Mehr als 900 mal wurde diese Maßnahme beantragt, die nicht nur Stickstoffverluste, sondern auch unangenehme Gerüche vermeiden hilft.
Nicht so positiv wie erhofft hat sich die Umstellung auf Ökolandbau entwickelt. Obwohl neue Betriebe dazu gekommen sind, tritt der im Volksbegehren „Rettet die Bienen“ geforderte massive Ausbau der sogenannten biologischen Landwirtschaft mit dem Ziel 30 Prozent bis zum Jahr 2030 auf der Stelle. Bedingt durch Betriebsauflösungen und Rückumstellungen gibt es im Bereich des AELF Traunstein heuer nur 3 Biobetriebe mehr als im Vorjahr, der Anteil liegt somit bei rund 14 Prozent. Nach Jahren des deutlichen Wachstums in diesem Segment und vor dem Hintergrund der großen Zustimmung zu den Forderungen des Volksbegehrens empfinden diese Stagnation viele Landwirte sehr enttäuschend. Zahlreiche umstellungswillige Bauern finden keine Vertragspartner, da der Absatz von heimischen Biolebensmitteln, insbesondere von Milchprodukten, nicht in dem Maß zunimmt, wie es von der allgemeinen Grundstimmung her zu erwarten gewesen wäre. „Leider schlägt sich das Verhalten in Abstimmungen oder Umfragen nicht in einem entsprechenden Kaufverhalten nieder“, beklagt daher Alfons Leitenbacher, der Leiter des AELF Traunstein, diese ernüchternde Erkenntnis. „Wer eine ökologischere Landwirtschaft haben möchte, muss auch bewusst so einkaufen, eben, wo es geht, bio und regional!“
Um mehr als 17 Prozent auf 374 Anträge zurückgegangen sind auch die Maßnahmen zum Erhalt von Streuobstbäumen. Möglicherweise greift hier die Sorge mancher Landwirte um die Unterschutzstellung dieser traditionell typischen Obstgärten als Biotope Platz. Diese Entwicklung wäre sehr bedauerlich, da Streuobstwiesen ebenfalls sehr wertvolle Lebensräume darstellen, die zudem unser Landschaftsbild prägen.
Pressemitteilung Nr. 12 vom 02.04.2020, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein