„Simmerl“: Gemüsekiste für zwei Personen
Einer der ersten, der seinen vorbestellten „Simmerl“ in den Händen hält, ist Robert. Seinen Nachnamen möchte er eher ungern in der Zeitung lesen. Beim „Simmerl“ handelt es sich um die kleine Kiste für ein bis zwei Personen, sie enthält Salat, Gurke, Spitzkraut, rote Beete, Radieschen und Fenchel. Der Fridolfinger berichtet, er finde es super zu sehen, wo und unter welchen Bedingungen das Gemüse wächst. Er probiere gerne etwas Neues aus, überzeugt habe ihn, dass die Sachen frisch geerntet in die Kiste kommen.
Als nächster nimmt ein Namensvetter aus Kirchanschöring seinen ersten „Simon“, die größere Variante für bis zu vier Personen, entgegen. Er sei von Biolebensmitteln überzeugt und möchte die regionalen Erzeuger unterstützen. Bisher, sagt er, habe er bei Markus Hagers Selbstbedienungsstand mit Vertrauenskasse unweit der B 20 eingekauft. Weil es den inzwischen nicht mehr gibt, hat er sich für die wöchentliche Abokiste entschieden. Warum er mit diesem Verkaufsstand aufgehört hat, fragen wir den Gemüsebauern. Es habe einfach nicht mehr „gepasst“, umschreibt er diplomatisch die Tatsache, dass von dem Stand einfach zu viel ohne Bezahlung mitgenommen wurde.
Weil ihn viele Fridolfinger angesprochen hätten, dass sie das Biogemüse gerne wieder direkt bei ihm einkaufen würden, machte er sich an die Umsetzung der Abokisten-Idee, deren Inhalt wöchentlich wechselt und die er von Juni bis Weihnachten anbieten wird. „Man kann jederzeit einsteigen, einfach bei mir melden“, sagt er. Rein komme in die Kiste, was gerade Saison hat, betont der 30-Jährige, der 2020 als Quereinsteiger mit dem Gemüseanbau im Nebenerwerb begann. Inzwischen ist der gelernte Landmaschinentechniker im Vollerwerb tätig. Auf drei Hektar Fläche, die er von einem Biolandwirt gepachtet hat, baut er im Freiland und in zwei Gewächshäusern an die 50 verschiedene Kulturen nach den Richtlinien des Naturlandverbandes an. Es gibt Karotten, Zwiebeln, Kartoffeln, Salate, verschiedene Kohlarten, Mangold, Brokkoli, Fenchel, Paprika, Tomaten, Ingwer und vieles mehr.
Betrieb von Grund auf selbst aufgebaut
Die „Gmias-Kistn“ ist freilich nur ein zusätzliches Angebot im Vermarktungsportfolio des Biobauern, der keinen bestehenden Betrieb übernommen hat, sondern sich alles von Grund auf selbst aufgebaut hat und für den Gemüseanbau brennt. Die Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel habe ihn von Anfang an unterstützt. Dank einer Förderung habe er beispielsweise im vergangenen Jahr die Strom- und Wasserversorgung für die Gewächshäuser realisieren können, erklärt er.
Während Markus Hager auf den nächsten Neuabonnenten wartet, spazieren wir zu den Feldern und erfahren nicht nur viel Wissenswertes über den Gemüseanbau, etwa über das Thema gesunde Fruchtfolge, sondern auch über seine weiteren Standbeine. So bietet er seine Produkte auf den Wochenmärkten in Freilassing, Tittmoning und Burghausen an und beliefert einige Großküchen, unter anderem die Salzachklinik Fridolfing.
Sehr gefreut habe ihn unlängst das Feedback des Küchenchefs eines Fridolfinger Betriebsrestaurants. Die Salate seien toll, sie hätten eine gute Blattstruktur und würden auch nach dem Waschen und sogar am nächsten Tag noch gut halten, habe ihm der Koch geschrieben, erzählt der Gemüsebauer am Ende unseres Besuchs und ist schon ein bisschen stolz auf dieses Lob.
Artikel von Karin Kleinert; Südostbayerische Rundschau vom Mittwoch, 18.06.2025