Von den botanischen Besonderheiten der Hülsenfrüchte – auch Leguminosen genannt - erfuhren die Teilnehmenden von Janina Herrmann (ÖMR stadt.land.wü.): Als „wahre Kraftwerke“ können Hülsenfrüchte Stickstoff aus der Luft mit Hilfe von Knöllchenbakterien aufnehmen und seien daher nicht auf synthetischen Stickstoff-Dünger angewiesen, dessen industrielle Herstellung äußerst energieaufwändig ist. Nicht zuletzt deshalb haben sie einen festen Platz in den Fruchtfolgen des Ökolandbaus, der unabhängiger von externen Betriebsmitteln wirtschaften muss. Zu den Hülsenfrüchten zählen neben Linsen, (Kicher-)erbsen, Bohnen und Lupinen auch Bäume und Sträucher wie die Robinie oder der Blauregen.
Warum sich bestimmte Körnerleguminosen außerdem bestens für die menschliche Ernährung eignen, legte Dr. Markus Keller vom Institut für pflanzenbasierte Ernährung dar. Hülsenfrüchte hatten schon immer eine Bedeutung in der Ernährungsgeschichte der Menschheit. So waren sie im alten Ägypten Grundnahrungsmittel. Hierzulande war im Mittelalter insbesondere die Ackerbohne ein wesentlicher Ernährungsbestandteil. Ein Blick auf die Proteinqualitäten verschiedener Lebensmittel zeigt, dass Protein aus Soja sogar eine höhere Wertigkeit als Rindfleisch besitzt. Anschließend räumte Keller mit weiteren Vorurteilen auf: Unerwünschte Inhaltsstoffe in Sojabohnen oder Kichererbsen würden beim Kochen verloren gehen und fielen bei den üblichen Verzehrmengen ohnehin nicht ins Gewicht. So gesehen sei eine ausgewogene Ernährung mit Hülsenfrüchten (Tagesempfehlung Hülsenfrüchte ca. 40 – 50 g Rohgewicht) bestens geeignet, um den Fleischkonsum deutlich zu reduzieren.
Bio-Landwirt Benedikt Endres (Endres GbR/Endres Agrarservice) nahm die Zuhörenden virtuell mit auf seine ökologischen Äcker, die er im südlichen Landkreis Würzburg unter anderem mit Kichererbse, Soja und Co. bewirtschaftet. Für einwandfreie Bio-Speiseware sei die mechanische Beikrautregulierung genauso zentral wie eine sorgfältige Reinigung des Ernteguts. „Am Ende entscheidet aber vor allem das Wetter: Mit dem trockenen Sommer 2023 hatte die Kichererbse keine Probleme, dafür hat der nasse Sommer 2022 ihr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht“, erzählt Endres, der mittlerweile mehrjährige Erfahrung im Anbau mit Körnerleguminosen hat und diese seit kurzem auch über einen eigenen Online-Shop vertreibt.
Zum Abschluss ging es dann vom Acker auf den Teller: Köstliche Inspiration zum Kochen mit Leguminosen gab die leidenschaftliche Hülsenfrüchte-Köchin Cecilia Antoni vom deutschlandweiten Leguminosen Netzwerk: Kichererbsen-Pommes, Linsenbratling, Ackerbohnen-Falafel, Erbsen-Eis, Linsentarte, Aufstriche, Lasagne, weiße-Bohnen-Porridge oder Ackerbohnen-Brownies – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Zusätzlich gab sie Tipps und Tricks zur Aufbewahrung und zum Kochen: Hülsenfrüchte seien nicht roh zu verzehren, getrocknete Hülsenfrüchte vor dem Kochen einzuweichen und am besten mit Salz zu garen.
Hungrig und ein Stück vertrauter mit den kleinen Eiweißwundern – eben mit der Bohne per Du – wurden die Teilnehmenden nach gut zwei Stunden verabschiedet.
Hier können Sie sich die einzelnen Vortäge per Video anschauen:
- Was sind Hülsenfrüchte? (Janina Hermann, Managerin der Öko-Modellregion stadt.land.wü.)
- Bedeutung von Hülsenfrüchten in der Ernährung des Menschen (Dr. Markus Keller, Forschungsinstitut für pflanzenbasierte Ernährung)
- Regionaler Bio-Anbau von Linsen und Kichererbsen in Unterfranken (Benedikt Endres, Endres GbR)
- Kochen mit Hülsenfrüchten (Cecilia Antoni, BeanBeat/LeguNet)