Als sie den Hof bekommen, wissen sie erst wenig damit anzufangen. Dann suchen Freunde nach Räumlichkeiten – sie betreiben in Augsburg das „Rote Pony“, eine Bio-Craftbier-Brauerei – und Manuel bietet kurzentschlossen den alten Stadel an. Damit ist der Grundstein für die kleine, feine regionale Brauerei gelegt, der es neben Handwerk, Geschmack und Geselligkeit auch um Nachhaltigkeit geht. Die Förgs renovieren einen weiteren Teil der Hofstelle für sich und ziehen dorthin. So wird es immer lebendiger an der Hofstelle.
Die Felder sind lange Jahre verpachtet, nur der Vorgarten und die Wiese hinterm Haus gehören anfangs noch zum Anwesen. Stück für Stück kehrt darauf jetzt die Landwirtschaft zurück. Zunächst hilft Katharina Manuels Tanten, den schönen Bauerngarten zu pflegen und entdeckt ihr Händchen für Kräuter. Es folgen Hühner im Wiesenstück hinter dem Garten. „Als Historikerin hatte ich von Anfang an ein Interesse an alten Rassen und Sorten. Wir starteten mit dem Augsburger Huhn, einer alten heimischen Zweinutzungsrasse. Eier zur Selbstversorgung, so dachten wir.“ Und sie hatten Freude damit. Mit dem Garten und mit den Hühnern, die sie durch die Verandatüren beobachten können, rückt die Selbst-Versorgung mit Lebensmitteln wieder ins Bewusstsein. Tag für Tag sehen sie die Flächen, die ihre sind und wiederum nicht. Schließlich entscheiden die beiden gemeinsam, sich die Fläche mit Auslaufen der Pachtverträge wieder zurückzuholen und sie biologisch zu bewirtschaften.
Die historischen Rassen und Sorten sind den beiden ein Herzensanliegen. Langhalmiges Getreide und alte Tierrassen – was sich aus Katharinas Beruf ergibt – wecken das Interesse der Kunden. Aus den wenigen Hühnern hinterm Haus werden rasch drei Hühnermobile, eins für die Hähnchen und zwei für die Hennen. Menschen aus der Nachbarschaft kaufen die Eier gerne. Die beiden genießen das Werkeln am Hof nach der Arbeit. Die Arbeit mit dem Land und den Tieren macht den beiden Quereinsteigern Freude. Ihr Wissen haben sie sich selbst angeeignet. Sie lassen sich von den vielfältigen Aufgaben und der Verantwortung begeistern, die man als Landwirt hat. Die Arbeit mit der Erde verwurzelt und sie fühlen sich durch die Wertschätzung der Kunden bestätigt.
Beim Hofverkauf kommt man mit vielen Nachbarn ins Gespräch. Sie erzählen von ihren Erlebnissen als Junglandwirte, engagieren sich. So sind die Förgs nach und nach in die Landwirtschaft reingerutscht. Wenn aus Städtern Bauern werden, dann verbindet das zwei Lebenswelten, die eigentlich wenig miteinander zu tun haben. Die gefundene Begeisterung teilen sie – im Freundeskreis, beim Verbraucher, in dem Netzwerk aus Gleichgesinnten. Und werden so zu glaubwürdigen Botschaftern für bioregionale Kreisläufe und den Erhalt alter Rassen. Stefanie Posch, eine gute Freundin, überzeugt sie, gemeinsam einen kleinen Hofladen zu starten mit bioregionalem Angebot für die Kunden, die sich so lange Wege ersparen. Bioregionale Versorgung zu Fuß, quasi direkt neben der Brauerei. Das stärkt die Versorgung der Nachbarschaft.
In und um Augsburg entstand über die letzten Jahre ein lebendiges Netzwerk aus Erzeugern, Verarbeitern, Verbrauchern und Gastronomen, die sich einer regenerativen, nicht auf Profitmaximierung, aber dafür auf den Erhalt alter Sorten und Rassen ausgelegten kleinteiligen Landwirtschaft und dem Lebensmittelhandwerk verschrieben haben. Schnell bilden sich Beziehungen zwischen diesen jungen, idealistischen Machern. Sie stärken sich gegenseitig in ihrem Tun und auch ganz konkret, indem sie sich die Waren gegenseitig abnehmen und kleine Kreisläufe wiederbeleben.
Das neueste Projekt ist nun der Einstieg in die Mutterkuhhaltung. Nahe bei den eigenen Feldern gibt es einige Hektar Biotop umrahmt von dichtem Baumbewuchs und Stauden, in deren Mitte sich eine Streuobstwiese befindet. Auf ihr sollen zukünftig eine Allgäuer Braunviehherde eine Heimat finden. Das Fleisch ist jetzt schon gefragt.
Bioland-Hof Förg