Um ihre Interessen hinsichtlich der Vermarktung ihrer Tiere zu wahren und die Kräfte in der Region zu bündeln, gründeten engagierte Schlachtrinder erzeugende Landwirte 1977 die Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Traunstein. Weil dieser Zusammenschluss ein wirtschaftliche Verein (w. V.) ist, handelt dessen Vorstand für seine Mitglieder bestmögliche Konditionen aus. Der Verein hat zudem in den letzten Jahren kontinuierlich in moderne Technik investiert, um sich gut für die Zukunft aufzustellen. So hat er 2015 mit einem Partner, der EG Miesbach, den Schlachthof der Stadt Traunstein abgekauft, den Neubau eines Bürogebäudes und eines Zerlegeraums gestemmt und im Juli 2023 einen mobilen Schlachtanhänger angeschafft.
Die EG Schlachtvieh Traunstein ist sozusagen eine Selbsthilfe-Organisation, deren Mitglieder aus dem Großraum der südostbayerischen Landkreise Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting, Mühldorf, Rosenheim und Erding kommen. 2023 waren es etwa 2500 Mitglieder, darunter viele kleine, familiengeführte Landwirtschaften. Deren Rinder ernähren sich im Sommer überwiegend mit eiweißreichem Gras der Weiden und im Winter mit Heu und Silagefutter. Gut die Hälfte der Betriebe hat sich durch den „Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V.“ (VLOG) zertifizieren lassen, rund 12 Prozent sind biozertifiziert (Stand 2023).
Die EG kauft die Schlachtrinder von den Mitgliedsbetrieben und vermittelt das Fleisch hauptsächlich an den Schlachthofbetreiber und dieser wiederum an den Fleischgroßhandel. Die Landwirte profitieren von fairen Preisen, was in einem Markt, der großen Preisschwankungen unterworfen ist, sehr wichtig ist. Auch die unkomplizierte Abwicklung und die schnelle Auszahlung sind ein Vorteil für die Mitglieder. Zudem überwacht und dokumentiert die EG die Schlachtung stellvertretend für die Erzeugerbetriebe. Sie bietet Qualitätsprogramme an, um durch gesunde Ernährung der Rinder und eine tierwohlgerechten Haltung eine hohe Qualität des Fleisches sicherzustellen. Ihre Philosophie beschreibt die EG als geradlinig, einfach und fair.
Weil sich die EG als Dienstleister versteht, informiert sich das Vieheinkaufsteam laufend über die Preisentwicklung am Markt, was für beide Seiten von Nutzen ist: die Mitglieder bekommen gute Erlöse für ihre Schlachttiere, die Abnehmer haben Liefersicherheit. Zum Team der EG gehören elf Mitarbeiter. Franz Eder ist der Vorsitzende, sein Stellvertreter ist Stefan Leitenbacher.
Zusammen mit dem Tochterunternehmen „Regionalrind Traunstein-Miesbach GmbH“, bei dem auch die EG Miesbach mit ebenfalls etwa 2500 Mitgliedern mit an Bord ist, hat die EG 2015 den Schlachthof der Stadt Traunstein erworben. Diesen hatte die Stadt 1967 zur Versorgungssicherheit ihrer Bürger gebaut. Bis 2008 wurde er durch den Schlächter betrieben. Danach pachteten ihn die EG Traunstein und die EG Miesbach und betrieben zusammen mit dem Schlächter und dem Vermarkter Alpenrind bis 2020 die Schlachtung. Seit März 2020 fungiert das Münchener Unternehmen Attenberger (Almrind) als Schlächter und Vermarkter.
Der Schlachthof, der EU- und Bio-zertifiziert ist, befindet sich im Norden von Traunstein im Gewerbegebiet Kotzinger Straße und damit zentral im Verbandsgebiet. Somit können die Transportzeiten für die Tiere relativ kurz gehalten werden. Pro Tag werden etwa 200 Rinder geschlachtet. Etwa sechzig Mitarbeiter sind beschäftigt. Selbstvermarktende Erzeuger und heimische Metzger können ihre Rinder selbst im Anhänger anliefern und eine Lohnschlachtung in Anspruch nehmen.
Um für Landwirte und Direkt-Vermarkter eine hofnahe Schlachtung zu ermöglichen, hat die EG einen mobilen Schlachtanhänger angeschafft, der im Juli 2023 in Betrieb gegangen ist. Besonders für Biobauern, die das Fleisch ihrer Rinder selbst vermarkten, ist er eine gute Option, die von Anfang an angenommen wurde. Betrieben wird die Schlachtbox in Kooperation mit dem Städtischen Schlachthof Laufen. Gefördert hat ihn die Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel. Die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land beteiligten sich mit einem Zuschuss am Unterhalt und am Betrieb des Anhängers.
Bei der mobilen Schlachtung wird den Tieren viel Stress erspart. Sie werden am Hof, also in gewohnter Umgebung, vor dem Anhänger fixiert und im Beisein eines Tierarztes betäubt und getötet. Anschließend werden die Schlachtkörper zur weiteren Verarbeitung mit dem Anhänger nach Traunstein oder Laufen gebracht.
Mit dem Schlachtanhänger wird die heimische Wertschöpfungskette von (Bio)-Rindfleisch noch zusätzlich unterstützt. Obendrein ist die Vermarktung von Rindfleisch auch für die Kulturlandschaft im Alpenvorland ausgesprochen wichtig. Denn diese über die Jahrhunderte vom Menschen gestaltete Landschaft wird nur erhalten, wenn Nutztiere, allen voran Rinder und andere Wiederkäuer, das Grünland beweiden und Gras in Milch und Fleisch umwandeln.
Erzeugergemeinschaft
für Schlachtvieh Traunstein w. V.
Gewerbegebiet Kotzinger Straße Kotzinger Str. 9A
83278 Traunstein
Telefon: 08 61 / 1 20 41
E-Mail: info@eg-traunstein.de