Bei der Auszeichnung der Gemeinde Kirchanschöring zur „Fair trade“-Gemeinde (Faire Handelsgemeinde) Mitte September war die Ökomodellregion mit einem Infostand vor Ort. Wir gratulieren der Gemeinde und dem zuständigen ILE-Team unter Leitung von Annie Weber, die ihre Projektstelle in der ILE damit erfolgreich abgeschlossen hat, herzlich zu dieser Auszeichnung.
Das „fair trade“-Siegel geht an Produkte, die unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen in ärmeren Ländern hergestellt werden. Ein wachsender Anteil von Produkten mit fairem Siegel etabliert sich nicht nur in Eine Welt-Läden, sondern auch bei den Handelsketten, und mit den Fair trade-towns jetzt auch in den Gemeinden. Immer öfters finden dabei zwei Siegel zusammen, die sich gut ergänzen: die Siegel „Bio“ und „Fair“, in Form des Biofair-Siegels. Denn wenn ich wissen möchte, ob ein Produkt unter guten Bedingungen hergestellt ist, sollte der Umweltaspekt genauso wie der soziale Aspekt beachtet werden.
Wichtig sind faire Arbeitsbedingungen aber nicht nur für landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Kaffee, Kakao, Bananen oder Mangos, die von uns importiert werden. Natürlich sind faire Arbeitsbedingungen auch das A und O für heimische landwirtschaftliche Betriebe. Tierhalter können ein Lied davon singen, dass der agrarpolitische Rahmen der letzten Jahrzehnte leider nicht zu einer echten Honorierung der großen Arbeitsleistung von bäuerlichen Tierhaltern gegenüber großen Ackerbaubetrieben geführt hat. Auch die Leistung von Biobetrieben, die zu höchsten Umweltstandards produzieren und dafür viel Mehrarbeit in Kauf nehmen, wird oft nicht ausreichend und damit fair honoriert.
Ein positives Beispiel, in dem bio und fair vor Ort zusammengefunden haben, ist die Fair trade-Zertifizierung einiger Biomilchprodukte der Molkerei Berchtesgadener Land. Heimische Biomilch findet sich auch in den bekannten GEPA-Schokoladen, die es vielerorts zu kaufen gibt. Aber auch ohne Fair trade-Siegel, das nur in der Kombination mit Südprodukten an heimische Erzeugnisse verliehen wird, sind heimische Bioprodukte fair zum Erzeuger, insbesondere, wenn sie ein Verbandssiegel (Biokreis, Bioland, Naturland oder Demeter) aufweisen.
Nicht zuletzt setzen wir uns als Ökomodellregion für Wertschöpfungsketten ein, bei denen Biobauern von Verarbeitern fair entlohnt werden, so z.B. bei unseren Kooperationen mit der Brauerei Stein, dem Müslihersteller Barnhouse, dem Hersteller vegetarischer Gerichte, SoTo, und in der Zusammenarbeit mit biozertifizierten Lebensmittelhandwerkern wie Bäckern oder Metzgern. Das funktioniert auf Dauer nur, wenn auch der Verarbeiter diesen Mehrpreis vom Kunden zurückbekommt. Oft sind es im Endprodukt nur kleine Margen für den Käufer, die aber einen großen Unterschied für die Beteiligten hin zu einem fairen Rohstoffbezug machen.
Wer auf die Siegel bio und, bei Südprodukten, auch fair im Einkauf achtet, der kann tatsächlich einen Beitrag leisten für eine gerechtere Welt.
Pressemitteilung der Ökomodellregion vom 17.10.2024