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Johann Ellenrieder

Johann Ellenrieder
Johann Ellenrieder
© Benedikt Frommer
Johann Ellenrieder gehört zu den Bio-Pionieren im Projektgebiet (Landkreis Augsburg und Aichach-Friedberg). Nach seiner Lehre übernahm er 1985 den elterlichen Milchviehbetrieb und stellte 1986 auf ökologische Wirtschaftsweise um. Die Motivation dazu kam durch einen 4-tägigen Lehrgang zum Ökolandbau am Ende seiner Lehre. Diese vier Tage haben ihm damals so zu denken gegeben, dass er ohne zu zweifeln umstellte. Und seit 35 Jahren beweist er täglich, dass es auch anders geht, als er damals in der Lehre gelernt hat. Zu Beginn waren vor allem die Hürden beim Absatzmarkt für die biologisch erzeugten Produkte groß, es gab ihn nämlich nicht! Und so musste alles in den konventionellen Markt gegeben werden. Erst seit 1992 kann die Milch über die Andechser Molkerei vermarktet werden.
Seit der Umstellung wuchs der Betrieb stetig an, aufgebende Landwirte in der Nachbarschaft haben ihm weitere Flächen angeboten zur Pacht, „die wussten, dass ich ordentlich auf die Flächen aufpasse“, erzählt Johann Ellenrieder. Seit 10 Jahren verzichtet er in seinem Betrieb komplett auf Kraftfutter auf Getreidebasis, die Bullen und Ochsen werden nur mit eigenem Heu und Grünfutter von den Weiden gemästet. Denn sein Grundsatz ist, sich bei allem was er tut daran zu orientieren, wie es die Natur vorgibt und wie es in der Natur seit Jahrtausenden funktioniert. Und „die Diskussion, dass die Kuh nichts fressen soll, was der Mensch isst, gab es auch schon vor 35 Jahren“, so Ellenrieder. Johann Ellenrieder hat drei Kinder, die alle von der Landwirtschaft begeistert sind und den Betrieb weiterführen wollen. Dabei ist es keine Frage, dass der Betrieb weiter ökologisch bewirtschaftet wird.
Zum BruderOx Projekt ist er über einen bekannten Biolandwirt gekommen und ist von Beginn an mit viel Engagement dabei. Die Begeisterung für das Projekt liegt vor allem bei der Regionalität. Viele Menschen kommen zu ihm und würden gerne das regionale Bio-Rindfleisch kaufen. Doch es gibt im westlichen Landkreis Augsburgs keine Möglichkeit Bio-Fleisch zu kaufen. Um sein eigenes Fleisch zu kaufen, muss er ins 20 km entfernte Augsburg fahren. Daher besteht die Hoffnung, dass über das BruderOx Projekt doch noch eine rollende Metzgerei realisiert werden kann, die genau solche Regionen im Landkreis Augsburg und Aichach-Friedberg anfährt und mit regionalen Bio-Lebensmitteln versorgt. Das größte Problem für das Projekt sieht er in den fehlenden Bio-Metzgern und Fachpersonal – Kundschaft und Lieferanten gäbe es genug.
Für die Landwirtschaft der Zukunft wünscht er sich, dass Tiere nur noch das zu fressen bekommen, was der Mensch nicht verwerten kann, dass es zu einer ehrlichen und transparenten Kommunikation kommt, wie unser System Landwirtschaft funktioniert und dass Bewusstsein darüber entsteht, dass dieses, so wie es jetzt ist, langfristig nicht nachhaltig ist. Wichtig ist ihm auch, „wenn ein Tier schon für uns sterben muss, dann sollten wir auch den Bezug dazu haben und das Tier sollte mit Würde sterben können“. Johann Ellenrieder plädiert für mehr Dorfmetzgereien, weg von den großen industrialisierten Schlachtbetrieben.


Zitat:
„Wenn wir Tiere Schlachten und essen, muss es einen Sinn machen. Und das macht es nur, wenn die Tiere nur das fressen, was wir Menschen nicht verwerten können“
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