Rupert sen. betreibt den Naturland-Hof, zu dem knapp zwanzig Hektar Land gehören, im Haupterwerb. Er hat dreißig Milchkühe und deren Nachzucht, die von Mitte April bis November auf den saftigen Wiesen rund um den Hof grasen. Während der anderen Monate oder wenn es den Tieren im Sommer tagsüber draußen zu heiß ist, steht ihnen ein Liegeboxenlaufstall mit Auslauf zur Verfügung. Die hochwertige Biomilch holen die Milchwerke Berchtesgadener Land aus Piding ab.
Zusätzlich arbeitet der Biobauer im Nebenerwerb als Betriebshelfer beim Maschinenring Laufen und kümmert sich unter anderem darum, dass landwirtschaftliche Betriebe bei Notfällen und in Abwesenheit des Betriebsleiters weitergeführt werden können.
Zusammen mit ihren drei erwachsenen Kindern Elisabeth, Johannes und Rupert jun. ziehen Rosa und Rupert sen. an einem Strang, wenn es um das Thema Biodiversität geht. Mit vielen kleinen und größeren Maßnahmen behalten sie die Artenvielfalt von Flora und Fauna im Blick und tragen so dazu bei, die jahrhundertealte Kulturlandschaft der Region zu bewahren. Sie pflegen die alten Streuobstbäume, die vor der seit Generationen bewirtschafteten Hofstelle stehen, kümmern sich um den liebevoll und vielfältig angelegten Bauerngarten, um einen zusätzlichen Gemüsegarten, der viel zur Selbstversorgung beiträgt, um den Blumenschmuck sowie um wunderschöne Rosensträucher.
Auf den extensiv gepflegten Wiesen der Kochs wird Biodiversität großgeschrieben. Das spiegelt sich auch in ihrem Mähkonzept wider. Die Grünflächen, auf denen die Rinder grasen, werden gar nicht gemäht. Haben die Tiere einen Bereich abgefressen, wird der mobile Zaun umgesteckt. Das eigene Heu macht Rupert jun. ab Mitte Juli unter anderem an steilen, mit Gras und blühenden Wildblumen bewachsenen Hanglagenflächen, die in der Gemeinde Anger liegen.
2019 hat Familie Koch zusammen mit dem Landschaftspflegeverband Berchtesgadener Land eine gut 120 Meter lange, dreireihige Biosphären-Hecke angepflanzt, in der Vögel, Insekten, Kleinsäuger und allerlei anderes Getier einen idealen Lebensraum finden. Solche Hecken sind zudem wertvolle Elemente für die Kulturlandschaft, sie stabilisieren den Grundwasserspiegel und wirken ausgleichend bei Starkregen wie auch bei Trockenheit.
Tochter Elisabeth Koch hat kleine Bereiche in Hofnähe und am Feldrand als naturnahe Biotope gestaltet, zum Beispiel als Totholz- und Steinhaufen, als Teich oder Sandarium. Zudem engagiert sie sich im Verein „Drohnenprojekt – Leben retten e. V.“. Deren Mitglieder befliegen kostenlos Wiesen vor der Mahd, spüren darin liegende Rehkitze auf, bringen sie in Sicherheit und retten damit vielen Tieren das Leben.
Familie Koch liegt nicht nur das Wohl der Wildtiere, sondern auch das der Hoftiere sehr am Herzen. Daher bestellen sie, wenn sie eines ihrer Rinder schlachten lassen wollen, das sogenannte Schlachtmobil, mit dem direkt am Hof geschlachtet wird. Das erspart den Tieren viel Stress, denn sie werden in gewohnter Umgebung und im Beisein eines Tierarztes betäubt und getötet. Anschließend werden die Schlachtkörper zur weiteren Verarbeitung mit dem Anhänger zum Schlachthof Traunstein gebracht. Den mobilen Schlachtanhänger betreibt die Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh Traunstein in Kooperation mit dem Städtischen Schlachthof Laufen. Gefördert hat ihn die Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel (ÖMR).
Auch an Projekten im Bereich Artenvielfalt hat sich Familie Koch schon mit großer Begeisterung beteiligt. Ein besonderes Erlebnis war, wie sie sagen, die Teilnahme an der „Wiesenmeisterschaft 2022“, die vom Bund Naturschutz Bayern in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel ausgerichtet wurde. Für eine ihrer blüten- und artenreichen Wiesen, die sie als Heu für ihre Kühe verwerten, wurden sie mit einem zweiten Platz ausgezeichnet.
Ein schöner Erfolg war auch ihr Hoffest, das die Kochs zusammen mit der ÖMR und weiteren Biobauern und -verarbeitern sowie Verbänden 2024 organisierten. Die riesige Besucherschar bekam einen guten Einblick, wie sich Landwirtschaft und Biodiversität bestens ergänzen können und wie es mit einer naturnahen Wirtschaftsweise möglich ist, gesunde Biolebensmittel zu erzeugen und gleichzeitig etwas für den Erhalt der Artenvielfalt zu tun. Großen Anklang fand auch der von den Kochs eigens für das Hoffest gestaltete Biodiversitätsrundweg entlang von Wiese, Hecke, Waldsaum und dem eigenen naturnahen Mischwald.
Alles in allem betrachtet, ist Familie Koch mit ihrem Bio-Milchviehbetrieb in Guggenberg ein hervorragender Botschafter für die ökologische Landwirtschaft.
Rupert und Rosa Koch
Guggenberg 1
83317 Teisendorf
Tel. 08656 1349