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Benedikt Weis aus Kirchheim bei Tittmoning

Der junge Landwirt engagiert sich für faire Kooperationen bei Bio-Marktfrüchten

Projekte: Bio-Lebensmittel vom Acker, Öffentlichkeitsarbeit
Benedikt Weis aus Kirchheim bei Tittmoning
Benedikt Weis aus Kirchheim bei Tittmoning
© Daniel Delang

Benedikt Weis ist studierter Agraringenieur und in der Agrarberatung tätig. Seine Leidenschaft gehört, wie er sagt, von klein auf der Landwirtschaft. Nachdem er im Grundstudium den Fokus auf Acker- und Pflanzenbau gelegt hatte und er für seinen Masterstudiengang den Ökolandbau als Schwerpunkt wählte, entschied er sich 2014/15, mit der in den 1960er Jahren stillgelegten Landwirtschaft seiner Großeltern wieder anzufangen. Die Großeltern hatten früher Milchkühe, Schweine, Hühner und Pferde.

Die Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise nahm Benedikt 2017 in Angriff, denn er will mit der Natur arbeiten und nicht gegen sie, wie er sagt. Außerdem wollte er nicht mehr von der „Chemie“ abhängig sein, also von mineralischem Dünger und chemischen Spritzmitteln. Nach zweijähriger Umstellungsphase ließ er den Betrieb ab 2017 biozertifizieren. Er trat dem Anbauverband Biokreis bei und wirtschaftet nach dessen Richtlinien. Der Junglandwirt findet, der Ökolandbau leiste insgesamt sehr viel und bringe der Gesellschaft hinsichtlich Grundwasserschutz und Ressourcenverbrauch einen enormen Mehrwert.

Zu dem Anwesen mit dem Hausnamen „Beim Müllner“ gehören ein Mühlengebäude und ein weiteres Gebäude mit einer Säge. Das Ensemble, das zwischen dem Stillbach und den einige Meter höher gelegenen Feldern liegt, stammt in seinem jetzigen Zustand aus dem 19. Jahrhundert. Die erste urkundliche Erwähnung der Hofstelle geht aber viel weiter zurück, laut Benedikt Weis auf das 13. Jahrhundert. Während das Sägewerk Ende der 1940er Jahre stillgelegt wurde, arbeitete Benedikts Großvater bis Anfang der 2000er Jahre als Müller. Er betrieb auch einen kleinen Landhandel für Futtergetreide. Eltern und Großmutter leben in dem stattlichen Wohnhaus, Benedikt hat das daran anschließende, ehemalige Stallgebäude saniert und für sich modern ausgebaut.

Benedikt bewirtschaftet rund 30 Hektar Ackerland. Er baut unter anderem Weizen, Roggen und Dinkel an sowie seit 2021 Speisehafer und seit 2024 Speiseackerbohnen. Seine Ernte vermarktet der junge Landwirt auf unterschiedlichen Wegen. Einen Teil des Bio-Getreides, nämlich Hafer und Ackerbohnen, liefert er über die Antersdorfer Mühle, eine Bio-Mühle in Simbach am Inn, an den Bio-Pionier Soto in Bad Endorf. Die Kooperation mit Soto bringt ihm viel, betont Benedikt, denn das Familienunternehmen ist ein wichtiger und zuverlässiger Partner, der den Erzeugern faire Preise bezahlt. Im Gegenzug dazu bekommt die Firma hochwertige regionale Rohstoffe für die Herstellung ihrer pflanzlichen Bio-Lebensmittel und verankert sich stärker in der Region.

Bereits seit 2017 baut Benedikt Ackerbohnen als Eiweißfuttermittel für Tiere an. Diese Leguminose ist eine schwierige Kulturpflanze, ergänzt der Agraringenieur, wenngleich sie wegen ihrer Fähigkeit zur Bindung von Stickstoff sehr gut für die Fruchtfolge ist. Der Hafer ist ebenfalls fester Bestandteil in der Fruchtfolge des Biobauern, weil er einen kargen Boden gut verträgt und sehr dankbar im Anbau ist. Als weiteren Motor für die Verbesserung der Bodenqualität und die Bildung von Humus baut Benedikt Kleegras an und setzt zusätzlich auf Gülle-/Mist-Kooperationen mit Bio-Milchbauern aus der Umgebung. 

Weil der Trend immer mehr zu eiweißreichen Lebensmitteln aus heimischen Pflanzen geht, entschloss sich der Biobauer 2024, die Ackerbohnen in Form einer bitterstoffarmen Sorte als Speisefrucht anzubauen. Für die Vermarktung konnte er erneut Soto als Kooperationspartner mit ins Boot holen. Die Firma stellt aus den Bohnen Spezialitäten wie orientalische Falafel her. Um Soto eine gewisse Liefermenge zu garantieren, wurde auf Initiative der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel mit mehreren Bauern aus dem Rupertiwinkel und dem Chiemgau die Erzeugergruppe „Speise-Ackerbohnen“ gegründet. Diese bringt für beide Seiten Planungssicherheit: Die Biobauern haben einen festen Abnehmer und die Firma kann die Bohnen fest in ihre Produktpalette einbauen. Benedikt Weis wurde zum Sprecher der Erzeugergruppe gewählt.

Nach seiner Motivation befragt, eine solche nicht einfache Kulturpflanze anzubauen, deren Erträge obendrein stark schwanken, sagt Benedikt Weis: „Auch wenn man als Ackerbauer einen langen Atem braucht, und der Anbau eine Tüftelei ist und Risiken birgt, nehme ich die Herausforderungen gerne an und stecke mein Herzblut in die Arbeit“. Neben der Witterung ist es auch das Beikraut, was dem jungen Landwirt immer wieder zu schaffen macht. Um es effizient zu regulieren, hat er in einen sogenannten Exaktstriegel investiert, den die Ökomodellregion über ihren Öko-Kleinprojektetopf fördern konnte.

 

Benedikt Weis   

Kontaktaufnahme über Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel

Salzburger Str. 32, 83329 Waging am See

Telefon: 08681 / 4005-37

E-Mail: oekomodellregion@waging.de

www.oekomodellregionen.bayern

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