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Bauern warten auf neue Abnahmeverträge

Projekte: Bio-Lebensmittel vom Grünland, Öffentlichkeitsarbeit
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© Öko-Modellregionen
Mit 19 Kühen und 13,5 Hektar ist der Betrieb Gröll vergleichsweise klein und wird vom Inhaber als Vollerwerbsbetrieb bezeichnet, auch wenn es nebenbei weitere Einkommensquellen gibt. Seit acht Jahren wird hier biologisch gewirtschaftet, wobei die Umstellung keine großen Veränderungen mit sich gebracht habe, wie Gröll sagte, weil schon zuvor auf flächendeckenden chemischen Pflanzenschutz und mineralische Düngung verzichtet worden war. Nicht ganz unproblematisch sei es damals aber gewesen, eine Molkerei zu finden. An diese Aussage schloss sich eine rege Diskussion über die aktuelle Situation im Biomilchmarkt an. Wie Marlene Berger-Stöckl, die Managerin der Ökomodellregion, informierte, hätten seit 2016 nur wenige umstellungswillige Betriebe aus der Region einen Abnahmevertrag für Biomilch bekommen. Die zusätzlichen Biomilchmengen müssten erst wieder vom Handel im Markt untergebracht werden, war die Begründung. Doch lege der Biomilchmarkt weiterhin um einige Prozent jährlich zu. Betriebe, die schon längere Zeit auf einen Abnahmevertrag warteten, seien in dieser Situation verunsichert; dies habe die Bemühungen um einen Ausbau biologischer Erzeugung in der Region etwas zurückgeworfen. Allerdings zeichne sich laut Marlene Berger-Stöckl nun langsam eine Besserung der Situation ab, und es bestehe Hoffnung, dass Betriebe, die seit längerer Zeit warten, bald einen Abnahmevertrag bekommen.

Umstellungswillige Betriebe sollten berücksichtigen, dass für 2019/2020 eine Besserung im Biomilchmarkt erwartet wird, so dass zu einer Umstellung mit zwei Jahren Vorlaufzeit bei passenden betrieblichen Voraussetzungen wieder geraten werden könne. Die Kühe auf dem Kroißn-Hof bekommen keinen Mais, sondern vor allem Gras – sie sind den größten Teil des Jahres auf der Weide – und Heu, sowie ein wenig Zuckerschnitzel, Futtergetreidemischung und Körnermais, dazu im Winter oder wenn die Wiesen zu feucht zum Austreiben sind, Grassilage. Ein kleiner Teil der Milch geht – das ist noch eine Besonderheit auf diesem Hof – in die Käseproduktion: Drei Sorten Bioweichkäse werden daraus im Käsereibetrieb von Maria Frisch in Töfenreut, Gemeinde Wonneberg, hergestellt und ab Hof sowie in ausgewählten Läden verkauft, zum Beispiel in der Bäckerei in Otting. Von dem guten Geschmack dieser Käsesorten konnten sich die Besucher nach dem Rundgang am Hof überzeugen.

Betriebsleiter Franz Gröll stellte zu der ganzen Bio-Problematik abschließend nüchtern fest:„Der Kunde hat es in der Hand.“ Wenn mehr Bioprodukte gekauft werden, werden sich Molkereien und damit weitere Bauern entsprechend um orientieren. Von Mutter-Kuh-Haltung zur Ochsenmast Die zweite Station war der Pimperl-Hof von Heinrich und Alice Thaler in Hochreit. Hier handelt es sich um einen Nebenerwerbsbetrieb, der seit 1989 biologisch wirtschaftet wird. Damals waren die Thalers Biopioniere - was einen Hof in der damaligen Zeit eher zu einem Außenseiter werden ließ, wie Heinrich Thaler im Rückblick schilderte. Lange Zeit wurde auf dem 22-Hektar-Betrieb Mutter-Kuh-Haltung betrieben, inzwischen werden Kälber eingekauft und gemästet.

Alice Thaler verdeutlichte gerade an diesem Beispiel die Preisunterschiede zwischen konventionell und biologisch wirtschaftenden Mastbetrieben. Bei biologischen Betrieben werden die Kälber drei Monate lang ausschließlich mit Biovollmilch gefüttert und dürfen danach auf dem Pimperl-Hof rund zweieinhalb Jahre lang rund zehn Monate im Jahr auf der Weide zubringen. Die Mast in intensiv geführten konventionellen Betrieben sieht dagegen so aus, dass die Kälber einige Wochen mit Milchpulver aufgezogen werden und dann mit viel Kraftfutter und Maiseinsatz in kurzer Zeit auf ihr Maximalgewicht gemästet werden – wobei sie meistens in ihren Boxen dicht an dicht stehen; denn die hohe Stückzahl verhindere einen Austrieb auf die Weide.

Nur wenn der viel höhere Aufwand für Bioweidefleisch vom Kunden als Mehrpreis akzeptiert werde, so dass Landwirte mit diesem Betriebszweig ein Einkommen erwirtschaften, werde es künftig auch mehr Bioweidemast geben. Die Familie Thaler hat auf ihren Weiden drei Sorten Kühe: Pinzgauer, Fleckvieh und seit heuer versuchsweise Weißblaue Belgier. Das Fleisch der Ochsen geht an den Oberwirt in Otting, den die Töchter der Familie betreiben, an Chiemgauer Naturfleisch und an den Metzgereibetrieb Heilmaier in Waging. Dabei sei es, wie Heinrich Thaler erläuterte, ziemlich schwierig, gerade bei der Pinzgauer-Rasse ausreichend Kälber zur Mast zu bekommen, weil es nur wenig Betriebe gibt, die diese Rasse züchten. Zum Einkauf müsse man deshalb meist nach Österreich fahren.

Appell: Statt Betriebsaufgabe Flächen extensiv bewirtschaften Die Thalers folgen mit ihrem Betrieb, so arbeitsintensiv dieser neben der Vollzeitarbeit von Heinrich Thaler als Leiter der Gemeindewerke Waging auch sein mag, ihrer Philosophie, die dahin geht, dass sie die Landwirtschaft erhalten und weiterführen wollen – auch wenn sie wohl mit der Verpachtung der Flächen ohne Arbeitsaufwand fast genausoviel Einnahmen hätten. Heinrich Thaler: „Es ist schön, wenn man seine Flächen noch selbst bewirtschaftet und den Duft von frisch gemähtem Gras schmeckt. Das wollen wir erhalten, und das gefällt uns.“ Sein Wunsch wäre es, dass Berufskollegen, die die Milchwirtschaft aufgeben wollen, trotzdem bei der Landwirtschaft bleiben.

Ökomodellregions-Managerin Marlene Berger-Stöckl unterstrich dies: Anstatt dass kleinere Bauern ihren Grund an intensiv wirtschaftende Betriebe verpachten, wäre es wünschenswert, dass sie sich eine extensive Betriebsform suchen, die ihnen ein Grundeinkommen bei vertretbarem Arbeitsaufwand sichert, damit es auch weiterhin möglichst viele bäuerliche Familien gibt. Denn sonst, so ergänzte Thaler, würde nicht selten jeder Graben zugefüllt und jede Hecke beseitigt, Heuflächen, die Deckung für Wildtiere wie Rehe bieten, gerieten zur Seltenheit.
Neben der Ochsenmast verkaufen die Thalers auch Heu aus dem ersten Schnitt an Pferdebetriebe: „Das Gras wird dabei etwas später gemäht, und das Heu ist von wirklich guter Qualität.“ Ihre Tiere werden im Winter nur mit Heu und Silo gefüttert. Der Festmist, der in der kalten Jahreszeit im Stall entsteht, sei ein hervorragender Dünger, der zudem weniger leicht abgeschwemmt werde.
600 Obstbäume auf Streuobstwiesen gepflanzt. Auf dem Weg zurück nach Otting wurde noch eine kleine Streuobstwiese besichtigt, die 2015 auf dem Pfarrgrund neu angelegt worden ist. Dabei berichtete Marlene Berger-Stöckl, dass in der Ökomodellregion mit der jetzt anstehenden Herbstpflanzung bereits 600 Obstbäume gepflanzt wurden; das Ziel seien aber 1500. Von daher würden weitere Grundbesitzer gesucht, die sich an dem Projekt beteiligen wollen. Dabei schlug Heinrich Thaler vor, dass die Pflanzung von Obstbäumen durchaus
auch über die Anlage von gemeindlichen Ausgleichsflächen gefördert werden könnte.

Beim abschließenden gemeinsamen Abendessen beim „Oberwirt“ in Otting wurde das heimische Biorindfleisch verköstigt. Ein Kurzvortrag mit Bildern über die Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel und deren Projekte rundete den Abend ab. Dabei stellte Marlene Berger-Stöckl nochmals das Ziel heraus: biologischen Landbau voranzutreiben, zum einen weil Bedarf an den Produkten bestehe, zum zweiten weil über eine hohe Produktqualität das Einkommen bäuerlicher Betriebe gestärkt werde, und nicht zuletzt auch deshalb, um einen Beitrag für weniger Phosphat im Waginger See zu leisten. Die Vertreter des Forums Ökologie, die die Exkursion in ihr Programm aufgenommen hatten, waren sich einig, dass es künftig sinnvoll sei, noch mehr Verbraucher durch solche Angebote über eine umweltgerechte Landwirtschaft und die Erzeugung hochwertiger Regionalprodukte zu informieren.
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