Petting. Eigentlich wollten hier die Traunsteiner Jagdschüler mit anpacken. Doch die Schulen sind bekanntlich dicht, die Nachwuchsjäger zu Hause. Was also tun? Gemeinsam geht das, sagten sich Familie Schmid, Fachlehrer Klaus Herold und Carsten Voigt vom Landschaftspflegeverband Traunstein. Westlich von Reuten, einem Weiler in der Gemeinde Petting, pflanzten sie mit jungen Helfern über mehrere Stunden rund hundert Bäume, Stauden und Büsche. Als wertvollen Lebensraum für Vögel, Säugetiere und Insekten.
Der Ort ist so schon eine Idylle: Ein Wiesenhang mit Wäldern im Norden und im Süden. Unten der Eisgraben, ganz in der Nähe drei frisch gepflanzte Winterlinden. Dazwischen, gleichsam als zusätzlicher Trittstein der Natur, nun eine Hecke. 20 Meter Pflanzen, eine zehn Meter-Lücke und dann nochmal 30 Meter autochthones Pflanzgut. Bis zu sechs Meter breit soll diese Hecke aus Hasel, Pfaffenhütchen, Weißdorn, Feldahorn, Liguster, Berberitze, Trauben-, Hecken- und Vogelkirsche einmal werden. Mittendrin drei besondere Arten: Acker-, Hunds- und Weinrose.
Mit 70 Prozent wird dieses heimische Pflanzgut vom Freistaat Bayern gefördert; 30 Prozent muss der Landschaftspflegeverband selbst beisteuern. Für die Arbeit sorgen Freiwillige. Studiendirektor Klaus Herold, an der Traunsteiner Berufsschule Fachbetreuer für Agrarwirtschaft, ist mit seinen Schülern alljährlich bei einer solchen Aktion mit dabei. Weil die Schüler mit der Schulschließung heimgereist sind, sind die beiden Kinder von Carsten Voigt, Jonas und Helen, eingesprungen.
Auch die Grundbesitzer Verena und Martin Schmid haben ihren Nachwuchs Celina und Simon animieren können. Verena ist ausgebildete Gartenbäuerin. Das Volksbegehren zum Artenschutz hat sie nicht unterschrieben, gesteht sie in einer Arbeitspause: „Wir wollten selbst etwas tun.“ Durch die Vermittlung der Ökomodellregion ist dann diese Pflanzaktion entstanden.
Der Pächter der Hangwiese hat den Streifen zuvor aufgefräst. In der Heckenlücke darf sich natürlicher Aufwuchs entwickeln; der blütenreiche Krautsaum wird alle zwei Jahre gemäht. Die ausgewachsene Hecke wird später abschnittsweise zurückgeschnitten. Zunächst aber muss sie mit einem Wildschutzzaun vor Verbiss geschützt werden. Dafür steht ein kleiner Bagger bereit, der die Rundpfähle in das Erdreich drücken wird. Familie Schmid wird nach und nach Totholzhaufen aus Gehölzschnitten einbringen. Eine solche Zusammenarbeit macht Carsten Voigt erwartungsfroh: „Durch das Zusammenspiel von Einzelbäumen, Hecke, Krautsaum und Totholz entstehen Lebensräume für Vögel wie Goldammer und Neuntöter.“ Säugetiere wie Mauswiesel, Hase, Reh, Fuchs und Dachs fänden hier ebenso ideale Bedingungen wie Schmetterlinge und Wildbienen.
Daneben sind Beschattung und Windschutz gerade in Trockenzeiten besonders wichtig, ein ausgeglichenes Bodenklima kommt Flora wie Fauna gleichermaßen zugute. Verena Schmid will aber auch das Wildobst nutzen und als Kräuterpädagogin ihren Gästen die Heilkräfte der Natur näherbringen. Dann, wenn auf 350 Quadratmeter ganz in Hofnähe Biotop, Naturgarten und Augenweide gleichermaßen herangewachsen sind.
Artikel aus der SOR und Traunsteiner Tagblatt vom 28.3.2020 von Hannes Höfer
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Der Anmeldeschluss für die nächste Pflanzaktion von Ökomodellregion und Landschaftspflegeverband Traunstein, zu Hecken wie auch Streuobst, ist Mitte Mai!