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Rathauschefs nehmen Kaniber in die Pflicht

Gemeinden sehen die Ökomodellregion positiv und drängen auf eine Finanzierung durch den Freistaat

Projekte: Kommunales Engagement, Öffentlichkeitsarbeit
Der Wadererhof in Teisendorf ist ein Biohof und es wird auch Wert auf die bäuerliche Kultur gelegt.
Der Wadererhof in Teisendorf ist ein Biohof und es wird auch Wert auf die bäuerliche Kultur gelegt.
© Prof. Josef Standl
Starker Rückhalt in den Gemeinden
Die drei BGL-Gemeinden müssen nun demnächst entscheiden, ob sie weiterhin der Ökomodellregion angehören wollen. Eine Umfrage bei den drei Bürgermeistern hat ein positives Stimmungsbild ergeben. Sie wollen aber, dass die Staatsministerin für Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber einen Weg findet, das Projekt weiter zu finanzieren. Sie befürchten, dass eine Auflösung des so erfolgreichen Projektes mit den vielen Initiativen dazu führen würde, dass diese versanden, weil sie noch nicht gefestigt seien. Die Gemeinden sind sich darüber einig, dass das Projekt gut auf dem Weg ist und die Arbeit der Projektleiterin Dipl.-Ing. Marlene Berger-Stöckl wird allerorts als erfolgreich gewürdigt. Allerdings sehen die Gemeinden die Eigenfinanzierung nach einem frühen Auslaufen der Förderungsphase durchaus kritisch und ein weiterer Bestand ist noch nicht gesichert, obwohl Dutzende Initiativen auf den Weg gebracht wurden.

Bürgermeister Andreas Buchwinkler, Saaldorf-Surheim, selbst Biobauer:
„Unser Bestreben sollte klar sein, auch weiterhin der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel anzugehören, weil diese gute Arbeit macht und für die Bauern Programme hat, welche die Landwirtschaft in dieser Region vorwärts bringt. Unsere Gemeinde liegt am Schnittpunkt zwischen der Ökomodellregion und der Biosphärenregion und wir sehen uns sozusagen als Bindeglied zu beiden Organisationen und es geht nur miteinander. Ein wichtiges Ziel muss sein, dass die Staatsministerin für Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, eine Möglichkeit findet, die gut laufenden Programme auch weiterhin entsprechend zu finanzieren. Unsere Gemeinde wird in einer der nächsten Sitzungen in die Beratung einsteigen und zu gegebener Zeit einen entsprechenden Beschluss fassen, nach derzeitigem Stand sehe ich die Entwicklung positiv.“

Bürgermeister Hans Feil, Laufen:
„In unserer Stadt kommen gleich mehrere Programme der Ökomodellregion zur Umsetzung, das hilft letztendlich den Bauern und jenen, die daran teilnehmen. Ich sehe das Wirken positiv und werde der Stadt einen Beschluss in diese Richtung vorschlagen. Voraussetzung soll allerdings sein, dass das Staatsministerium die Förderperiode verlängert, um eine Kostenreduktion zu erreichen“.

Bürgermeister Thomas Gasser, Teisendorf:
„Wir werden in einer der nächsten Sitzungen dieses Thema eingehend behandeln. Wie es im Moment aussieht, streben wir einen lösungsorientierten Beschluss an, weil die Projekte positiv sind. Jedoch muss der Staat die Förderperiode verlängern.

Projekte der Ökomodellregion kommen bei Bauern gut an
Die 2013 geschaffene Öko-Modellregion Waginger See-Rupertiwinkel hat bereits eine große Bandbreite an Projekten umgesetzt, angefangen von der Erzeugung und Verarbeitung über Vermarktung und Gemeinschaftsverpflegung bis hin zur Bildung. Das neueste Projekt, ein gemeinsames touristisches Euregio-Projekt mit der Heumilch-Seenregion im Flachgau.

Für viele Bauern bieten die Projekte eine Plattform, mit der sie ihre zumeist mittel- bis kleinstrukturierten Betriebe weiterentwickeln zu können. Ein starker Verfechter der Ökomodellregion ist der Wadererbauer Matthias Spiegelsperger aus Wimmern in der Gemeinde Teisendorf. Er gehört der Fraktion Bündnis 90/Grüne im Gemeinderat von Teisendorf an und setzt sich für einen Weiterverbleib ein. Der Wadererhof ist Biobetrieb bei „Demeter“ und wirkt wie ein Schmuckkastl: Schön herausgeputzt, überall üppiger Blumenschmuck und rund ums Haus mit Täfelchen, Teller, Töpfe und sonstigem Schmuckbeiwerk, das mit Sinnessprüchen verziert ist. Hier spürt man die Liebe der Bäuerin Marianne zum liebevollen Detail. Neben dem Haus verziert ein schmucker alter Troadkasten mit altem bäuerlichen Handwerksgerät den Vorgarten. Viel Sinn für bodenständiges Bäuerliches im Sinne von Biologischem hat auch der Bauer: Als er dem Artensterben und Klimawandel nicht mehr zusehen konnte, war er einer der Ersten, der auf Biobetrieb umstellte und tut seine Meinung auch außerhalb des Betriebes kund.

Im Betriebsspiegel ist ersichtlich, dass der Hof eine Betriebsfläche von 22 ha aufweist, davon 4 ha in Pacht; davon sind 14 ha Grünland, 2 ha Acker (Roggen, Dinkel, Hafer, Kartoffel, Kleegras) und 6 ha Wald. Im Stall und auf der Weide stehen 15 Milchkühe, 15 Stück Nachzucht und zwei Mastschweine für den Eigenbedarf. Kartoffeln und Schwarzbrot werden ab Hof verkauft.

Matthias Spiegelsperger hatte den Betrieb 1975 übernommen, das Ehepaar hat 1992 geheiratet, laufend wurde der Hof modernisiert und so etwa eine Heutrocknungsanlage installiert. In der Direktvermarktung werden selbstgebackenes Brot und Kartoffel abgesetzt. Das Vieh, vor allem „Pinzgauer“, wird an regionale Schlachtbetriebe geliefert. Die Bäuerin ist Mitglied im Obst- und Gartenbauverein.

Artikel von Prof. Mag. Josef A. Standl aus der Südostbayerischen Rundschau, 03.11.2020
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