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Möglichst bunt soll es blühen

Wiesenmeisterschaft 2022 in der Ökomodellregion „Waginger See-Rupertiwinkel“

Projekte: Öffentlichkeitsarbeit, Gemeinsame Projekte in der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft
Blühende Wiese in Eging bei Taching
Blühende Wiese in Eging bei Taching
© Marianne Sailer-Schneckenpointner
Um den großen Wert der verbliebenen extensiv gepflegten Wiesen und Weiden herauszustellen, hat der BUND Naturschutz (BN) in Bayern gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft einst die Wiesenmeisterschaft ins Leben gerufen. So küren die beiden Organisationen jedes Jahr in einer anderen Region des Freistaates die schönsten Blumenwiesen und Weiden zum Meister und mittlerweile schon zum zwölften Mal. Heuer sind alle Landwirte und Landwirtinnen im Gebiet der Ökomodellregion Waginger See- Rupertiwinkel (ÖMR) aufgerufen, ihr Land in voller Blüte zu präsentieren, einen möglichst großen Artenreichtum nachzuweisen und die Nutzung der Flächen im eigenen Betrieb vorzustellen. Denn bei der Wiesenmeisterschaft sollen jene Landwirte ausgezeichnet werden, die den Aufwuchs buntblühender, artenreicher Wiesen oder Weiden in ihrem Betrieb im Alltag erfolgreich nutzen. Punkte können sie dabei in den Kategorien Naturschutz, Landwirtschaft und Kulturlandschaft sammeln. Die schönsten Wiesen und Weiden werden schließlich mit Preisen bedacht und bei einer Festveranstaltung geehrt.

Interessierte Landwirte können sich ab sofort bewerben. Anmeldeschluss ist der 11. April 2022. Die Anmeldungen werden per Internet, per Fax oder per Post entgegengenommen von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) unter der Internetadresse: www.lfl.bayern.de/, unter der Faxnummer: 08161-8640-5799 oder unter der Postanschrift: Lange Point 12 in 85354 Freising. Eine weitere Anmeldemöglichkeit besteht über die Bund Naturschutz- Landesfachgeschäftsstelle in Nürnberg, die unter Fax 0911- 869568 zu erreichen ist. Berücksichtigung finden auf alle Fälle die ersten 20 Anmeldungen. Pro Betrieb kann man nur eine Fläche registrieren lassen.

Mitmachen dürfen landwirtschaftliche Betriebe, die im Haupt- oder Nebenerwerb im Gebiet der Öko-Modellregion Waginger See-Rupertiwinkel geführt sind. Nicht zugelassen werden jedoch Almen, Streuwiesen, Ausgleichsflächen sowie Flächen des BN, anderer Naturschutzverbände und des Landschaftspflegeverbandes.

Begutachtung im Mai und Juni

Die Landschaftsplanerin Inge Steidl vom BN Bayern begutachtet die gemeldeten Wiesen in den Monaten Mai und Juni 2022 gemeinsam mit dem jeweiligen Landwirt. Die Flächenbewertung erfolgt nach einem Punktesystem. Im Anschluss besucht eine Jury bei einer Rundtour die fünf am besten bewerteten Flächen und entscheidet, welche Wiesen und Weideflächen die Themen Landwirtschaft und Artenvielfalt am besten verbinden.

Die Siegerehrung des Wiesenmeisters erfolgt am 23. September im Rahmen einer festlichen Veranstaltung in einer Gemeinde der ÖMR. Zu gewinnen gibt es unter anderem einen Aufenthalt in einem Bio-Hotel und weitere attraktive Sachpreise, bereitgestellt von den Unterstützerorganisationen des Wettbewerbes, die sich über eine rege Beteiligung freuen würden.

„Mit diesem Wettbewerb wollen wir mehr öffentliches Bewusstsein bei den Verantwortlichen in der Politik und in der Gesellschaft für den Wert artenreicher Wiesen und Weiden schaffen“, sagte die Landwirtschaftsreferentin des Bund Naturschutz, Marion Ruppaner, beim Auftakt der diesjährigen Wiesenmeisterschaft in Waging am See, die heuer coronabedingt online stattfand. Die beiden Gastgeberinnen Marion Ruppaner und Dr. Sabine Heinz vom LfL-Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau hatten zu dieser Videokonferenz auch eine Reihe weiterer Redner und Rednerinnen von Gruppierungen eingeladen, die den Wettbewerb unterstützen. Die beiden Vorstandssprecher der ÖMR, der Bürgermeister der Marktgemeinde Waging am See, Matthias Baderhuber, und seine Amtskollegin aus Taching am See, Stefanie Lang, hießen alle willkommen und freuten sich, dass die Wahl dieses Mal auf ihre Region fiel. Dem schloss sich auch Marlene-Berger Stöckl, die Projektleiterin der ÖMR, an. Zugeschaltet waren Beate Rutkowski, die neue Stellvertreterin im Vorstand des Bund Naturschutz (BN) Bayern, die zugleich Kreisvorsitzende im Landkreis Traunstein ist, und Landschaftsplanerin Inge Steidl vom BN Bayern. Die Rednerrunde wurde ergänzt durch den Leiter vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Traunstein, Alfons Leitenbacher, durch die Biodiversitätsberaterin am Landratsamt Traunstein, Bettina Gschlößl, den Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Traunstein, Jürgen Sandner, und durch den Bürgermeister in Saaldorf Surheim, Andreas Buchwinkler. Buchwinkler gehörte zu den Gewinnern des Wiesenwettbewerbes, den die drei Regionalinitiativen Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel, Integrierte Ländliche Entwicklung (ILE) und die Leader-LAG Traun-Alz Salzachtal im Jahr 2017 ausgerufen hatten. Der Landschaftspflegeverband Traunstein ist aktiver Mitveranstalter für die Wiesemeisterschaft in der Ökomodellregion.

Erhalt der bäuerlichen Landwirtschaft

„Mit der Wiesenmeisterschaft wollen wir den Landwirten signalisieren, dass eine breite Öffentlichkeit ihre Leistungen für den Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft schätzt und würdigt.“ Wiesen und Weiden extensiv und nachhaltig zu nutzen, verlange Erfahrung, Fingerspitzengefühl und nicht zuletzt großes persönliches Engagement, sagte Ruppaner, die sich freute, Vertreter von Organisationen begrüßen zu dürfen, die die diesjährige Wiesenmeisterschaft mit unterstützen. Als Mitwirkende der Onlinebesprechung erläuterten sie gemeinsam und ohne jegliche Ansteckungsgefahr die Bedeutung des Wettbewerbes und riefen zur Teilnahme auf. Obwohl der Boden in der Region ideal sei für blumenreiches Wachstum, gebe es nicht mehr viele von diesen artenreichen Wiesen und Weiden. Diese seien aber nicht nur für die Schönheit der Landschaft wichtig, vielmehr dienten sie auch als Heimat für viele Pflanzen und Tierarten und zum Schutz des Bodens, des Wassers und des Klimas, unterstrich Marion Ruppaner.

Lebensraum für Vögel und Wildtiere

„Die Wiese sollte nicht nur möglichst blüten- und artenreich, sondern auch mindestens 0,5 Hektar groß sein“, informierte Dr. Sabine Heinz zu den Teilnahmebedingungen. „Artenreiche Wiesen und Weiden tragen nicht nur zu einem schönen Landschaftsbild bei und gewähren vielen Vögeln und Wildtieren Lebensraum, der Aufwuchs bietet auch einen höheren Leguminosen- und Kräuteranteil“, betont Sabine Heinz. Sie verwies darauf, dass die Nutzung des Aufwuchses im eigenen Betrieb eine große Rolle bei der Bewertung spiele. Es komme also nicht nur auf den Naturschutz an. „Zum einen sollen viele verschiedene Kräuter und Kleearten auf dem Stück Land wachsen und zum anderen soll der Landwirt eine akzeptable Futtermenge und -qualität aus diesen Wiesen erzielen können“, so Heinz. Neben dem Futterertrag und der Futterqualität frage man auch noch nach dem Kulturlandschaftswert und nach einer zukunftsfähigen Nutzung. „Damit sich eine Wertschöpfungskette ergibt, sollen diese Flächen gebraucht und genutzt werden.“ Zudem achte das Bewertungsgremium auf unerwünschte Arten wie etwa Giftpflanzen. Beate Rutkowski freute sich, „mit diesem Wettbewerb Landwirte in unserer Region auszeichnen zu dürfen, die ihre Flächen auch im Sinne der Artenvielfalt bewirtschaften und damit gleichzeitig besonders wertvolles Futter für ihre Tiere gewinnen“.

Unter dem Aspekt „Wiese ist nicht gleich Wiese“ ging Alfons Leitenbacher auf die Bedeutung der differenzierten Grünlandnutzung ein. Sie helfe Betrieben, ihre ökologische und ökonomische Situation gleichzeitig im Blick zu haben. Durch die auf die Einzelflächen abgestimmte Düngung und Nutzungsfrequenz lasse sich die Grundfutterqualität am Betrieb erhalten und die Arbeitsintensität auf einzelnen Flächen verringern. Extensive Wiesen seien gute Lieferanten für rohfaser- und artenreiches Futter. Heu aus extensiv genutzten Flächen eigne sich unter anderem als Grundfutter für trockenstehende Kühe, Jungvieh und Pferde. Geeignete Flächen für artenreiche Wiesen gebe es genügend. Infrage kämen beispielsweise Randstreifen von Gewässern, Böschungen oder etwa magere und trockene Standorte, sagte Leitenbacher.

Jürgen Sandner möchte Landwirte motivieren, ihre bestehenden blütenreichen Wiesen schonend zu pflegen. „Vielleicht schaffen wir es sogar, weitere Wiesen in diese Richtung zu entwickeln.“ Diesem Wunsch schlossen sich schließlich alle Gesprächsteilnehmer an.

Viele Unterstützer
Die Wiesenmeisterschaft 2022 in der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel (ÖMR) wird unterstützt vom Landschaftspflegeverband Traunstein, der sie mit ausrichtet, vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Traunstein, von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Bayern, der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landespflege in Laufen, vom Bayerischen Bauernverband-Kreisverband Traunstein, vom Biokreis e.V., vom Bioland e.V. und von der Biosphärenregion Berchtesgadener Land. Als Unterstützer wirken auch der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter BDM e.V., Demeter Bayern e. V., die ILE-Zukunftsregion Rupertiwinkel e.V., der Landschaftspflegeverband Biosphärenregion Berchtesgadener Land e. V., der Landkreis Traunstein, die Leader-LAG- Traun-Alz- Salzach, Naturland e.V., das Netzwerk Blühende Landschaft und die Regierung von Oberbayern (Sachgebiet 60/62 Agrarstruktur und Umweltbelange in der Landwirtschaft und vom Sachgebiet Naturschutz) mit. Zum Erfolg des Wettbewerbs beitragen wollen auch die Tourist-Info Waging am See, der Verband der Bayerischen Bienenzüchter e. V. Traunstein und die Städte und Gemeinden der ÖMR: Kirchanschöring, Laufen, Wonneberg, Tittmoning, Taching am See, Petting, Fridolfing, Saaldorf-Surheim, Teisendorf und Waging am See. Die ÖMR kümmert sich unter anderem auch um die Artenvielfalt in der bäuerlichen Kulturlandschaft und unterstützt Projekte für mehr Artenvielfalt in der Flur. „Wir wünschen uns, dass wieder so viele artenreiche landwirtschaftlich genutzte Wiesen gemeldet werden wie bei unserem ersten Wiesenwettbewerb vor fünf Jahren“, hoffen Matthias Baderhuber und Steffi Lang, die beiden Vorstandssprecher der Ökomodellregion.


Artikel von Anneliese Caruso aus der Südostbayerischen Rundschau vom 16.02.2022
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