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Wiesenmeisterschaft 2022 – Blütenpracht in der Ökoregion Waginger See-Rupertiwinkel

Jury unterwegs, um schönste Wiese herauszufinden

Projekte: Öffentlichkeitsarbeit, Streuobst und Artenschutz
Wiesenmeisterschaft 2000 Blühende Wiese
Wiesenmeisterschaft 2000 Blühende Wiese
© Annemarie Räder
Die bayerische Wiesenmeisterschaft wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem BUND Naturschutz (BN) seit 2009 gemeinsam in jeweils einer anderen Region Bayerns ausgerichtet. Mit dem Wettbewerb sollen die Leistungen der Landwirte für die Erhaltung der Artenvielfalt durch die extensive und besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt werden. Die inzwischen elfte Ausgabe des Wettbewerbs findet in der Ökoregion Waging-Rupertiwinkel statt. Insgesamt 23 Landwirte haben sich mit ihren Wiesen angemeldet. Bei der Juryrundfahrt besucht jetzt die Fachjury die Flächen und kürt die schönsten Wiesen.

Alle Wiesen sind ab Anfang Mai von der Landschaftsplanerin Inge Steidl im Auftrag der Veranstalter begangen und anhand eines Punktesystems bewertet worden. Nicht nur die Artenvielfalt auf der Wiese, sondern auch Futterertrag und der kulturlandschaftliche Wert wurden dazu vor Ort erfasst. Aus der erreichten Punktezahl wurden die besten sechs Betriebe ermittelt.

Jurybegehung
In der Jury wirken Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft mit. Es sind dies: Eliane Travers, Regierung von Oberbayern, Höhere Naturschutzbehörde, Alfons Leitenbacher, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein, Maria und Georg Kurz, Landwirt:in aus dem Landkreis Mühldorf, Marlene Berger Stöckl, Managerin der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel, Dr. Sabine Heinz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, Inge Steidl, Landschaftsplanerin, Freising und Annemarie Räder, BUND Naturschutz, Regionalreferentin für Oberbayern, München.

Preisverleihung
Die Platzierung der Betriebe wird erst bei einer Festveranstaltung am Freitag, 23.September 2022 von 10.00 bis ca. 14.00 Uhr im Braugasthof Alte Post Teisendorf bekanntgegeben. Dort werden die Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, der Präsident der LfL, Stefan Sedlmayer, und die stellvertretende Landesvorsitzende des BN, Beate Rutkowski, dabei sein.

Die Preise
Die zwei bestplatzierten Betriebe gewinnen Gutscheine für einen Aufenthalt im Bio-Hotel im Wert von 500 Euro bzw. 300 Euro, alle weiteren beteiligten Betriebe erhalten attraktive Geld- oder Sachpreise, die von den zahlreichen Unterstützerorganisationen bereitgestellt wurden.

Artenreiche Wiesen wichtig für die Artenvielfalt
Extensiv genutzte Wiesen mit reduzierter Düngung und später, nicht so häufiger Mahd gehören zu den artenreichsten Biotoptypen in Bayern.
Doch diese wertvollen Wiesen und Weiden sind stark im Rückgang begriffen. Viele Betriebe haben ihre Tierhaltung abgeschafft. Die anhaltend niedrigen Erzeugerpreise im Milchsektor zwingen die Betriebe vielfach zur intensiven Düngung und häufigen Schnittnutzung. So kommen die Wiesenpflanzen dann nicht mehr zum Blühen - Wiesenblumenstrauß Ade…!
Von den ca. 2.700 in Bayern heimischen Farn- und Blütenpflanzen kommt die Hälfte auf Dauergrünlandflächen vor. 53 Prozent davon sind nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums in ihrem Fortbestand bedroht. Von den Wiesenblumen abhängig sind auch eine Vielzahl von Insekten, wie z.B. Wildbienen. Eine überdurchschnittlich stark gefährdete Tiergruppe sind auch die Tagfalter, von denen in Bayern 59% bedroht sind.

Artenreiche Wiesen brauchen gute Förderung
„Eine attraktive Förderung ist wichtig und muss weiter sichergestellt werden, denn die Landwirte verzichten durch die spätere Mahd und die reduzierte Düngung auf Ertrag und müssen mehr Zeit aufwenden, um z.B. steile Hanglagen zu mähen“, so Beate Rutkowski, stellvertretende Landesvorsitzende des BN.

„Wiederkäuer sind aus Sicht des Naturschutzes sehr wichtig für Ernährung, Klima und Artenschutz. Rinderhaltung auf Basis von Grünfutter liefert Milch und Fleisch guter Qualität, und ist wichtig für eine klimaschonende Ernährung der Zukunft. Denn Kühe, die ohne Kraftfutter ernährt werden, sind keine Nahrungskonkurrenten für den Menschen. Gleichzeitig haben Wiesenböden einen hohen Humusgehalt, in dem auch Kohlenstoff gebunden ist“, ergänzt Annemarie Räder, BN Regionalreferentin für Oberbayern.

Durch die Ausbildung der Ansprechpartner für die Wildlebensraumberatung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten trägt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zur verbesserten Beratung der Landwirte bei. „Sie unterstützt Landwirte beispielsweise bei der ergebnisorientierten Grünlandnutzung, die künftig über Ökoregelungen angeboten werden soll. Dabei sind die Landwirte nicht an strikte Mahdzeitpunkte oder Düngeverbote gebunden, sondern die Artenvielfalt wird über den Nachweis von vier Kennarten direkt honoriert“, erläutert Dr. Sabine Heinz vom Institut für Agrarökologie der LfL.

Für Rückfragen:
Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin
Tel. 0911/81 87 8-20, am Veranstaltungstag mobil unter: 0160-7614336
E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de
http://www.bund-naturschutz.de/themen/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft.html

Dr. Sabine Heinz und Dr. Gisbert Kuhn LfL, Institut für Agrarökologie,
Tel. 08161/8640-5825, am Veranstaltungstag mobil unter: 0163-4013642
sabine.heinz@lfl.bayern.de
http://www.lfl.bayern.de/Wiesenmeisterschaft

Hintergrund
Überblick über die insgesamt beteiligten Betriebe
In der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel haben sich 23 Betriebe an der Wiesenmeisterschaft beteiligt.
Davon halten fünf Betriebe Milchvieh, fünf sind Mutterkuhhalter und vier Rindermastbetriebe. Hinzu kommen sechs Betriebe, die Pferdeheu produzieren bzw. abgeben, zwei Pensionsviehhalter und ein Schafhalter.
Sechs Betriebe wirtschaften im Vollerwerb, und siebzehn sind Nebenerwerbsbetriebe. Zwölf Betriebe wirtschaften ökologisch.

Teilnahme- und Bewertungskriterien:
Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs ihrer Wiesen und Weiden landwirtschaftlich verwerten, und deren Wiese mindestens einen halben Hektar Fläche umfasst.

Naturschutzfachliche Kriterien:
Artenvielfalt: Es wurde die Gesamtzahl an Wiesenblumen – keine Gräser- erhoben. Das Vorkommen seltener Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, wurde zusätzlich honoriert. Außerdem erbrachte die gleichmäßige Verteilung der Arten auf der Wiese einen Zusatzpunkt.
Im „Kulturlandschaftswert“ spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen und Ensembles wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. Kennzeichnend und von kulturhistorischer Bedeutung sind die sog. „Festmist-Blumenwiesen“ der Jungmoränenlandschaft. Kleinflächige Restbestände haben sich insbesondere an Steilhängen und sonnseitigen Terrassenkanten erhalten. Wiesen und Weiden in Hofnähe („Anger“) sind oft von wertvollen Baum- und Strauchhecken eingefasst. Die oft Jahrhunderte alten Bauernhöfe werden nicht selten von Streuobstwiesen oder prächtigen Solitärbäumen begleitet.

Landwirtschaftliche Kriterien:
Hier wurden der Ertrag und eine gute wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses, z.B. durch Verfütterung an den eigenen Viehbestand oder Verkauf, positiv bewertet.
Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Greiskraut) führte zu Punktabzügen.
Außerdem wurde mit dem Kriterium „Zukunftsfähigkeit“ eingeschätzt, welche Chancen die Wiese oder Weide hat auch in den nächsten Jahren in der vorliegenden artenreichen Ausprägung weiter genutzt zu werden.

Weitere Hintergrundinformationen zu den Wiesenmeisterschaften der vergangenen Jahre finden Sie unter: https://www.bund-naturschutz.de/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft

Charakterisierung der Betriebe:
1. Treffpunkt am Betrieb von Matthias und Rosemarie Winkler, Ollerding 1, 84 529, Tittmoning
Milchviehbetrieb im Vollerwerb, Naturland/Demeter, Lieferung an Molkerei Berchtesgadener Land; 40 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 30 ha Grünland.
Extensiv genutzte, artenreiche Glatthaferwiese „Etz“ (0,83 ha) mit schönen Übergängen zu (Wald-) Säumen.
Einschürig, Schnittzeitpunkt 1.7., mit Nachweide.
Kennzeichnende Arten: u. a. Heilziest, Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Pippau, Rauer Löwenzahn, Herbst-Löwenzahn, Hornklee, Vogel-Wicke.

2. Treffpunkt am Betrieb von Martin Rausch, Obere Dorfstr. 5, 83373 Tengling, Weiterfahrt zur „Seefeldwiese“ am Tachinger See
Ackermischbetrieb im Nebenerwerb mit Kalbinnen-Endmast (extensiv auf Heubasis), Tiefmiststall, Sommerweide; 19,6 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 9,5 ha Grünland; Vermietung von Ferienwohnungen.
Extensiv genutzte Feuchtwiese „Seefeld“ (3,3ha), Nutzung als Mähweide: Schnittzeitpunkt 15.6., mit Nachweide im Sommer. Großflächig mit schönen Übergängen zu Röhricht/ Weidengebüsch, Seeblick. Kennzeichnende Arten: u.a. Bach-Nelkenwurz, Kuckuckslichtnelke, Mädesüß, Gelbklee, zum Teil klein-seggenreich.

3. Treffpunkt an der Wiese von Betrieb von Andreas Albanbauer, 83417 Kirchanschöring
Milchviehbetrieb im Vollerwerb, 60 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, davon 45 ha Grünland.
Salbei-Glatthaferwiese mit Übergängen zu Feuchtwiese und Kleinseggenried. Hohe Artenvielfalt auf kleinem Raum. Von dem ca. 2 ha großen „Schmidmeierfeld“ wird nur eine kleinere Teilfläche extensiv mit 2 Schnitten bewirtschaftet, der Rest mit 5 Schnitten. Kein Programm. Kennzeichnende Arten: u.a. Wiesen-Pippau, Herbst-Löwenzahn, Margerite, Kleine Braunelle, Wiesen-Bocksbart, Hornklee, Hopfenklee, Vogelwicke.

4. Treffpunkt an der „Wiese Aich“, von Hubert Hogger, Aich 5a, 83367 Petting
Milchviehbetrieb (Haupterwerb mit 22 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, nur Grünland, Kälber auf Stroh).
Artenreiche Fettwiese mit Übergängen zu Feucht- und Moorwiese, ca. 2 ha, dreischürig mit Nachweide. Vertragsnaturschutz mit Schnittzeitpunkt 15.6., Festmistdüngung erlaubt. Kennzeichnende Arten: u.a. Kohldistel, Wiesen-Pippau, Margerite, Tauben-Skabiose, Kuckucks-Lichtnelke, Hornklee. Gräben mit Hochstaudenflur. Frühlingsaspekt mit Märzenbecher (Frühlings-Knotenblume).

5. Treffpunkt auf der Fläche „Surspeicherdamm Nord“ von Anja und Roman Freimuth, Gallenbach 1, 83367 Petting
Schafhaltung (Graue Gehörnte Heidschnucke) im Nebenerwerb mit 4 ha Grünland (Pachtflächen), Direktvermarktung ab Hof/ Gastronomie.
Artenreiche Glatthaferwiese in steiler Hanglage, Portionsweide ab Ende August, Nutzungsvereinbarung mit Wasserwirtschaftsamt Traunstein (seit vier Jahren beweidet). Kennzeichnende Arten: u.a. Büschel-Glockenblume, Wiesen-Glockenblume, Wiesen-Flockenblume, Witwenblume, Margerite, Hohe Schlüsselblume, Hornklee, Vogelwicke, verschiedene Orchideen (Knabenkraut, Zweiblatt)

6. Treffpunkt an der Wiese von Rupert Koch, Guggenberg 1, 83317 Teisendorf, Treffpunkt in Loithal.
Milchviehbetrieb im Nebenerwerb, EU-Bio, Lieferung an Molkerei Berchtesgadener Land. Rupert Koch bewirtschaftet einen 5 ha Eigenbetrieb am Zellberg. Der väterliche Betrieb (Naturland) umfasst ca. 24 ha, davon 12 ha Pachtflächen. Bis auf 1 ha Futtermais alles Grünland.
Artenreiche Mähweide „Zellberg“ mit 3,36 ha. Bio-Kulap (ohne Düngung und Pestizide), Teilfläche (ca. 0,5 ha) mit Schnittzeitpunkt 1. Juli. Teilweise steile Hanglage, die Motormäher-Einsatz erfordert. Hochwertiger Komplex-Lebensraum mit eingelagerten Quellnischen und angrenzendem Schluchtwald. Kennzeichnende Arten: u.a. Wiesen-Flockenblume, Kohldistel, Wiesen-Pippau, Sumpf-Vergissmeinnicht, Wiesenbocksbart, Wiesen-Platterbse, Hornklee, Feldklee, Vogelwicke. Vorkommen von Breitblättrigem Knabenkraut. Angrenzende Streuwiese mit Mehlprimel und Fettkraut.

Pressemitteilung von BN Bayern und LfL zum Jurytermin Wiesenmeisterschaft in der Ökomodellregion vom 14.06.2022
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