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Tierwohl auf vier Rädern

Mobile Schlachterei kommt zum Vieh, nicht umgekehrt – Infoveranstaltung am 22. Mai in Wonneberg

Projekte: Bio - direkt vom Bauernhof, Bio-Lebensmittel vom Grünland, Öffentlichkeitsarbeit, Gemeinsame Projekte in der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft
Nici Braun und Thomas Reese vom Huberhof bei Wonneberg sind überzeugte Pioniere in der Ökomodellregion, was die  Hofschlachtung von Rindern betrifft. Die Rinder werden von einem Metzger auf dem Hof geschlachtet. In der Hofmetzgerei werden die Tiere dann vom Kopf bis zum Schwanz verarbeitet. Die wenigsten Landwirte haben allerdings diese Infrastruktur und können dementsprechend keine Hofschlachtungen durchführen. Das soll sich mit dem mobilen Schlachter-Anhänger nun ändern.
Nici Braun und Thomas Reese vom Huberhof bei Wonneberg sind überzeugte Pioniere in der Ökomodellregion, was die Hofschlachtung von Rindern betrifft. Die Rinder werden von einem Metzger auf dem Hof geschlachtet. In der Hofmetzgerei werden die Tiere dann vom Kopf bis zum Schwanz verarbeitet. Die wenigsten Landwirte haben allerdings diese Infrastruktur und können dementsprechend keine Hofschlachtungen durchführen. Das soll sich mit dem mobilen Schlachter-Anhänger nun ändern.
© Karin Kleinert

Die Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh Traunstein hat mit Unterstützung der Ökomodellregion den Schlachtanhänger gekauft, bei dessen Einsatz sie mit dem städtischen Schlachthof Laufen kooperieren wird. Die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land beteiligen sich am Unterhalt und Betrieb des Hängers mit einem Zuschuss. 

Cem Özdemir spricht sich für Ausbau des Konzepts aus

Zuletzt wurde die mobile Schlachtung im Januar öffentlichkeitswirksam diskutiert, als sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) für einen deutlichen Ausbau stark machte – auch weil sich deutschlandweit die Anzahl der Schlachthöfe stetig verringert. Erlaubt ist das mobile Schlachten seit 2011.

Marlene Berger-Stöckl, Managerin der Ökomodellregion, freut sich: „Bio-Bauern und Direktvermarkter aus der Region standen uns schon lange auf den Füßen, dass sie sich das wünschen würden. Es ist ein absolutes Tierwohl-Projekt, darauf sind wir sehr stolz. Gewinn wird damit keiner erzielt.“

Wenn die Tiere auf dem Hof, im gewohnten Umfeld, geschlachtet werden können, vermeidet das Stress, der durch Verladen, Transport, Fahrt und Geräusche hervorgerufen wird, so die Überzeugung von Berger-Stöckl. Ob und wie sich der Preis des Fleisches dadurch verändern wird, könne jetzt noch nicht gesagt werden und sei einzelfallabhängig. „Aber klar ist auch: Billiger wird’s dadurch natürlich nicht, weil Aufwand und  Kosten steigen. Das ist es aber wert, im Sinne der Tiere“, so Berger-Stöckl, die auch die Verbraucher mit in die Pflicht nimmt: „Ich hoffe, das sehen auch die Konsumenten so. Es ist das alte Lied: Tierwohl kostet Geld und braucht Fleischabnehmer, die bereit sind, das einzupreisen.“ 

Nun liegt der Ball aber zunächst bei den Landwirten. Denn diese müssten das Angebot nun ausprobieren, regelmäßig nutzen, im besten Fall weiterempfehlen. Nur so könne sich der Anhänger in der Region etablieren, ist sich Berger-Stöckl sicher. Mit entsprechender Metzger-Ausbildung sei es sogar möglich, sich den Anhänger gegen eine geringe Gebühr im mittleren, zweistelligen Bereich auszuleihen.

Artikel von Ralf Enzensberger, Südostbayerische Rundschau vom 18. Mai 2022


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