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Radeln, informieren, genießen

Biogenussradltour rund um Teisendorf war trotz ungünstigen Wetters großer Erfolg

Projekte: Bio - direkt vom Bauernhof, Öffentlichkeitsarbeit, Tourismus
Besichtigung des biozertifizierten mobilen Hühnerstalls der Familie Meier in Ufering.
Besichtigung des biozertifizierten mobilen Hühnerstalls der Familie Meier in Ufering.
© Monika Konnert

Teisendorf/Waging am See: Großen Zuspruch fand auch in diesem Jahr die Biogenussradltour der Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel. Trotz Regenwetters waren rund 70 Radlerinnen und Radler gekommen, um Biobetriebe in und um Teisendorf kennen zu lernen und Kostproben der regionalen Biospezialitäten zu genießen.

Mit der Besichtigung der Klosterkirche des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifts in Höglwörth unter fachkundiger Führung von Herrn Fegg kam auch der Kulturgenuß nicht zu kurz. Nicht zu vergessen das gemeinsame Radlerlebnis durch die schöne Landschaft des Rupertiwinkels, das leider durch das Wetter am Vormittag etwas getrübt war. Mit von der Partie waren auch der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Alfons Leitenbacher, die Bürgermeisterin von Taching, Stefanie Lang, der Bürgermeister von Teisendorf, Thomas Gasser sowie aus Waging der 1. Bürgermeister Matthias Baderhuber und die 3. Bürgermeisterin Christine Rehrl.   

Nach dem Eintreffen am Bahnhof Teisendorf, wo die Radler von Marlene Berger-Stöckl, Projektmanagerin der Ökomodellregion Waginger See / Rupertiwinkel begrüßt wurden, ging es zuerst ins nahe gelegene Ufering, auf den Hof von Diana und Franz Meier. Die Meiers halten Legehennen und Kamerunschafe im Nebenerwerb und sind seit Anfang 2022 biozertifiziert. Besichtigt wurde unter anderem der mobile Hühnerstall, wo rund 200 Lohmann Brown Legehennen für täglichen Nachschub an frischen Bio-Eiern sorgen. In einem festen Gehege im Freien unweit des schön renovierten Bauernhauses werden zudem Rassehühner wie Marans, deren Eier schokoladenfarbig sind, oder die Grünleger Araucana gehalten. Die Eier und selbst gemachte Spezialitäten werden über eine Vertrauenskasse im Hof, die 24 Stunden geöffnet ist, direkt vermarktet. Auch lokale Geschäfte und ein Hotel in Teisendorf sind Abnehmer. Von dem selbstgemachten Eierlikör durften auch die Besucher probieren, was ihnen zum Aufwärmen sichtlich guttat.

Weiter ging es zu der im Ortskern von Teisendorf gelegenen Brauerei Wieninger, wo die Besucher von den Brauereiführern Heli Reiter, Hans Wallner und Gerhard Stief erwartet wurden. In drei Gruppen aufgeteilt wurde den Gästen  der Prozess der Bierherstellung und die dazu verwendeten Rohstoffe bei einer Führung durch das Sudhaus, den Malzboden und den Lagerkeller näher gebracht. Die Brauerei legt großen Wert auf Regionalität, kurze Wege und Nachhaltigkeit. Zur Herstellung der heimischen Biobiere, „Hoamat Biere“ genannt, arbeitet sie mit neunzehn Bio-Landwirten in der Region zusammen, die die Braugerste produzieren, aus der das Malz für diese Biere gemacht wird. „Das Wasser kommt vom Teisenberg, die Braugerste aus der Region, der Hopfen für das Hoamat-Weißbier aus dem Teisendorfer Hopfengarten, regionaler gehts nicht“, meinte Hans Wallner bei seinen Ausführungen.

Ein Abstecher zu Philipp Strohmeier von der Surmühle als Partner für die Erfassung, Reinigung und Lagerung des Bio-Braugetreides, das die Landwirte des Erzeugerkreises „Bio-Braugerste“ erzeugen, komplettierte den Kreislauf von der Produktion bis zum Rohstoff bei der Bio-Bierherstellung.   

In Egelham haben Carina und Johannes Hoiß seit kurzem eine Käserei eingerichtet um die Biomilch von ihren dreißig Milchkühen zu veredeln. Sie sind die zweite Generation von Bio-Milchbauern im Vollerwerb auf dem traditionsreichen Hof, den bereits Johannes Vater 2016 auf Biolandwirtschaft umgestellt hat. Ein Teil der Wirtschaftsräume wurde jetzt zur Käserei umfunktioniert. Eine Besonderheit, auf die Carina Hoiß stolz hinweist, ist das Solebad, das mit Sole aus der Reichenhaller Saline gefüllt ist.  Dort wird der Käse 12 bis 24 Stunden hineingelegt, bevor er anschließend vier bis fünf Tage trocknet. Auch weitere Produkte wie selbst gebackenes Holzofenbrot, Marmeladen oder eingelegte Gurken aus dem eigenen Garten gibt es im kleinen Hofladen auf Selbstbedienungsbasis zum Erwerben. Familie Hoiß hatte für die Radler ein reichhaltiges Mittagessen mit Bioprodukten aus eigener Produktion vorbereitet und dazu die Maschinenhalle ausgeräumt und zu einem urigen Speisesaal umfunktioniert. Es war für alle ein Genuss, für den sich Marlene Berger-Stöckl im Namen aller Teilnehmer herzlich bedankte.

Letzte Station der Rundfahrt war der Biohof von Familie Gröbner in Gumperting. Der Hof ist seit 25 Jahren biozertifiziert, das wichtigste Standbein ist die Produktion von Biomilch. Dazu werden zwanzig Milchkühe mit Nachzucht gehalten. Michi Gröbner hat den Hof von seinen Eltern übernommen. Er ist nicht nur Landwirt, sondern auch gelernter Metzger und hat sich als zweites Standbein einen biozertifizierten Zerlegeraum auf dem Hof eingerichtet. Dort zerlegt er nicht nur eigene Rinder, sondern auch Rinder, Schweine und Schafe für andere Höfe, und unterstützt so die Direktvermarktung für mehrere heimische Betriebe.

Seine Frau Andrea und die ganze Familie helfen zusammen. „Von diesem Zusammenhalt lebt die Landwirtschaft“, ist Michi Gröbner überzeugt, und fügt hinzu: „Ich glaube, dass wir in der Landwirtschaft ein gutes Leben haben“.

Als Abschluss des anstrengenden Tages wurden die Tourteilnehmer von Familie Gröbner zu Kaffee und Kuchen eingeladen, den die gelernte Konditorin Andrea Gröbner zubereitet hatte.  Alles in allem war es ein informativer und erlebnisreicher Bio-Tag, bei dem sich zuletzt sogar die Sonne zeigte und die Radlfahrer für die nassen Stunden versöhnte. Für die von weiter Angereisten ging es vom Bahnhof Teisendorf per Zug zurück nach Hause.  

 
Artikel von Dr. Monika Konnert aus der Südostbayerischen Rundschau, 27.09.2023


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