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In der alten Heimat das Glück gefunden

Als 18jährige zieht Diana Meier allein aus Kanada zurück auf den elterlichen Hof – erfolgreiche Liebe zu Hühnern

Projekte: Bio - direkt vom Bauernhof, Öffentlichkeitsarbeit
Die ganze Familie hilft auf dem Hof mit. Sohn Maxi teilt die Liebe zum Federvieh.
Die ganze Familie hilft auf dem Hof mit. Sohn Maxi teilt die Liebe zum Federvieh.
© Karin Kleinert

Bauernhof in Ufering nach und nach saniert

Als sie elf Jahre alt war, im Jahr 1999, war sie zusammen mit ihren Eltern und den zwei Geschwistern nach Kanada ausgewandert. Mutter und Vater hatten sich dort 1983 auf der Hochzeitsreise einen Bauernhof gekauft. Der Vater ist lange Zeit zwischen Kanada und Teisendorf „gependelt“, die Mutter hat hier den Bauernhof und Landmaschinenbetrieb weiter am Laufen gehalten. Heute bewirtschaften die Eltern in Kanada einen Biobetrieb mit Getreide- und Soja-Anbau und der Haltung von Schafen und Ziegen.

Der Bauernhof in Ufering wurde beim Auswandern verpachtet und teilweise vermietet. Diana aber wollte zurück nach Ufering und ist nach ihrem Abitur allein nach Hause zurückgekehrt. Sie wohnte zuerst kurz bei Oma und Opa in Anger, ist dann ins Zuhaus des Linnererhofs in Ufering gezogen und hat eine Ausbildung zur PKA in Bad Reichenhall gemacht. 2007 hat Diana den Hof von ihrem Vater übernommen, mit dem Traum einer Sanierung bereits fest im Blick. Im Jahr 2012 hatte Diana „großes Glück“, wie sie sagt, denn sie lernte ihren Mann Franz kennen. Die beiden sanieren und modernisieren das Anwesen seitdem Schritt für Schritt, beginnend mit der kleinen Kapelle im Garten. Dann kam das Zuhaus, das Werkstatt- und Heizgebäude und zuletzt das große Bauernhaus. Zwischen den gemeinsamen Projekten hat das Paar 2017 geheiratet und danach drei gemeinsame Kinder bekommen. Einen Sohn brachte Franz bereits mit in die Ehe. Die Liebe für Tiere hat Diana dabei nie verloren und kam auf die Hühnerzucht, zuerst mit einem kleinen Bestand Rassehühner wie Marans, Araucana und Altsteirer, die in einem festen Gehege im Freien gehalten werden. „Neben der Liebe zu meinem Hobby war und ist mir wichtig, zu wissen, wo meine Eier und das Fleisch herkommen, das wir essen“, stellt Diana von Beginn an klar.

Die Hühnerhaltung und Eiervermarktung ist für die vierfache Mutter und gelernte pharmazeutisch kaufmännische Angestellte (PKA) zu einem Nebenerwerb geworden. Ehemann Franz, der unter der Woche in München als Geschäftsführer eines Unternehmens für betriebliches Gesundheitsmanagement arbeitet, ist am Wochenende voll dabei. Von Beginn an kam für Diana Meier nur eine Haltung in Frage, bei der das Wohl des Tieres im Mittelpunkt steht. Hühner wollen frei laufen, nicht in Ställen eingesperrt sein, und dies das ganze Jahr über, so ihre Überzeugung. „Als Tochter eines Biobauern bin ich so aufgewachsen“, erzählt sie, „ich kann es mir gar nicht anders vorstellen.“

Inzwischen haben die Meiers nicht nur Rassehühner, sondern auch einen mobilen Hühnerstall, der auf einer Wiese unweit des Bauernhauses steht. Dort sind derzeit rund 200 Lohmann Brown Legehennen untergebracht, die auf der Wiese freien Auslauf haben, im Hühnermobil aber die Nester zum Eierlegen, Futter und Unterschlupf für die Nacht finden. Was auf den ersten Blick so einfach klingt, macht viel Arbeit.  Weil die Hühner täglich draußen sind, nicht nur bei Sonnenschein, sondern auch bei Regen, Schnee und Matsch, sind die Bio-Eier nicht immer rein, sondern müssen nach dem Einsammeln per Hand nachgereinigt werden.

 
Zertifikat ist weniger wichtig

Allerdings dürfen sie nicht gewaschen werden, was die Sache nicht einfacher macht. Ökologische Hühnerhaltung bedeutet auch, dass die Wiese natürlich bewirtschaftet wird, das Futter den Bio-Richtlinien entspricht und das Platzangebot für die Tiere im Stall und auf der Wiese ausreichend ist. „Ich mach das alles aus Überzeugung“, sagt Diana Meier, „das Zertifikat ist mir weniger wichtig, aber viele Menschen interessiert es halt“. Die Nachfrage nach dem „Teisendorfer Bio-Ei“ sei groß, erzählt Diana. Private Kunden können sich die Eier im „Eierhäuschen“ mit Vertrauenskasse holen, welches am Hof der Familie aufgestellt ist. Inzwischen beliefern die Meiers auch ein lokales Hotel und ein paar Läden mit ihren Bioeiern.

Die biozertifizierten Legehennen bleiben zwei Jahre im Stall, dann werden sie direkt am Hof fachgerecht geschlachtet und als Bio-Suppenhühner verkauft. Zweimal jährlich kaufen die Meiers auch etwa fünfzig Tagesküken von einem bayerischen Bio-Zuchtbetrieb für Masthühnchen. Diese werden mit Biofutter gefüttert und nach etwa zwölf Wochen als Masthendl oder Brathendl geschlachtet, sowohl für den eigenen Bedarf als auch zum Verkauf.

Neben den Hühnern hat sich Familie Meier Kamerunschafe angeschafft, „als Rasenmäher“, wie Diana lachend meint. Die Rasse ist pflegeleicht, genügsam und hilft Arbeit sparen, weil sie den Rasen kurz hält. Bei dem vielen, was auf dem Linnererhof für Diana und Franz Meier mit Haushalt, Kindern, Beruf, Ferienwohnung und natürlich der Hühnerhaltung ansteht, dürfte letzteres ein ganz wichtiger Punkt sein.

Artikel von Dr. Monika Konnert aus der Südostbayerischen Rundschau vom 25.01.2024

30 Prozent Biolandbau - das ist seit 2019 ein gesetzlich festgelegtes Ziel der Bayerischen Staatsregierung. Die 34 Ökomodellregionen auf einem Viertel der bayerischen Gemeindefläche sind dafür ein wichtiges Instrument. In loser Folge stellen wir Betriebe aus der Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel vor, die sich bereits auf den Weg gemacht haben und sich für eine besonders nachhaltige Wirtschaftsweise einsetzen. Die erste bayerische Modellregion zeichnet sich laut eigener Aussage durch vielfältige Netzwerke für mehr Bioanbau und -verarbeitung aus, verfolgt aber auch gemeinsame ökologische Projekte mit allen Landwirten und den Gemeinden. Mehr Infos dazu gibt es unter www.oekomodellregionen.bayern.

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