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Besucherandrang beim Hoffest

Von insektenschonender Mahd bis Schwalbenwinkel: Wo sich Landwirtschaft und Biodiversität treffen

Projekte: Bio-Lebensmittel vom Grünland, Öffentlichkeitsarbeit, Streuobst und Artenschutz
Familie Koch vor ihrem Bauernhaus: (v.l.n.r.): Tochter Elisabeth, Sohn Johannes, Mutter Rosa, Vater Rupert sen. und Sohn Rupert Koch jun.
Familie Koch vor ihrem Bauernhaus: (v.l.n.r.): Tochter Elisabeth, Sohn Johannes, Mutter Rosa, Vater Rupert sen. und Sohn Rupert Koch jun.
© Dr. Monika Konnert

Teisendorf. Beim Hoffest in Guggenberg waren die Gastgeber, Familie Koch und die Ökomodellregion Waginger See-Rupertiwinkel (ÖMR), von dem großen Interesse an der Veranstaltung freudig überrascht. Aus allen Richtungen strömten die Menschen, darunter viele Familien mit Kindern, an dem herrlichen Sommertag nach Guggenberg zum Biohof Koch und staunten über die vielen Informationen und Attraktionen, die Groß und Klein dort erwarteten. Bereits der erste Eindruck auf dem Weg dahin und bei der Ankunft ließ das Herz der Besucher höherschlagen. Die grünen, satten Wiesen, die beladenen Heumandl, der herrliche Blick über das sonnendurchflutete Land, die reich mit Früchten beladenen Obstbäume, das Blumenmeer rund um Haus und Hof, es war eine Augenweide. Bereits kurz vor dem offiziellen Beginn trafen erste Besucher ein und es wurden zunehmend mehr. Viele blieben mehrere Stunden, denn es gab viel zu sehen und für das leibliche Wohl war mit Eis, Kaffee und selbstgemachten Kuchen, Spezialitäten vom Grill, Holzofenpizza und Rupertiwinkelburger bestens gesorgt. Und natürlich gab es verschiedenste kühle Getränke, wie heimisches Biobier von der Brauerei Wieninger und Limonade von der Kelterei Stadler, die bei der Hitze stark nachgefragt waren. Am Stand der Brennerei Neuer aus Punschern konnte Hochprozentiges getestet werden.

 

Teil des Grünlands extensiv gepflegt

Familie Koch bewirtschaftet in Guggenberg einen Naturland Milchviehbetrieb. Mit dem Fest wollte sie und die ÖMR den Besuchern einen Einblick in den Betrieb eines Bauernhofes geben und zeigen, wie Landwirtschaft und Biodiversität zusammenfinden können. Die Leiterin der ÖMR,Marlene Berger-Stöckl, bedankte sich bei Familie Koch, dass sie diesen wichtigen Tag auf ihrem Hof durchführt. Man könne hier sehen, dass hochwertige Lebensmittel bei gleichzeitigem Erhalt der Artenvielfalt erzeugt werden können, wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb naturnah bewirtschaftet und ein Teil des Grünlands extensiv gepflegt wird. 3. Bürgermeister Georg Quentin überbrachte die Grüße der Marktgemeinde, lobte die Vorbereitungen und dankte der Familie Koch wie auch der ÖMR.

„Es freut mich sehr, dass auch viele Kinder und Nichtlandwirte gekommen sind. Die Kinder haben erleben die Tiere hautnah und haben keine Scheu vor ihnen, im Gegenteil“, sagte Rupert Koch sen. gegenüber der Heimatzeitung. Die Kinder konnten die Kühe im Stall nicht nur bestaunen, sondern auch füttern und berühren. Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) hatte zusammen mit Naturland einen Stand nahe des Stalls und wies auf die vielen Rauchschwalbennester in den dunklen Stallecken hin.  Die wären die idealen Brutstätten für diese Vögel. Solche Plätze finde man in den neuen, hellen Ställen kaum noch. Der LBV präsentierte deshalb einen neu gefertigten „Schwalbenwinkel“ aus Holz, der aufgehängt in hellen Ställen als verdunkelte Brutstätte Rauchschwalben anlocken soll.

 Von der Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Traunstein waren der 1. Vorstand Franz Eder und 2. Vorstand Stefan Leitenbacher vor Ort und erklärten Ablauf und Kosten für eine stressfreie Schlachtung von Rindern daheim am Hof. Unweit davon präsentierte die Hofkäserei Hoiß aus Egelham Käsespezialiäten, die sie aus der Biomilch ihrer Kühe selbst hergestellt hat.

 

Für den Tag einen Rundweg angelegt

An einer 2019 in Hofnähe gepflanzten Naturhecke und im angrenzenden Wald hatte Familie Koch für diesen Tag einen Biodiversitätsrundweg eingerichtet. Dort war nicht nur die prächtig gewachsene Naturhecke zu bestaunen, sondern auch zu sehen, wie man über das einfache Anlegen von Stein- und Totholzhaufen oder eines Sandariums wichtige Lebensräume für eine vielfältige Tierwelt schaffen und das Zusammenspiel mit Nützlingen fördern kann.

Zu Beginn des Rundwegs informierte der Landschaftspflegeverband Berchtesgadener Land an seinem Stand unter anderem über den ökologischen Nutzen heimischer Gehölze für Bienen, Vögel und Wildtiere, über essbare Früchte oder zu Fördermöglichkeiten von Hecken.

Marielle Schleifer und Susanne Wehrle, Studentinnen an der TU München, die ihren Stand neben einem Bauerngarten aufgebaut hatten, wussten vieles zu Hummeln und Wildbienen. Vor allem für Kinder im Schulalter waren die von den beiden mitgebrachten Mikroskope ein Magnet.

 Die Vorführung zur insektenschonenden Mahd mit einem Mähwerk mit Messerbalken durch einen Landwirt aus Großrückstetten zog viele Besucher an, denn die Mahdtechnik ist neben anderen Faktoren wie Düngung, Schnitthäufigkeit und -zeitpunkt entscheidend für die Artenvielfalt auf Wiesen und anderen Grünflächen. Bei der Mahd mit Messerbalken, wie hier gezeigt, werden Tiere durch das Mähwerk kaum beschädigt im Gegensatz zu Kreiselmähern. In Verbindung mit der Mahd sei auch das „Drohnenprojekt - Leben retten“ erwähnt, das an einem Stand vorstellte, wie mit Drohnen und Wärmebildkamera heimische Wildtiere in zu mähenden Wiesen gerettet werden.  Zu sehen waren zudem eine Wieselburg, ein Amphibienteich sowie Totholzecken im Wald.

 Über Wiesenkräuter und deren Bedeutung für eine gesunde Ernährung und die Herstellung von Heilsalben informierte Barbara Spindler vom Gsundheitsgartl in Freidling an ihrem Stand. Sie hatte selbstgemachte Liköre, Sirupe, Salben, Tees, Tinkturen, Kräutersalz- und Kräuterzucker mitgebracht.  

Bei einem Spaziergang durch einen wunderschönen Garten konnte man einige der Pflanzen kennenlernen, die in den von Sandra Berger, gelernte Masseurin und Kosmetikerin, verwendeten Cremes enthalten sind, darunter die Nachtkerze oder der Schmetterlingsflieder.

 Damit bei den Kindern keine Langeweile aufkommt, hatte Familie Koch eine Scheune zum Spielplatz umfunktioniert. Dort konnten sie nach Herzenslust mit großen Holzbausteinen oder Heuballen spielen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Als Alternative gab es das Kinderschminken oder Origami falten im Schatten der Obstbäume. Für einen besonderen Moment sorgte Wolfgang Wimmer, der im Vorgarten des Bauernhauses ein kleines Ständchen auf dem Alphorn geblasen hat. Es war ein durch und durch gelungener Tag in Guggenberg, bei dem bestimmt für jeden etwas Besonderes dabei war.

Artikel aus der Südostbayerischen Rundschau vom 24.07.2024

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