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Über kreative Lösungen nachdenken

Was Schüler und Schulen aktiv zum Klimaschutz im Landkreis beitragen können

Projekt: Öffentlichkeitsarbeit
Bei der Podiumsdiskussion zum Thema Klimaschutz auf der Bühne (von links): Marlene Berger-Stöckl, Ökomodellregion; Gisela Sengl, MdL Grüne, Tobias Kohler, Fridays for Future, Kreisrat Josef Mayer, CSU; Julia Reimann, Chiemgaukorn; Claus Egger, Geschäftsfü
Bei der Podiumsdiskussion zum Thema Klimaschutz auf der Bühne (von links): Marlene Berger-Stöckl, Ökomodellregion; Gisela Sengl, MdL Grüne, Tobias Kohler, Fridays for Future, Kreisrat Josef Mayer, CSU; Julia Reimann, Chiemgaukorn; Claus Egger, Geschäftsfü
© Veronika Hümmer/ Kalschauerschule
Artikel von Veronika Hümmer, Südostbayerische Rundschau vom 29.11.2019

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Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung von der Stellvertretenden Schulleiterin der Wirtschaftsschule, Frau Veronika Hümmer, und mitorganisiert von der 13. Klasse der Berufsfachschule für Hotel- und Tourismusmanagement (HoT) mit ihrer Lehrerin Frau Christina Hechenbichler.
Sehr geschickt und eloquent führten zwei Schüler aus der HoT durch den Abend und stellten dem Podium zu verschiedenen Themenblöcken Fragen, die zuvor von unterschiedlichen Klassen erarbeitet wurden.
Bereits bei dem ersten großen Bereich „Mobilität im ländlichen Raum“ kristallisierte sich rasch heraus, dass man sich zwar einig ist, möglichst auf das Auto verzichten zu wollen und die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Rad zu nutzen, dies aber mit erheblichen Einschränkungen gerade in der ländlichen Region verbunden ist. So berichtete beispielsweise Frau Reimann, dass sie oftmals auf das Auto angewiesen sei, wenn sie ihre Kinder zu Sportveranstaltungen usw. fährt, weil ein Bus nur zweimal am Tag gehe. Auch der Schüler Tobias Kohler aus Lauter kann den Bus nur morgens um 7 Uhr nutzen. Des Weiteren stellte sich heraus, dass die öffentlichen Verkehrsmittel, gerade für junge Leute, noch zu teuer sind. Frau Sengl macht sich auch hier für das Thema in der Landtagsfraktion stark und betonte, dass es ein entsprechendes Angebot geben müsse und regte an, auch über kreative Lösungen wie z.B. Betriebsbusse wieder nachzudenken. Für die Arbeitgeber sprachen sich Herr Egger und Herr Mayer aus, dass es auch für Pendler zu ihren Betrieben nicht immer leicht sei, weil die Verbindungen noch zu schlecht ausgebaut seien. Georg Beyschlag von der Bürgerenergie Genossenschaft Chiemgau aus dem Publikum gab hier zu bedenken, dass, wenn man das Problem Verkehr nicht in den Griff bekomme, auch der Rest unerheblich sei. Auch bei Schülern ist das Thema brandaktuell und so forderte ein Oberstufenschüler aus dem Publikum, dass der öffentliche Nahverkehr kostenlos sein müsse und ein weiterer, dass es wenigstens für die Schüler der Sekundarstufe zwei eine ermäßigte Fahrt geben müsse. Vielleicht sollte man aber das Problem auch erstmal über eine bessere Planung angehen und bewusster fahren bzw. Fahrten vermeiden.

Ein weiterer Themenblock betraf die Schulen bzw. Bildung. Hier wurde von allen Teilnehmern angeregt, ein Unterrichtsfach „Ernährung“, „Umweltbildung“ oder „Landwirtschaft und Ernährung“ einzuführen. Dies ist insbesondere sehr wichtig, weil es viele Kinder aus Familien gibt, bei denen zu Hause nicht regelmäßig und gesund bzw. frisch gekocht wird. Frau Berger-Stöckl regte an, dass in einem entsprechenden Fach auch unbedingt die Praxis im Vordergrund stehen sollte, das gemeinsame Kochen und Zubereiten von frischen und gesunden Speisen. Von den Moderatoren wurde auch die Frage gestellt, ob man sich auch einen Unterricht im Freien, also im Schulgarten oder im Wald, vorstellen könne. Dies wurde von allen begrüßt und es wurde neben dem Waldkindergarten auch das „Grüne Klassenzimmer“ und die „Waldklasse“ an der Ludwig-Thoma-Grundschule in Traunstein erwähnt. Dadurch würde die Konzentrationsfähigkeit gesteigert werden und ein neues Erleben in der Natur wird möglich.
Frau Ruth Reuter aus dem Publikum, Fachberaterin für hauswirtschaftliche Dienstleistungen am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein, erwähnte das Bergwalderlebniszentrum in Ruhpolding, welches hierfür auch gute Anregungen biete. Auch Frau Reimann konnte berichten, dass sie auf ihrem Hof immer wieder Schulklassen habe, welche zum Beispiel das Korn mit einer Müslipresse bearbeiten können.

Auch auf das Thema Fridays for Future wurde eingegangen und dass Kultusminister Herr Prof. Dr. Piazolo nun weitere Sanktionen angekündigt hatte. Als Mitinitiator dieser Demos in Traunstein sprach sich Tobias Kohler klar dafür aus, dass solche Sanktionen nicht gerechtfertigt seien und er werde sich trotzdem weiter dafür einsetzen und teilnehmen. Er appellierte zudem an das Publikum, dass jeder etwas tun könne und ein Handeln auf allen Ebenen notwendig sei. Frau Sengl betonte in diesem Zusammenhang noch einmal, dass wir ohne die Fridays for Future Kundgebungen nicht hier säßen. Endlich gäbe es eine Gruppe, die die „Alten“ wachrüttle. Darin waren sich erneut alle einig, dass die Demos die Gesellschaft endlich für die Problematik und den Klimawandel sensibilisiert habe und diskutiert wird. Mayer gab jedoch zu bedenken, ob nun immer noch wöchentliche Demonstrationen wirklich notwendig seien, weil nun schließlich Lösungen gefunden werden müssen. Kohler appellierte noch einmal an die Jugend, „wir sind die letzte Generation, die gegen den Klimawandel noch etwas tun kann“.
Umweltschutz sei keinesfalls bequem, so Egger, und es müsse dringend weiter unser Konsumverhalten überdacht werden.
Gerade beim letzten Themenkomplex rief der Geschäftsführer des Wertstoffhofes noch einmal zu einem bewussten Einkauf und zum Vermeiden von Verpackungsmaterialien auf. Und auch Frau Berger-Stöckl betonte erneut, dass es keinesfalls egal sei, wo man einkaufe, also beim Discounter, in Supermärkten oder in Bioländen und auf dem Markt. Zu bedenken seien hier immer die Folgen und auch die Hintergründe. Essen und Lebensmittel müssen mehr wertgeschätzt werden.
In einer Schlussrunde zu dem Abend zeigten sich alle Teilnehmer beeindruckt von dem Engagement der jungen Leute für das Thema und alle hoffen, dass nun daran weitergearbeitet wird. „Vielleicht müssen wir komplett neu denken?“, so Frau Reimann, „Querdenken“.
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