Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft im Pfaffenhofener Land
Barbara Weichselbaumer, Markus Käser
Barbara Weichselbaumer und Markus Käser
© Stadtverwaltung Pfaffenhofen
Lokale, saisonale und fair produzierte Lebensmittel und Produkte aus dem direkten Umland in die Stadt sowie Erzeuger und Verbraucher wieder zusammenbringen - das war die Gründungsidee des Vereins Direktvermarktung Pfaffenhofener Land und Hallertau e.V. Ziel und Zweck, so steht es in der Satzung, ist die Förderung der Erzeugung bio-regionaler Produkte aus dem Pfaffenhofener Land und der Hallertau sowie die Förderung der Direktvermarktung von Produkten und Lebensmitteln aus der Region.Das Anliegen ist ernst: Wir wissen häufig nicht mehr, woher unsere Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt wurden. Sobald eine Verarbeitungsstufe notwendig ist, entfällt die Kennzeichnungspflicht. Das führt dann zu Italienischer Tomatenpassata mit chinesischen Tomaten oder Südtiroler Speck mit niederländischen Industrie-Mastschweinen, um nur einige Beispiele zu nennen.Verbraucher haben keine Chance, die globalen Ausbeutungsketten nachzuvollziehen.Wen wundert es, dass bei so viel Marketing und so viel Täuschung durch Intransparenz das Vertrauen in unsere Lebensmittel und auch die Wertschätzung dafür schwindet?Doch das ist nicht das einzige Thema: Auf der anderen Seite stehen Landwirte, die nicht wissen, an wen sie liefern, und die so nur wenig Rückmeldung oder Wertschätzung bekommen.Ganz im Gegenteil: Sie sind Systemzwängen ausgeliefert, die sie selber nicht mitgestalten können. Häufig werden enorme Investitionen fällig, um überhaupt noch wirtschaftlich produzieren zu können. Damit sind die Landwirte dem System dann aber auch über Jahrzehnte ausgeliefert. Ohne Lobby.„Es wird also schnell klar: Es muss sich was ändern am System! (Von Matthias Binswanger, einem anerkanntem Volkswirt, bis zu Maja Göpel, der Sprecherin der Bundesregierung für Themen der Nachhaltigkeit, ach was: für eigentlich alle seriösen Wissenschaftler und Politiker steht das fest.) Wir brauchen wieder überschaubare Strukturen. Bauern, die wieder die Würde ihres Stands leben dürfen. Verbraucher, die sich auf die regionale Qualität verlassen können“, argumentieren Markus und Barbara leidenschaftlich.Doch zu einem Markt gehören immer zwei Seiten: Die Anbieter und die Abnehmer. Jetzt, wo das regionale, größtenteils ökologische Angebot steht, sollen also viele Verbraucher mitmachen. “Ausreden gibt es jetzt keine mehr”, so die Organisatoren.
Doch wo beginnen? Das Thema ist so komplex, dass man daran verzweifeln könnte. Das Problem beginnt beim Einkauf im Supermarkt. Hier wird dem Verbraucher eine große Auswahl vorgegaukelt: doch in Wahrheit haben die kunden keine echte Wahl. Jeder spielt nur seinen Part in einem wenig nachhaltigen System und findet keine Alternative mehr.
Regionale Produkte direkt vom Erzeuger - ohne Umwege und Zwischenverkauf
Das soll sich ändern: Produkte, frisch, regional und ohne Umwege direkt vom Erzeuger ist die Devise. Mit enormem Einsatz haben die Aktiven vom Pfaffenhofener Land e.V. lokale Erzeuger gefunden und einen regionalen Warenkorb für einen neuen Erzeugermarkt zusammengestellt. Obst, Gemüse, Käse, Fleisch, Eier, Brot, Milch, Getränke und alles was die Saison hergibt kann man aus dem Pfaffenhofener Land und der Hallertau beziehen. Und das so vielfältig, dass man sich den Gang in den Supermarkt ersparen kann.
Alle Lebensmittel stammen von bäuerlichen Erzeuger*innen, Lebensmittel-Handwerker*innen und kleinen Manufakturen aus der Region. Im Durchschnitt liegen zwischen Herstellungsort und Verkauf maximal 20 km Transportweg.
Die Initiative nutzt zum Verkauf die Online-Plattform Marktschwärmer.de, eine ursprünglich französische Initiative, für einen digital unterstützten Wochenmarkt - man könnte auch sagen ein digitaler Hofladen für die Hosentasche. Das Konzept hat Vorteile für beide Seiten: Die Verbraucher*innen brauchen weder Einkaufszettel noch Bargeld. Das was sie mitnehmen, haben sie zuvor online bestellt und bezahlt. Und die Erzeuger wissen im Voraus genau, wie viel Ware sie mitbringen müssen. Unverkaufte Lebensmittelreste können so fast vollständig vermieden werden.
Der Pfaffenhofener Erzeugermarkt ist mittlerweile seit Juli 2020 aktiv und hat bis heute rund 850 Kund*innen aufgebaut. Und es werden wöchentlich mehr!
Kontakt:
www.pfaffenhofenerland.de