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Gentechnik ohne Wahlfreiheit: nicht mit Bayern!

Die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker aus Bayern müssen im Dezember in Brüssel gegen den Gesetzentwurf zu den sogenannten Neuen Genomischen Techniken (NGT) stimmen.

Projekte: Gemeinsame Projekte in der ökologischen und konventionellen Landwirtschaft, Öffentlichkeitsarbeit
Protestaktion in München des Bündnis Bayern für eine gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft
Protestaktion in München des Bündnis Bayern für eine gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft
© BN

Gentechnik im Essen ist teuer und riskant, die allermeisten Bürgerinnen und Bürger lehnen die Risikotechnologie auf dem Acker und dem Teller ab. Große Konzerne profitieren von Patenten auf gentechnisch veränderte Pflanzen – während die Heilsversprechen der Gentechnik für die Ernährung der Zukunft auch nach Jahrzehnten intensiver Forschung sowie kommerziellen Anbaus unerfüllt bleiben. Die Anwendung von Gentechnik ist in der ökologischen Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion tabu, zahlreiche weitere Akteure der Lebensmittelbranche wirtschaften aus guten Gründen explizit gentechnikfrei und kennzeichnen ihre Produkte entsprechend mit dem grünen Label „Ohne Gentechnik“. Viele gute Gründe also, um die bestehenden Regelungen zu Vorsorge, Risikoprüfung und Kennzeichnungspflicht auch für den Einsatz von sogenannten neuen Gentechniken wie z.B. Crispr/Cas beizubehalten. Genau das will aber ein Gesetzentwurf kippen, der schon Anfang Dezember in Brüssel beschlossen werden könnte.

 Mit einer Kundgebung am 25. November vor der Staatskanzlei in München forderte das Bündnis Bayern für eine gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft die zuständigen Politikerinnen und Politiker aus Landes- und Bundesebene dazu auf, das bayerische Naturschutzgesetz zu befolgen und im Trilog in Brüssel dem Gesetzesvorschlag zur Gentechnik nicht zuzustimmen. Denn Bayern ist seit 2009 gentechnikanbaufrei, und das soll auch so bleiben!

Unterstützt wurde das Bündnis von Pola Krenkel und Nicole Schmitt, zwei jungen Landwirtinnen aus Bayern, deren laufenden Petition bereits mehr als 126.000 Bürgerinnen und Bürger unterzeichnet haben. 
Nicole Schmitt: „Wir wollen, dass Züchter, Bauern, Verarbeiter und Händler von Lebensmitteln auch in Zukunft – durch effektive Koexistenz- und Haftungsregeln – gentechnikfrei wirtschaften können, ob ökologisch oder konventionell. Der Zugang zu Saatgut und genetischen Ressourcen muss erhalten bleiben und darf nicht unter die Kontrolle weniger Saatgut- und Chemie-Konzerne geraten!“
Pola Krenkel: „Wir wollen nicht, dass über unsere Köpfe hinweg entschieden wird. Deshalb erinnern wir Manfred Weber, Vorsitzenden der konservativen EVP-Fraktion, und Alois Rainer, Bundeslandwirtschafts-minister, daran, dass ihre eigene Partei, die CSU, die Gentechnikfreiheit in Bayern laut Koalitionsvertrag erhalten will. Hierfür müssen sich die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker europaweit einsetzen!“

 

 Hintergrund
Anlass zur Kundgebung sind aktuelle Verhandlungen zu einem EU-Gesetz über sogenannte „neue genomische Techniken“ (NGT), mit dem die bestehenden EU-Vorschriften zur Kennzeichnung, Rückverfolgbarkeit und Risikoprüfung für Pflanzen aus Neuen Gentechniken wie CRISPR/Cas aufgehoben werden sollen. Die Verhandlungen könnten schon Anfang Dezember zum Abschluss kommen.   

Bislang hatte die Bundesregierung in Brüssel keine Zustimmung zu einer solchen Deregulierung signalisiert. Doch in den letzten Wochen wird eine solche Zustimmung aktiv in Berlin diskutiert. Große Unternehmen wie Bayer, BASF und KWS machen dort ihren Einfluss geltend.  

Doch das neue EU-Gesetz gefährdet die gentechnikfreie Erzeugung von Lebensmitteln, insbesondere von Bio-Lebensmitteln. Auch die Gentechnikanbaufreiheit Bayerns steht auf dem Spiel. Bundesminister Alois Rainer ist federführend bei den Verhandlungen in Brüssel und bei der Ressortabstimmung in Berlin.     

 Bündnis Bayern für eine gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft
Das Bündnis hat sich im März 2023 neu gegründet, mit dem Ziel, dass die Prinzipien der Vorsorge, Risikoprüfung und Kennzeichnungspflicht auch bei sogenannten neuen Gentechniken strikt beibehalten werden. Dem Bündnis gehören 25 Organisationen und Gruppen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz an. Dazu zählen unter anderem die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM), die Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern (LVÖ) mit den Mitgliedsverbänden Bioland, Naturland und Biokreis, der Bund Naturschutz in Bayern (BN) uvm.

Das Bündnis Bayern für eine gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft hatte bereits im letzten Jahr fast 90.000 Unterschriften an Europaminister Beißwenger (CSU) zur Sache übergeben. Im Frühjahr hatte das Bündnis gemeinsam mit dem Naturkosthändler Rapunzel mit der Aktion „Kein Freiflug für Gentechnik“ eine Unterschriftensammlung an Manfred Weber (CSU), den Fraktionsvorsitzenden der Europäischen Volkspartei, übergeben.

 Die Petition von Pola Krenkel und Nicole Schmitt finden Sie hier: https://weact.campact.de/petitions/neue-gentechnik-wahlfreiheit-sichern-risiken-vermeiden.  

 

Mit freundlichen Grüßen
Heidi Kelbetz

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

+49 89 4423190-16

heidi.kelbetz@lvoe.de

Pressemitteilung der LVÖ vom 25.11.2025

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