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Erfolgreicher Fachtag in der Solawi Jolling

Am 07.10. wurde mit rund 60 Teilnehmenden diskutiert, ob lokale Landwirtschaft uns ernähren kann

Projekte: Landwirt-Verbraucher-Dialog und Bewusstseinsbildung, Rosenheimer Weidefleisch, Marketingstrategien für heimisch erzeugte Bio-Produkte, Mehr Bio in der Gemeinschaftsverpflegung
Gruppe an Menschen vor Pavillon und grüner Wiese
Die Teilnehmenden des Fachtags
© Jonas Turber
Karl Bär hat in der Food Shed Studie “München isst regional” herausgestellt, dass es möglich wäre unsere Region trotz der hohen Bevölkerungsdichte selbst mit Lebensmitteln zu versorgen.
Stephan Illi von der Kulturlandgenossenschaft hat vorgestellt, wie genossenschaftlich organisiertes Land zum ökologischen Landbau beiträgt und engagierten Menschen ohne eigenen Grund und Boden die Möglichkeit bietet, Landwirtschaft zu betreiben.
Stephanie Wimmer startete eine Diskussion über Fleischkonsum und vor allem über die Frage, ob Rinder wirklich so klimaschädlich sind, wie ihnen oft unterstellt wird. Auf der Weide können Rinder demnach sogar zum Klimaschutz beitragen. In diesem Zuge stellte sie Rosenheimer Weidefleisch vor, den Online Shop für Weidefleisch aus dem Rosenheimer Land.
Als letzter und nicht weniger spannender Impuls wurde Positerra  von Dr. Birgit Kröber und Christoph Fischer vorgestellt. Unternehmen wird hier die Möglichkeit geboten CO2 zu kompensieren, indem sie lokale Landwirte für Humusaufbau entschädigen.
Bei der Gärtnereiführung erklärten Johannes Schindhelm und Frederic Büsel, wie in der Bio-Gärtnerei Jolling nachhaltiger Gemüsebau aussieht. Anschließend wurden alle Themen an verschiedenen Tischen noch einmal vertieft und diskutiert. Zum Abschluss des Tages gab es für alle ein köstliches Abendessen, das von Lena vom Hofcafé Jolling zubereitet wurde.

Der Einladung waren rund 60 Landwirte, Unternehmerinnen, Gemeinderäte und Verbrauchende aus der Region gefolgt. „Eine fulminante Veranstaltung für so einen kleinen Ort wie Bad Endorf.“ kommentiert Eduard Huber, 3. Bürgermeister in Bad Endorf den gelungenen Tag.

Karl Bär stärkt in seinem anschaulichen Vortrag das Engagement der lokalen Betriebe mit den Ergebnissen der vom ZALF (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e.V.)  durchgeführten Studie „Food Shed – München isst regional“. Eine regionale Versorgung der drei Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Schwaben wäre zur Sicherstellung der Ernährung der Bevölkerung Münchens und der genannten Regionen möglich. Die Studie zeigt auf, dass in der Region mehr produziert als lokal verbraucht werden kann, sowohl bei konventioneller (Selbstversorgungsgrad rd. 160%) als auch bei ökologischer Bewirtschaftung (Selbstversorgungsgrad 117%). Auch mit ökologischem Landbau, dem Verzicht auf Herbizide und einer schonenden Bodenbearbeitung, ist die Selbstversorgung dieser Regionen, bei Ausklammern von einzelnen Produkten wie Kaffee, Schokolade und Zitrusfrüchte, möglich. Und das, auch wenn sämtliche Moorgebiete und Hopfenanbaugebiete herausgenommen werden. Es bestehen aktuell einige Moorgebiete, die noch landwirtschaftlich genutzt werden, aber für Klimaschutz und für Sturzflutmanagement wieder vernässt werden sollten. Gleichzeitig zeigte Stephanie Wimmer, wie wertvoll auch die Weidehaltung von Rindern und der damit verbundene Erhalt des Grünlands für Biodiversität und Klima sind.  Almende – Boden in Gemeinschaftseigentum, das ist Alltagsrealität von Steffan Illi, ebenfalls Referent des Fachtags und Vorstand der Kulturland eG. Um jungen Menschen ohne Eigentum einen Einstieg in die Landwirtschaft zu ermöglichen, tun sich Menschen in der Kulturland eG zusammen und sichern so langfristig die landwirtschaftlichen Wirtschaftsflächen.

Besonderes Interesse fanden die Thementische, an denen die Teilnehmenden mit den Referent:innen in den direkten Austausch treten konnten. Hier ergaben sich zahlreiche neue Vernetzungen und Kooperationsideen. „Wünschenswert wäre eine noch größere Beteiligung der konservativen Gruppierungen des Chiemgaus gewesen,“ resümiert Mareike Melain, Solawi Jolling. „denn hier geht es um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Dass es weitere Fachtage in Jolling zu lokaler Landwirtschaft geben wird, da sind sich die Veranstalter einig. „Um unsere Landschaft und Landwirtschaft zu erhalten, braucht es einen Wandel in unseren Versorgungsstrukturen.“, erläutert Stephanie Wimmer, Öko-Modellregion, „und da müssen wir alle noch viel dazu lernen.“ Finanzielle Unterstützung erhielt die Veranstaltung von der Volksbank Raiffeisenbank und von Auer Bräu.  

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