Malerisch gelegen ist der Hof der Familie Ostermeier – auf einer Anhöhe mit Blick auf das sanfte Hügelland und die kleinstrukturierte Landschaft. Vitus Ostermeier ist durch die Initiative Bodenallianz der Stadt Pfaffenhofen auf den Ökolandbau angesprochen worden. Dabei geht es der Stadt um einen höheren Bioanteil, eine schonendere Landbewirtschaftung und die Stärkung regionaler Absatzwege. Verantwortlich für das Projekt sind Sepp Amberger und der städtische Nachhaltigkeitsmanager Dr. Peter Stapel.
Landwirte können an zahlreichen Schulungen teilnehmen, wie etwa am Bodenpraktiker des Biopioniers Sepp Braun. Das interessiert die Betriebe sehr und vermittelt wertschätzend zwischen konventionellem und Ökolandbau.
Vitus Ostermeier hat in einem Offenstall 65 Milchkühe plus Nachzucht. Sepp Amberger konnte Vitus vor allem auch deshalb dafür begeistern, weil damit regionale Kreisläufe angeregt werden sollten. „Des dat mit gfrein, wenn der wos oschiabn kannt, damit's wieder regionaler wird“, strahlt er.
Die Umstellung auf Ökolandbau würde für Vitus bedeuten, dass er seinen Viehbestand von 65 auf etwas unter 50 Kühe reduziert. Weidegang wäre durch die große Wiese vor dem Stall problemlos umsetzbar. Die Voraussetzung für eine Umstellung ist also gut.
Was ihm am schwersten fällt, seitdem er sich für den Ökolandbau interessiert, ist eher ein mentaler Prozess: „Ich bin nicht ausgebildet. Alles, was ich weiß vom Ökolandbau is: ned spritzn und ned düngen. Das heißt ich muss mich auf eine ganz neue Materie einlassen. Das heutige Treffen mit Sepp Braun war da eine echte Bereicherung. Trotzdem, der Vater ist von der alten Schule. Ich hab an mich den Anspruch, wenn ich umstelle, dann soll es auch gelingen. Ich will dann nicht vor meinen Kollegen blöd dastehen.“
Die Kollegen, die bräuchte er eigentlich auch aus einem anderen Grund: Denn momentan scheitert die Umstellung am fehlenden Abnahmevertrag mit der Molkerei. Die möchte, dass am besten gleich drei bis vier Kollegen umstellen, damit es sich lohnt, den Milchtanker auf Tour zu schicken.
„Ich denke, beim Umstellen ist es wie beim Mähen: keiner will der erste sein und dann regnet es doch. Sobald der erste fährt, fahren alle anderen auch.“ Auf diesen Effekt hofft er auch mit der Umstellung – und darauf, dass die Molkerei es auch so sieht, und ihn unter Vertrag nimmt – auch wenn er vorerst der einzige ist.
„Mir ist auch klar, es muss sich was verändern an unserem Landwirtschafts- und Ernährungssystem. Anfangs hatten wir 25 Milchkühe und waren klein, jetzt haben wir 65 und sind klein. Mehr Kühe – das bedeutet aber auch weniger Zeit für die Tiere und trotzdem mehr und mehr Arbeit. Es verliert sich auch die Lebensqualität für mich als Bauer, wenn ich noch mal mehr Kühe in den Stall hole. Das will ich vermeiden. Immer größer, immer mehr: Das ist Blödsinn, davon müssen wir weg. Es schadet allen und besonders dem Bauern selbst.“