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Die Familien Danzl und Thaler vom Pimperlhof in Waging

Zwei Generationen, ein Motto: „Naturnah wirtschaften und mit artgerechter Tierhaltung hochwertiges Bio-Rindfleisch erzeugen“

Projekte: Bio im Gasthaus und in der Außer-Haus-Küche, Bio-Lebensmittel vom Grünland, Öffentlichkeitsarbeit, Streuobst und Artenschutz
250603 Heini Thaler und Familie Danzl vor ihren Kühen
250603 Heini Thaler und Familie Danzl vom Pimperlhof in Waging
© Daniel Delang

Vom Pimperlhof, der leicht erhöht liegt, bietet sich ein herrlicher Blick in Richtung Waginger See und die Chiemgauer Alpen. Zum Anwesen gehören 19 Hektar Grünland und 14 Hektar Wald. Während die ältere Generation das von altem Baumbestand umgebene Bauernhaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bewohnt, haben Sabine und Korbinian für sich und die Kinder das vorhandene Zuhaus komplett saniert und modernisiert. 

Sabine ist gelernte Brauerin, Korbinian arbeitet als Feinwerkmechaniker. Beiden ist eine naturnahe Wirtschaftsweise sehr wichtig, wie sie betonen. Korbinian mäht die Wiesen drei Mal im Jahr. Ein Teil vom Grasschnitt wird als Bio-Pferdeheu verkauft, ein Teil ist für das eigene Weidevieh. Weil die bunt blühenden Wiesen sehr artenreich sind, machte Familie Danzl auch bei der 2022 in der Ökomodellregion stattfindenden Wiesenmeisterschaft mit und verbindet schöne Erinnerungen mit dieser Teilnahme.

Von Ende April bis November sind die Tiere, überwiegend Pinzgauer Rinder und Fleckvieh, draußen auf der Weide. Die Herde ist nicht nur von der Rasse her gemischt, sondern auch vom Alter und darf zusammen im Herdenverband grasen. Im Winter bekommen die Rinder Silage und Heu von den eigenen Flächen. Getreide wird keines zugefüttert. Der Liegeflächenlaufstall ist auf Festmist ausgerichtet, der als Dünger auf den Wiesen eingesetzt wird und einen wertvollen Teil des Nährstoffkreislaufs am Bauernhof ausmacht.

1996 hatten Sabines Eltern von Milchviehhaltung auf Fleischerzeugung umgestellt. Korbinian und Sabine haben mit diesem Betriebszweig weitergemacht. Etwa vier Tiere lassen sie pro Jahr im biozertifizieren Schlachthof in Laufen schlachten. Die Rinder dürfen langsam wachsen, sie sind etwa zweieinhalb bis drei Jahre alt, wenn sie geschlachtet werden. Das Bio-Rindfleisch vermarktet Familie Danzl überwiegend im familieneigenen Gasthaus Oberwirt in Otting, ein kleiner Teil  wird in 5- und 10-Kilo Mischpakten direkt ab Hof verkauft. Die anderen schlachtreifen Tiere werden an die Biovermarktung der „Erzeugergemeinschaft Schlachtvieh Traunstein“ geliefert.

Ein weiteres wichtiges Standbein ist für Korbinian Danzl der Verkauf von Brenn- und Bauholz. Dafür hat er in die entsprechenden Maschinen investiert. Er bewirtschaftet seinen Wald nachhaltig und setzt auf Naturverjüngung. Die Zukunft sieht er in einem Mischwald unter anderem aus Eichen und Tannen.

Den Pimperlhof nachhaltig zu bewirtschaften und mit artgerechter Rinderhaltung hochwertiges Bio-Fleisch zu erzeugen, wird generationenübergreifend gelebt und verbindet die Familien Thaler und Danzl. Ein Herzensprojekt nicht nur von den Schwiegereltern Heinrich und Alice Thaler, sondern im Grunde von der ganzen Familie war und ist der Oberwirt in Otting. Die Ortschaft gehört ebenfalls zur Gemeinde Waging. Nachdem dem Traditionsgasthaus Ende der 1980er Jahre das Aus drohte, kauften es Heinrich und Alice Thaler 1990, um es für das Dorf zu erhalten.  In den folgenden vier Jahren sanierten und erweiterten sie das Gebäude, das 1804 errichtet wurde und immer ein Gasthaus war. Bis 2006 war der Oberwirt verpachtet, danach übernahmen ihn die Töchter Veronika und Lisa, beides gelernte Hotelfachfrauen, und führten ihn bis 2019.

Nachdem sich die Töchter beruflich veränderten und kein geeigneter neuer Pächter zu finden war, entschieden sich Alice und Heinrich Thaler 2020,  den Oberwirt in Eigenregie zu führen. Die Gäste schätzen die Gerichte aus Bio-Rindfleisch und Zutaten anderer regionaler Erzeuger, die zu fairen Preisen angeboten werden können, weil es keinen Zwischenhändler gibt. Sehr wichtig ist es den Familien Thaler und Danzl, das gesamte Tier samt den Innereien zu verwerten.

Neben Land- und Gastwirtschaft, die Heinrich Thaler quasi im Nebenerwerb betreibt, arbeitete der gelernte Heizungsbauer bis 2019 bei den Waginger Gemeindewerken, deren Leiter er über viele Jahre war. In diesem Kontext war auch er seit Anfang der 1990er Jahre mit dem Thema „Reinhaltung des Waginger und Tachinger Sees“ befasst. Es sei in dieser Zeit viel in Bewegung gekommen, erinnert er sich. Um die Wasserqualität des durch Nitrat- und Phosphoreinträge stark belasteten Sees zu verbessern, schlossen sich Anfang der 2000er Jahre die anliegenden Gemeinden zu einem kommunalen Seenbündnis zusammen.

Auch die Gründung der ersten staatlich geförderten Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel im Jahr 2014 ist letztendlich in diesem Kontext zu sehen, betont Heinrich Thaler. Die ÖMR war für die Region von großer Bedeutung. Dank dieses Pilotprojekts, das Erzeuger bei der Vermarktung ihrer Bioprodukte unterstützt, konnten etliche Bauern nach und nach überzeugt werden, zu extensivierten und auf ökologische Wirtschaftsweise umzustellen.

Adresse

Sabine und Korbinian Danzl

Hochreit 2

83329 Waging am See

Tel. 0160 9449 8288https://www.oberwirt-otting.de/

Mail: korbidanzl@gmail.com

 Web-Adresse: https://www.oberwirt-otting.de/

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