Nach dem Grußwort von Bürgermeister Matthias Baderhuber, Vorstandssprecher der Ökomodellregion, startete die Tour und bot eine wunderbare Gelegenheit, nicht nur die Schönheit der Region zu erleben, sondern auch die Menschen kennenzulernen, die mit Leidenschaft biologische Lebensmittel von hoher Qualität aus und für die Region produzieren.
Begleitet wurde die Veranstaltung von den beiden Sprechern Stefanie Lang und Matthias Baderhuber sowie der Managerin der Ökomodellregion, Marlene Berger-Stöckl, die die Stationen moderierte und für den fachlichen Austausch sorgte. „Es ist uns wichtig, die Menschen mit den Betrieben in direkten Kontakt zu bringen – dort, wo Bio entsteht, und dort, wo es erlebbar wird“, betonte Berger-Stöckl zum Auftakt am Bahnhof in Götzing.
Erste Station: der Schieferlhof Praxenthaler
Die Tour begann beim Schieferlhof von Hans und Elfriede Praxenthaler in Thannsberg. Der „Naturland-Biobetrieb“ umfasst rund 23 Hektar mit Wald, Wiesen und Äckern und wird mit etwa 25 Milchkühen im Nebenerwerb geführt. 1989 stellte Hans Praxenthaler auf Laufstallhaltung um, 2001 folgte die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft. Seit 2002 liefert der Hof Milch an die Milchwerke Berchtesgadener Land.
Praxenthaler gilt als Pionier in Sachen Tierwohl und naturnahem Waldbau. 2023 erhielt er den Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung. Ebenfalls 2023 investierte die Familie in einen EU-zertifizierten Kühl- und Zerwirkcontainer für Bio-Rind- und Wildfleisch, gefördert durch die Ökomodellregion. Wildprodukte werden sowohl über den Großhandel als auch direkt ab Hof vermarktet, teilweise verarbeitet als Rehwürste, oft in Kombination mit Bio-Rind- oder Bio-Schweinefleisch. „Ich bin Direktvermarkter und biete meine Produkte nur ab Hof an“, betonte Praxenthaler.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Kurzrasenweide: Die Tiere verbringen die Vegetationszeit draußen, was sie robust und stressresistent macht. Damit schließt sich der Nährstoffkreislauf direkt auf der Fläche, Kuhfladen werden rasch von Insekten und Bodenlebewesen zersetzt und tragen zur Humusbildung bei. Auch Streuobstwiesen und alte Walnussbäume prägen den Hof. Elfriede Praxenthaler verarbeitet die Ernte mit großem Können. Berger-Stöckl nutzte die Gelegenheit, auf die enge Zusammenarbeit mit den Landschaftspflegeverbänden hinzuweisen – etwa bei der Biosammelzertifizierung und der Aktion „1.500 neue Streuobsthochstämme für die Ökomodellregion“.
Weidegenossenschaft Elsenloh
Nächste Station war die traditionsreiche Weidegenossenschaft Elsenloh bei Tittmoning. Schon seit 1909 treiben Bauern dort ihr Jungvieh gemeinsam auf die Weiden. Heute gehören 24 Höfe dazu, 12 davon halten noch Rinder, neun sind aktiv beteiligt. Vom Zaunaufstellen bis zum täglichen Weidedienst wird vieles gemeinschaftlich organisiert.
Vorstand Wolfgang Zeltsperger schilderte eindrucksvoll die Vorteile dieser Kooperation. Fachfrau Vroni Wolf vom Bioverband Naturland erklärte, wie die Kurzgrasweide eine gleichmäßige, eiweißreiche Vegetation schafft, die optimal für Jungrinder ist, gleichzeitig aber über Kuhfladen einen Beitrag zur Insektenvielfalt leistet. Die Genossenschaft bewahrt so nicht nur eine wertvolle Kulturlandschaft, sondern lebt bis heute das Prinzip „Gemeinsam mehr erreichen“.
Salzachklinik Fridolfing
Einen besonderen Akzent setzte die Station an der Salzachklinik Fridolfing. Klinikleiter Gregor Mack hob hervor, dass die Küche mit einem Bioanteil von knapp 30 Prozent als Vorreiter gilt. Bereits 2015 wurde gemeinsam mit der Ökomodellregion und einem Biomentor ein Konzept entwickelt, wie regionale Bioqualität schrittweise in den Alltag integriert werden kann – von der Beschaffung bis zur Zubereitung.
Die Klinik kocht klassisch mit frischen Lebensmitteln, ohne Fertigprodukte, und versorgt neben den Patienten auch Kindergärten und die Mittelschule mit. Damit beweist sie, dass nachhaltige, regionale und gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung möglich ist.
Seerosenzucht Berthold
Ein Highlight war die Seerosenzucht Berthold, ein traditionsreicher Familienbetrieb seit den 1940er-Jahren. Auf 70.000 Quadratmetern gedeihen über 100 Sorten Seerosen und zahlreiche Wasserpflanzen – alle in Bio-Qualität. Michael Berthold berichtete von der aufwendigen Pflege und den hohen Qualitätsstandards. In der Mittagssonne konnten die Teilnehmer die noch blühenden Seerosen bewundern, die ein eindrucksvolles Bild boten.
Mittagspause im Vereinsheim Götzing
Gestärkt wurde sich im Vereinsheim Götzing mit lauter Produkten von Fridolfinger Betrieben: Semmeln aus Laufener Landweizen von Wolfgang Grösch, belegt mit Wildwürstln, Ziegentalern oder Rindfleischpflanzln, dazu Sauerteigbrot, heimisches Biobier oder Bio-Streuobstsaft. Möglich machten dies die beteiligten Biohöfe – ein kulinarischer Beweis für die regionale Wertschöpfung.
Hof der Familie Berger
Am Nachmittag ging es weiter zum Hof der Familie Berger in Stießberg/Fridolfing. Sepp Berger berichtete von der extensiven Milchviehhaltung mit Kurzrasenweide. „Unsere Milchleistung ist geringer, aber wirtschaftlich genauso tragfähig – entscheidend ist, was nach Abzug der Kosten übrigbleibt“, erklärte er.
Die Familie betreibt saisonale Abkalbung, was arbeitsintensive Winter, aber entspanntere Sommer, im Moment sogar mit nur einmaligem Melken, ermöglicht. „Wir vermarkten nicht direkt, sondern haben uns genossenschaftlich organisiert – unsere Molkerei übernimmt Verarbeitung und Vertrieb“, ergänzte Bäuerin Beate Glatzenberger. Für die Zukunft ist eine Direktvermarktung von Fleisch geplant.
Jungbetrieb von Markus Hager
Zum Abschluss der landwirtschaftlichen Stationen stellte Markus Hager seinen jungen Bio-Gemüsebetrieb in Obergeisenfelden vor. Seit 2021 baut er rund 50 Gemüsesorten sowie Obst an, zudem produziert er Bio-Eier und Honig. Vermarktet wird direkt über Märkte, Läden, Abo-Kisten, an die Salzachklinik und an eine regionale Betriebskantine. Ergänzend baut er Hafer und Kleegras zur Bodengesundung an. Die Teilnehmer genossen hier Kaffee und Biokuchen und erfuhren, wie ein Quereinsteiger erfolgreich Fuß in der Bio-Landwirtschaft fassen kann.
Kultureller Abschluss in St. Johann
Den stimmungsvollen Schlusspunkt setzte ein Besuch der über 500 Jahre alten Kirche St. Johann in Fridolfing. Mesnerin Katharina Schuhegger führte die Gruppe durch das spätgotische Gotteshaus mit seinem Flügelaltar und den Fresken. Sie erzählte von der langen Geschichte des Ortes, der schon in vorchristlicher Zeit als Versammlungsplatz diente. Teilnehmerin Sabine Heuberger aus Tittmoning überraschte die Radler dabei mit einer spontanen Gesangseinlage.
Fazit
Die Führungen erstreckten sich über viele Bereiche – von Milchviehhaltung und Weidewirtschaft über Gemüseanbau bis hin zu Sonderkulturen wie der Seerosenzucht. Überall standen die Betriebsleiter den Besuchern Rede und Antwort. „Die Vielfalt, die wir heute gesehen haben – von Milch über Fleisch und Gemüse bis hin zu Seerosen – zeigt, dass Bio weit mehr ist als ein Label. Es ist eine Haltung und ein Miteinander von Natur und Landwirtschaft“, fasste Sprecherin Stefanie Lang zusammen. Ihr Kollege Matthias Baderhuber ergänzte: „Solche Tage sind eine Einladung, regionale Wertschöpfung und hochwertige Lebensmittel bewusst wahrzunehmen.“
Am Ende kehrten die Teilnehmer mit vielen Eindrücken und großer Wertschätzung für die Arbeit der bäuerlichen Familien nach Götzing zurück – ein Bio-Tag, der seinem Motto gerecht wurde: unvergesslich.
Die Biogenuss-Radltour war Teil der Bio-Erlebnistage 2025, die vom 29. August bis 5. Oktober in ganz Bayern stattfinden und ihr 25-jähriges Jubiläum feiern. Rund 160 Bio-Betriebe laden dabei zu Führungen, Hoffesten und Verkostungen ein.