Der Schlachthof Laufen ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil für die Infrastruktur der Stadt und die Lebensmittelversorgung ihrer Bewohner. Auch viele Gemeinden in der Umgebung, die Landwirtschaft und das Metzgerhandwerk profitieren davon. Weil das Tierwohl in dieser vergleichsweise kleinen Einrichtung groß geschrieben wird, gehören kurze Transportwege und eine durchdachte, verantwortungsvolle Taktung zum Konzept. Über die Jahre hat die Stadt Laufen kräftig investiert und den städtischen Schlachthof 2009 EU-zertifizieren und 2018, nach dem Beitritt zur Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel, bio-zertifizieren lassen. Zudem erhielt die Schlachtstätte 2018 die Zulassung zum Zerlegebetrieb. Damit leisten der Schlachthof Laufen und sein Team einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der bayerischen Schlachthofstruktur.
Der Schlachthof befindet sich in einem historischen Gebäude in der mittelalterlichen Altstadt in unmittelbarer Nähe des Unteren Stadttores und unweit des Salzachufers. In den Geschichtsbüchern ist belegt, dass das stattliche Bürgerhaus in der Altstadt 1786 erstmals als Schlachthof erwähnt ist. Zuvor, so heißt es, wurde auf der nicht mehr existenten Holzbrücke geschlachtet, die die einstige Schifferstadt Laufen und seine ehemalige Vorstadt Oberndorf verband. Etwas versetzt wurde 2006 der Europasteg über die Salzach gebaut.
Der Schlachthof Laufen ist ein kommunaler Betrieb und damit ist der Geschäftsleiter der Stadt Laufen, Christian Reiter, als Lebensmittelverantwortlicher für den Schlachthofbetrieb verantwortlich. Für die betriebliche Organisation ist Bauhofleiter Thomas Streitwieser zuständig. Ihm zur Seite stehen Schlachthofmeister Andreas Schmid und sein Stellvertreter Thomas Stelzig. Beide Bauhof-Mitarbeiter sind gelernte Metzger. Sie sind für den Ablauf und die Koordination zuständig. Die Räumlichkeiten nehmen etwa 350 qm ein, es gehören ein Stall, ein Schlachtraum, ein Zerlegeraum, Nebenräume, Technik und Kühlung dazu.
Schlachttag ist immer am Montag, wenn dies nicht reicht, wird zusätzlich am Dienstag geschlachtet. Ein amtlicher Tierarzt ist währenddessen vor Ort. Zuerst sind Schweine, Rinder und Schafe aus der biologischen Landwirtschaft an der Reihe, danach die Tiere von konventionell wirtschaftenden Betrieben. Beide Bereiche sind strikt getrennt, der Schlachtvorgang an sich ist gleich, ebenso die Kosten. Etwa 20 bis 25 Schweine und 2 bis 7 Rinder werden geschlachtet und zerlegt. Der Bio-Anteil stieg in den letzten Jahren stetig, 2022 lag er bei rund 11,5 Prozent bei 1627 geschlachteten Tieren. Die Einheitsschlachtgebühren, die die Stadt festlegt, können unter www.stadtlaufen.de/schlachthof eingesehen werden.
Die Tiere werden von den Schlachthof-Metzgern artgerecht betäubt und getötet. Bei der Zerlegung, die komplett mit der Hand und nicht am Fließband erfolgt, können die Kunden, also Landwirte und Direktvermarkter, wählen, ob dies die Schlachthof-Mitarbeiter übernehmen oder ob externe Metzger tätig werden. Die Metzgereien Braunsperger und Sichert aus Laufen sowie die Metzgerei Wittscheck aus Niederheining sind befugt, im Schlachthof Laufen zu zerlegen.
Weil das Tierwohl groß geschrieben wird, Stress, Leid und Schmerz vermieden werden sollen, sind kurze Transportwege enorm wichtig und es werden nur Tiere aus einem Einzugsgebiet von etwa 25 Kilometern angenommen. Damit vor allem Rinder nicht lange im Transporter bleiben müssen, ist die Taktung genau festgelegt und die Tiere marschieren, ohne lange Verweildauer, vom Anhänger direkt in die Schussbox. Schweine, die oftmals zu mehreren von ihrem Besitzer angeliefert werden, können im Stall rasten. „So ermöglichen wir eine würdige Tötung“, sagt Thomas Streitwieser. Die Besitzer der Tiere können, wenn sie wollen, bis zum Schluss dabei sein.
Eine Alternative zum Schlachthof haben Landwirte und Direkt-Vermarkter seit Juli 2023 mit einem mobilen Schlachtanhänger. Diesen hat die Erzeugergemeinschaft (EG) Schlachtvieh Traunstein angeschafft. Betrieben wird er in Kooperation mit dem städtischen Schlachthof Laufen. Gefördert hat den Anhänger die Ökomodellregion Waginger See – Rupertiwinkel. Die Landkreise Berchtesgadener Land und Traunstein beteiligten sich mit einem Zuschuss am Unterhalt und am Betrieb des Anhängers.
Bei der mobilen Schlachtung wird den Tieren der Stress, dem sie beim Verladen und beim Transport ausgesetzt sind, erspart. Sie werden am Hof, also in gewohnter Umgebung, vor dem Anhänger fixiert und im Beisein eines Tierarztes betäubt und getötet. Anschließend werden die Schlachtkörper aus hygienischen Gründen zur weiteren Verarbeitung mit dem Anhänger nach Laufen gebracht.
Der Schlachtanhänger zeigt, dass sich die Schlachthöfe in Laufen und Traunstein nicht nur dem Tierwohl verschrieben haben, sondern dass sie landkreisübergreifend auf Synergieeffekte setzen. Obendrein unterstützen sie damit die heimische Wertschöpfungskette von (Bio)-Rindfleisch. Denn um unsere Kulturlandschaft zu erhalten, braucht es die Beweidung des Grünlands mit Nutztieren, allen voran mit Rindern und weiteren Wiederkäuern, die das Gras in Milch und Fleisch umwandeln.
Schlachthof Laufen
Schiffmeistergasse 29
83410 Laufen
Tel. 08682 954495
www.stadtlaufen.de
Schlachthof Laufen – Tierwohl und Regionalität werden groß geschrieben
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